Arminia kassiert gegen Greuther Fürth mehr als nur ein blaues Auge | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Thomas Kleine war in seiner aktiven Zeit Innenverteidiger. Über 60 Bundesliga- und 222 Zweitligaeinsätze – er spielte sogar acht Mal in der Champions League – hat er auf dem Konto. Viel Erfahrung, die der inzwischen 47-Jährige als Trainer an seine Schützlinge weitergeben kann. Mitch Kniat ist acht Jahre jünger, war ebenfalls zentraler Verteidiger, kennt seinen Kollegen schon länger und schätzt ihn offenbar sehr. Eine herzliche Umarmung nach der Pressekonferenz und die Statements, in denen man sich gegenseitige Hochachtung für die Arbeit versicherte, dokumentieren das. Bei so viel Harmonie wäre ein Unentschieden wohl das Ergebnis der Wahl gewesen. Doch Thomas Kleines SpVgg Greuther Fürth reiste mit einem 3:1-Erfolg von Mitch Kniats DSC Arminia Bielefeld ab. Ein Dreier für die Gäste, der aus Bielefelder Sicht unnötig war, aber vor dessen Zustandekommen Kniat ausdrücklich gewarnt hatte. Arminia-Trainer Kniat warnte – und hatte Recht Anhaltspunkte für eine hohe Erwartungshaltung in diesem 29. ostwestfälisch-fränkischen Duell waren die Zahlen, die vor der Partie in der Tabelle auftauchten. Fürth stellte mit 14 Gegentreffern die schwächste Abwehr der Liga, Arminia mit elf Toren den gefährlichsten Angriff. &bdquo;Im hinteren Teil sind sie ein bisschen löchrig, woran sie aber gearbeitet haben. Das Problem wird Tommi Kleine schnell lösen“, vermutete Kniat vor der Partie. Dass die Franken neben der dokumentierten Defensivschwäche in Sachen Torgefahr dem DSC dicht auf den Fersen waren, hatte Kniat auch angesprochen. &bdquo;Ballgewinn heißt meist auch eine Torchance für die.“ Wie recht er hatte. Denn nachdem die Partie verhaltener angefangen hatte als der vorherige Auftritt gegen Magdeburg, zeigten die Gäste in der 11. Minute, wovor Kniat gewarnt hatte. Über rechts drangen sie in den Strafraum ein. Felix Hagmann, Jonas Kersken und beim zweiten Versuch Leon Schneider mussten mit vereinten Kräften die Doppelchance entschärfen. Bielefelds hohe Intensität entfaltete sich nicht Ein Großer-Kopfball nach einem Fürther Abstoß war die Antwort. Der Bielefelder beförderte den Ball weit zurück fast hinter die Kette. Isaiah Young setzte sich robust im Vollsprint gegen Bjarnason durch, doch sein Schuss kam nicht einmal aufs Tor. Fürth vorne gefährlich, hinten manchmal wackelig – die Beweisführung war nach 19 Minuten abgeschlossen. Die Spielweise der Bielefelder, die für die hohe Intensität gefürchtet ist, entfaltete diesmal keine Wirkung. Eine spontane Erklärung dafür fanden weder Kniat noch die Spieler. Es gebe leider so Tage. Das bestätigte auch Stefano Russo: &bdquo;Wir waren zu langsam im Kopf. Wir hatten einen klaren Matchplan, den haben wir nicht durchgezogen. Wir sind nicht an unseren Männern geblieben, oft zu spät gekommen und haben keine Duelle gewonnen“, analysierte er schonungslos. Konkrete Schuldige sind kaum zu finden Der Gegner habe die Räume groß gemacht, sei in die Lücken gelaufen und die eigene Kette habe zu tief gestanden, analysierte Kniat. Konkrete Schuldzuweisungen für die drei Gegentore nahm niemand vor – es wäre auch schwierig gewesen, denn die Treffer fielen aus einer Verkettung von Unzulänglichkeiten: Ein unhaltbar abgefälschter Schuss von Futkeu (25.) und eine Flanke von John, die ohne weitere Berührung ins Tor fiel (80.). Und zum Schluss, beim 3:1 durch Felix Klaus (90.+4), eine hinten offene Arminia ohne Zuordnung. Einmal, bei Arminias Treffer zum 1:1 durch Wörl (50.), keimte Hoffnung auf, dass der DSC endlich seinem Ruf als Offensivmacht gerecht werden könnte. Grodowskis Großchancen in der 62. und gleich zweimal in der 75., als er völlig frei erst Torwart Boevink und dann Münz anschoss, hätten die Wende einleiten können – ja sogar müssen. Es blieb ein Strohfeuer des Gastgebers, der ansonsten keine ernsthafte Gefahr kreieren konnte. Kapitän Corboz stellte klar: &bdquo;Ich werde nicht über einen Spieler oder eine Chance reden. Es geht um die gesamte Mannschaft, darum, wie wir gespielt haben.“ Ein, zwei Halbchancen seien einfach zu wenig: &bdquo;Wenn man gut spielt, hat man vier, fünf Chancen, und eine davon geht rein.“ .responsive23-XrZQbqf4HPlSn8rJ-ttc-linechart-arminia-bielefelds-saisonverlauf { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XrZQbqf4HPlSn8rJ-ttc-linechart-arminia-bielefelds-saisonverlauf { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XrZQbqf4HPlSn8rJ-ttc-linechart-arminia-bielefelds-saisonverlauf { padding-top: 142.86%; } } Selber schuld – Corboz und Russo reden Klartext Russo fasste zusammen: &bdquo;Wir können über Intensität kommen, über die Duelle. Wenn du zu langsam im Kopf bist, immer zu spät kommst, wird es schwer.“ Das Bemühen sprach er sich und den Kollegen dabei gar nicht ab: &bdquo;Wir versuchen, die Lücken aufzureißen. Das haben wir heute nicht hinbekommen. Wir sind ein paar Mal durchgebrochen, wo es auch immer gefährlich wurde, aber leider zu selten.“ Auch Corboz wählte Klartext: &bdquo;Das war heute von allen nicht gut genug“, und er wiederholte wie zur Bestätigung: &bdquo;Es war vorne und hinten nicht genug. Die haben gut verteidigt und vorne enorm viel Qualität. Trotzdem sage ich, mit einer guten Leistung gewinnen wir das Spiel.“ Fürth hat übrigens immer noch die schwächste Defensive (15 Gegentore), aber mit seinen jetzt 13 Treffern die Arminia als Torfabrik der Liga entthront – Stand 6. Spieltag. In dieser Liga, das betonten alle Beteiligten, wird sich noch viel bewegen. Da sind solche Zahlenspiele schnell Schnee von gestern.

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