
Bielefeld. Wer soll diese Mannschaft eigentlich noch aufhalten? Mit einem fulminanten 4:0-(3:0)-Erfolg gegen Hansa Rostock hat der DSC Arminia Bielefeld zumindest über Nacht die Tabellenführung in der 3. Fußball-Liga übernommen. Die Ostwestfalen ließen ihren Gästen von der Ostsee in der Spitzenpartie des fünftletzten Spieltags vor 25.907 Zuschauern auf der ausverkauften Alm keine Chance.
Am Sonntag hat der bisherige Ligaprimus Dynamo Dresden, der um 13.30 Uhr beim Tabellenvierten 1. FC Saarbrücken antreten muss, zwar die Chance, wieder an Bielefeld vorbeizuziehen. Doch ob nun Erster oder Zweiter, Arminia ist dem Ziel, in die 2. Liga zurückzukehren, mit dem Sieg über Hansa einen erheblichen Schritt näher gekommen.
Im Vergleich zum vorherigen Spiel bei Viktoria Köln begann der DSC personell auf zwei Positionen verändert. Anstelle von Lukas Kunze rückte Sam Schreck ins Team, der gelb-rot-gesperrte Noah Sarenren Bazee wurde von Merveille Biankadi ersetzt.
Bevor es losging, feierte die Fanszene nicht nur ihren DSC, sondern auch sich selbst. Die Ultras des Sparren-Kollektivs machten mit einer riesigen Südtribünen-Choreographie auf ihr 20-jähriges Bestehen aufmerksam.
Arminia von Anfang an am Drücker
Laut war es auf der Alm, und das schon vor dem Anpfiff. Die beiden Fan-Gruppierungen sangen sich ein und brachten sich für das Topspiel Zweiter gegen Sechster in Stimmung. Rund 2.600 Anhänger hatte der FC Hansa mit nach Bielefeld gebracht. In der Startphase blies ihnen und ihrem Team allerdings erst einmal heftig der Wind ins Gesicht. Arminia begann stürmisch und untermauerte, was Trainer Mitch Kniat im Vorfeld angekündigt hatte: „Wir gehen auf einen Sieg, damit sind wir gut gefahren und das werden wir durchziehen. Wir wollen uns von Rostock absetzen.“
Und zudem hatten die Ostwestfalen mit den Hanseaten ja auch noch eine Rechnung zu begleichen. Rostock hatte das Hinspiel hochverdient mit 2:1 gewonnen und Arminia dabei „aufgefressen“, wie Kniat sagte.
Diesmal aber belohnten sich die Bielefelder für ihre engagierte und mutige Anfangsphase in ihrem eigenen Wohnzimmer früh. 23 Minuten waren auf der Alm absolviert, als Kapitän Mael Corboz das Spielgeschehen mit viel Übersicht auf die rechte Bielefelder Angriffsseite verlagerte. Biankadi brachte den Ball flach in den Strafraum, Schreck ließ ihn durch die Beine passieren, der hinter ihm lauernde Joel Grodowski zog ab und traf genau zum 1:0 ins linke untere Eck.
Haugen hat das 1:1 für den FC Hansa auf dem Fuß
Hansa kam kaum über ein paar vielversprechende Ansätze hinaus. Einzig Sigurd Hauso Haugen hatte eine richtig gute Gelegenheit, doch seine Direktabnahme nach der Hereingabe von Alexander Rossipal flog knapp am Pfosten vorbei (28.).
Stattdessen schlug wieder Arminia zu. Nach einer Ecke von Louis Oppie kam Maximilian Großer an den Ball, der Verteidiger fand Corboz, der wiederum aus fünf Metern entschlossen zum 2:0 einköpfte (36.).

Und es kam noch besser für den DSC: Grodowski, der in der 41. Minute bereits das mögliche 3:0 liegen gelassen hatte (er traf freistehend vor Gästekeeper Benjamin Uphoff nach starker Vorarbeit von Christopher Lannert nur die Latte), erhöhte in der 44. Minute auf 3:0. Die deutliche Pausenführung war auch in der Höhe verdient. Schreck hatte sogar noch eine weitere Riesenchance ungenutzt gelassen, als er Uphoff zu umkurven versuchte und hängen blieb, anstatt sofort zu schießen (42.).
Die beste Arminia-Halbzeit in dieser Saison
Die etwas längere Pause nach zuvor zwei Englischen Wochen in Folge hatte Arminia offenbar sehr gutgetan. Und auch von dem Wirbel um das Ermittlungsverfahren, das der Deutsche Fußball-Bund gegen Trainer Kniat eingeleitet hat, hatte sich das Team nicht beeindrucken lassen. Die Bielefelder boten gegen Hansa vor der Pause ihre wohl beste Spielhälfte in dieser Saison.
Gästecoach Daniel Brinkmann versuchte mit einem Dreifachwechsel (46.), der Partie noch einen Richtungswechsel zu geben. Unter anderem ließ er den gelb-rot-gefährdeten Ex-Rödinghauser Franz Pfanne in der Kabine, der sich immer wieder mit unfairen Mitteln gegen die spielerische Klasse von Armine Marius Wörl zu wehren versucht hatte.
Zu einem weiteren Wechsel war Brinkmann gezwungen, als sich FCH-Keeper Uphoff bei einem Zusammenprall mit Mitspieler Marco Schuster am Kopf verletzte. Max Hagemoser kam für Uphoff in die Partie (63.).
Arminia-Verteidiger Großer scheitert am Pfosten
Zuvor hatten die Hausherren gleich mehrmals die Chance zum 4:0 ungenutzt gelassen. Unter anderem traf Großer nach einer Oppie-Ecke per Kopf nur den Pfosten (56.). Bielefeld hatte bis zum Schluss alles unter Kontrolle. Joker Julian Kania erhöhte nach sehenswertem Angriff sogar noch auf 4:0 (88.). Es war sein 14. Saisontor.
Am Sonntag, 27. April (13.30 Uhr), geht es für den DFB-Pokalfinalisten Arminia – immer wieder kündigten die euphorisierten Anhänger auf der Alm ihre bevorstehende Berlin-Reise an – mit der Partie beim FC Ingolstadt weiter.