So lange muss Arminia Bielefeld auf Marvin Mehlem verzichten | Haller Kreisblatt

Berlin/Bielefeld. Bitterer hätte das Pokal-Aus kaum sein können. 105 Minuten lang hatte Zweitligist Arminia Bielefeld dem 1. FC Union Berlin einen Zweitrunden-Fight auf Augenhöhe geliefert. Dann verletzte sich Marvin Mehlem so schwer, dass er nicht mehr weiterspielen konnte. Und weil das Wechselkontingent ausgeschöpft war, musste der Außenseiter die zweite Halbzeit der Verlängerung zu zehnt auskommen. Nicht einmal eine Minute war nach Wiederbeginn in Unterzahl absolviert, da schlug es auch schon im Kasten der Arminen ein. Mehlem erlebte den Berliner Siegtreffer durch Danilho Doekhi irgendwo in den Katakomben des Stadions an der Alten Försterei. Gestützt von Arminia-Arzt Tim Niedergassel und Physiotherapeut Michael Schweika war der Mittelfeldspieler vom Feld gehumpelt. Zuvor hatte das medizinische Personal der Ostwestfalen das rechte Bein des Profis mit einem dicken Eisbeutel gekühlt. Die Aussage von DSC-Trainer Mitch Kniat kurz nach dem Spiel ließ zunächst Schlimmeres befürchten: &bdquo;Er hat gesagt, dass es ein bisschen geknackt hat. Wir müssen warten, was die Docs sagen und was bei den Untersuchungen heraus kommt. Es könnte die Achillessehne sein, es könnte aber auch vieles mehr sein. Dadurch, dass ich nicht studiert habe, habe ich da keine Ahnung von.“ Nach Sickers Hereinnahme ist Arminias Wechselkontingent ausgeschöpft Eine Ahnung hatte Kniat indes davon, dass die Achillessehne des Sommer-Zugangs zuletzt nicht in ihrem besten Zustand war. Ob Mehlem es für das Pokalspiel in Berlin überhaupt in den Spieltagskader schaffen würde, hatte am Wochenanfang noch gar nicht festgestanden. &bdquo;Marv hat seit Monaten Achillessehnenprobleme. Wir wollten ihn für das Spiel unbedingt haben. Er hat das für uns gemacht. Leider war der Schmerz am Ende zu doll. Er ist ein Krieger“, gab Kapitän Mael Corboz einen tieferen Einblick in Arminias Gedankenspiele um den 28-Jährigen. Mehlem in der 74. Minute für den ausgepumpten Joel Grodowski einzuwechseln, darf durchaus als ein kalkuliertes Risiko bezeichnet werden. Alternativen wären Christopher Lannert, Florian Micheler und Sam Schreck gewesen, die Köpenick allesamt ohne Einsatzzeit wieder verließen. Kniat erklärte am Donnerstag: &bdquo;In der Situation haben wir perfekt gehandelt, haben alle, also Ärzte, Trainer und Spieler, mit ins Boot geholt und gemeinsam entschieden. Ja, es ist schiefgegangen, das hat aber nichts damit zu tun, dass wir zu sehr ins Risiko gegangen sind. Als wir es entschieden haben, war es eher ein geringes Risiko. Wenn nur einer dagegen gewesen wäre, hätten wir es nicht gemacht.“ Am Freitagmittag gab Arminia dann erst einmal vorsichtig Entwarnung. Mehlem habe sich &bdquo;eine Muskelverletzung in der Wade zugezogen. Das hat eine eingehende Untersuchung nach der Rückkehr nach Bielefeld ergeben. Der 28-Jährige fällt somit für die Partie beim SV Darmstadt sowie für das Heimspiel gegen den Karlsruher SC aus“, hieß es vonseiten des Vereins. Das Spiel in Darmstadt findet am Samstag, 1. November (20.30 Uhr) statt, eine Woche später gastiert der KSC in Bielefeld (Samstag, 8. November, 13.00 Uhr). Anschließend folgt eine Länderspielpause, wodurch Mehlem und der DSC Zeit gewinnen. Ob der Profi danach in der Partie beim 1. FC Nürnberg (Sonntag, 23. November, 13.30 Uhr) tatsächlich mitwirken kann, wird sich zeigen. Besonders bitter aus Bielefelder Sicht ist: Eine Minute, bevor sich Mehlem in Berlin ohne Gegnereinwirkung verletzte, hatte Kniat mit der Hereinnahme von Arne Sicker für Joel Felix sein Wechselkontingent ausgeschöpft. Damit war klar: Der DSC musste das Spiel in Unterzahl beenden. Kniat sagte: &bdquo;Ich bewahre mir normalerweise immer einen Wechsel auf, aber dass wir dann zwei Leute mit Krämpfen haben (Benjamin Boakye, Joel Felix) plus die anderen Verletzten (u.a. Mehlem), kannst du nicht einkalkulieren.“ Torwart Jonas Kersken sagte mit Blick auf die Entstehung des Treffers zum 1:2-Endstand und die Unterzahl: &bdquo;Nach hinten raus ist das einfach nur bitter. Wenn am zweiten Pfosten so ein Mismatch ist, hätte uns ein weiterer Spieler sicher gutgetan.“ Sarenren Bazee trifft in Berlin erneut nur ans Aluminium Es kam viel zusammen an diesem Pokalabend, an dem der DSC abermals hingebungsvoll darum kämpfte, seinem ganz spezielles Pokalmärchen ein weiteres Erfolgskapitel hinzuzufügen. Bielefeld hatte die zwar physisch starken, aber spielerisch limitierten Berliner am Rande der Niederlage.In der besten Phase des DSC, der ersten Viertelstunde nach der Halbzeitpause, hätte Noah Sarenren Bazee die Gäste sogar in Führung bringen können. Stattdessen scheiterte er am Pfosten. Der nächste Was-wäre-wenn-Moment in der Karriere des Außenstürmers. Erst der Aluminiumtreffer im Endspiel gegen Stuttgart im Mai im Olympiastadion, nun der Aluminiumtreffer im Zweitrundenspiel an der Alten Försterei – auch bei Sarenren Bazee und Berlin darf von einem Mismatch gesprochen werden. &bdquo;Wir sind sehr enttäuscht. Wir hatten intern schon eine hohe Erwartungshaltung und haben auch gemerkt, dass etwas möglich war. Aber wenn du gegen einen Bundesligisten gewinnen willst, musst du sehr effektiv sein“, sagte Corboz. Was eine Bielefelder Führung für Auswirkungen auf den Spielausgang gehabt hätte, ist ebenso spekulativ wie die Frage, ob es für den DSC zu elft zumindest mit dem Erreichen des Elfmeterschießens geklappt hätte. Am Samstagabend gastiert Arminia beim SV Darmstadt 98 &bdquo;Ich habe auch schon gesehen, dass wir mit zehn Mann Spiele gedreht und mit zehn Mann eine geile Partie gemacht haben. Das habe ich heute auch gesehen“, sagte Coach Kniat und wollte die Unterzahl nicht größer machen als unbedingt nötig.

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