Baustelle in Halle fordert erstes Opfer: Blumenhändlerin schließt Geschäft

Halle. Wie es für sie persönlich ab Februar weitergeht, weiß Julia Westphal noch nicht. Klar ist aber, dass die Floristin kein eigenes Geschäft mehr aufmachen möchte. Die Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre haben, sicherlich bedingt durch widrige Umstände, bei der 43-jährigen Bielefelderin Spuren hinterlassen. &bdquo;Es gab Monate, da habe ich mehrere Tausend Euro von meinem Geld in das Geschäft gesteckt. Irgendwann war mir dann klar, dass ich einen Schlussstrich ziehen muss“, sagt Westphal. Und so schließt sich nun zum 31. Januar ihr unmittelbar am Ronchin-Platz gelegenes Blumengeschäft Edel & Kraut. &bdquo;Die Baustellen haben mir letztlich das Genick gebrochen“, sagt die Floristin. Bis zum Jahresende soll noch alles so laufen wie gewohnt, dann will sie ihren Räumungsverkauf starten. Der Abschied fällt ihr schwer, zumal sie in denselben Räumen ausgebildet wurde und lange als Angestellte des Vorgängergeschäfts Blumen Büttner gearbeitet hat. &bdquo;Ich werde zum Schluss auch keine Schnittblumen mehr anbieten können, sondern nur noch die Ware abverkaufen“, sagt Westphal mit Blick auf den Januar. Aber sie schaut auch durchaus positiv nach vorn und hat in ihrem eigenen Sinne entschieden, dass hier und jetzt Schluss sein muss. &bdquo;Wenn irgendwo eine Tür zugeht, geht sie ja woanders auch wieder auf“, so Westphal. Möglicherweise wechsle sie auch ganz die Branche, denn bei Blumen, das hat sie in den vergangenen Jahren ganz abgesehen von der Baustellenproblematik festgestellt, wird inzwischen gerne mal gespart. &bdquo;Früher haben auch Firmen viel mehr Blumensträuße bestellt, das ist deutlich zurückgegangen. Die Stammkundschaft ist treu geblieben, aber mir fehlt die Laufkundschaft. Bei den Baustellen schlendert doch niemand durch die Stadt und schaut sich Schaufenster an.“ Zudem sei die Dichte an Blumengeschäften in Halle mit Kordbarlag und Schöwerling (im Marktkauf) ausreichend. Härtefallfonds greift bei der Floristin nicht wegen Beerdigungsboom Bleibt die Frage, ob der im Sommer beschlossene Härtefallfonds, von dem derzeit noch 74.000 der bewilligten 80.000 Euro abrufbar sind, Julia Westphal aus der Misere geholt hätte. Allerdings wäre das reine Spekulation, da die Floristin wegen einer bestimmten Regel gar nicht in den Genuss der Förderung kommen könnte. &bdquo;Ich hatte im Sommer zwar im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzverlust in Höhe von 60 Prozent, jedoch konnte ich keine drei zusammenhängende Monate mit jeweils mindestens 20 Prozent Verlust vorweisen“, erklärt die 43-Jährige. Dies sei jedoch Voraussetzung für eine Bewilligung. &bdquo;In einem Monat lief es wegen mehrerer Beerdigungen etwas besser, das hat dann die Drei-Monats-Phase durchbrochen“, erklärt Westphal. Lesen Sie auch: Diese Frau hat in Corona-Zeiten den Mut, beruflich Neues zu wagen Somit gab es keine 3.000 Euro als einmaligen Zuschuss, bei einem Umsatzverlust von mehr als 40 Prozent wären es sogar 5.000 Euro gewesen. &bdquo;Es hätte ein wenig geholfen, aber ich hätte es auch noch versteuern müssen“, sagt Westphal. Weiterzumachen wäre aber auch mit der Förderung letztlich wohl keine Option gewesen. &bdquo;Es wird ja auch nicht besser. Selbst wenn die Rosenstraße fertig ist, werden die Kunden wegen der Baustelle Lange Straße noch wegbleiben. Und die ist erst Ende 2026 fertig“, sagt die Floristin. Hinzu kommen andere Umstände, die ihren Umsatz drücken. &bdquo;Dienstags gehen die Leute beim Wochenmarkt zum Blumen-Lkw direkt vor meiner Tür“ , sagt Westphal. Bei den Preisen könne sie nicht mithalten. &bdquo;Die Verkaufspreise liegen unter meinen Einkaufspreisen“, sagt die Floristin. Die beiden guten Seelen im Haus müssen sich auch umstellen Unterstützt wurde Julia Westphal in den fünf Jahren von Sybille Vahlenkamp, die auch zuvor schon einige Jahre bei Büttner tätig gewesen ist. &bdquo;Es tut mir für sie leid, dass es nicht weitergeht. Ich habe zuletzt ihre Vollzeitstelle schon um 50 Prozent kürzen müssen“, sagt Westphal, die zuvor sechs Mal die Chance hatte, ein Geschäft zu übernehmen, und nun für ihren Mut leider fünf Jahre später mit der Schließung von Edel & Kraut bezahlen muss. &bdquo;Es war im Januar 2021 für mich wie nach Hause kommen. Aber nun geht es eben nicht mehr, das habe ich eingesehen“, sagt die Floristin. Lesen Sie auch: Haller Floristin fürchtet die Ankunft der Bauarbeiter Gesorgt ist immerhin für die Zukunft von Kater Persyk, der praktisch zum Inventar gehörte und stets zwischen Vasen, Töpfen und Schnittblumen chillte. Der kuschelige Vierbeiner war eines Tages einfach so durch die offene Tür ins Geschäft getrippelt und hatte es sich gemütlich gemacht. Der Kater gehörte einer Familie am Ronchin-Platz und als diese umziehen musste, blieb er vor Ort. Das wird er auch weiterhin, da sich eine Nachbarin um den Kater kümmert und es eine Katzenklappe in Richtung Ladengeschäft gibt. &bdquo;Da bin ich schon mal sehr beruhigt. Kunden haben auch immer nach Persyks Zukunft gefragt. Sie selbst wird über ihre weiteren Schritte im neuen Jahr nachdenken. &bdquo;Bis dahin habe ich noch zu viel mit der Schließung des Ladens zu tun.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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