Ungewöhnliche Karriere: Arminias neuer Vollgas-Fußballer stellt sich vor | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Der Volksmund sagt: In Münster regnet es oder es läuten die Glocken. Münster? Für Joel Grodowski heißt die Stadt ab sofort &bdquo;Telgte-West“. Am Mittwoch absolvierte der neue Stürmer des DSC Arminia Bielefeld sein erstes Training mit der Mannschaft. Und &bdquo;Johnny“, wie er sich vorstellt, machte gleich eine gute Figur im kalten ostwestfälischen Wind und Nieselregen. Das kennt er schließlich. Wettermäßig hat sich der 27-Jährige nicht verändert. Aber statt schwarz-weiß-grün trägt er jetzt schwarz-weiß-blau. Und es steht ihm. &bdquo;Ich will spielen, ich will wieder Spaß am Fußball haben“, sagt er. Grodowski, der Spaß-Fußballer. Vielleicht liegt das an seiner Vita. &bdquo;In der Jugend wollte ich lieber mit meinen Kumpels zweimal die Woche zocken und nicht vier-, fünfmal im Nachwuchsleistungszentrum. Im Nachhinein war das richtig. Manchmal sieht man, dass ich nicht im NLZ war, aber manchmal sind da auch Aktionen, bei denen man sagt: Die braucht man vielleicht“, charakterisiert sich der Stürmer selbst. Die Medien nannten ihn &bdquo;Kreisliga-Messi“ Beim PSV Bork – Vereinsfarben Grün und Weiß – kickte er bis 2017 in der Kreisliga Unna-Hamm. Und Grodowski traf – 42 Mal in der ersten und 53 Mal in der zweiten Saison. Schon hatte er den Spitznamen &bdquo;Kreisliga-Messi“ weg, was nach seiner Aussage gar nicht zu seiner Art, zu spielen, passte. Aber ein englischer Drittligist, Bradford City (Vereinsfarben Rot-Gelb), rief an. Der damals 19-Jährige flog auf die Insel und unterschrieb den Vertrag – ohne Berater. Es wurde ein kurzes Gastspiel. Der Deutsche war verletzt, kam auf gerade einmal 31 Einsatzminuten. &bdquo;Aber es hat mich für das weitere Leben geprägt. Ich habe nicht viel gespielt, aber seitdem ging es Jahr für Jahr weiter bergauf“, erinnert sich Grodowski. Er kehrte nach NRW zurück, spielte für die Hammer Spvg. (Vereinsfarben Rot-Weiß) und Münster II in der Oberliga. Seit 2019 ist er fester Bestandteil der 3. Liga – bei Preußen Münster und beim SC Verl (Vereinsfarben Schwarz-Weiß), wo er nicht nur Mitch Kniat, sondern auch Christopher Lannert und Mael Corboz kennenlernte. Kniat, Corboz und Lannert sind alte Bekannte &bdquo;Mitch ist ein Trainer, der strikt sagt, was er denkt und erwartet. Das mag ich einfach. Er spielt sehr offensiven Fußball, was mir auch entgegenkommt. Mit Chris Lannert oder Mael Corboz hatte ich über die Jahre immer mal wieder Kontakt. Es ist immer einfacher, wenn man ein paar Jungs schon kennt; aber ich bin kein schüchterner Dude (amerikanischer Slang; übersetzt: &bdquo;Typ“, &bdquo;Kerl“). Ich habe da keine Anpassungsschwierigkeiten.“ Mit dem Preußen-Adler auf der Brust ging es im vergangenen Jahr rauf in die 2. Bundesliga. Aber: &bdquo;Ich hatte mir die letzten Wochen ein bisschen anders vorgestellt.“ 15 Einsätze in 19 Ligaspielen (meist ein- oder ausgewechselt) und ein Tor – das war es nicht, was sich der Vollgas-Fußballer erwartet hatte. Er trug es vor: &bdquo;Es war ein offenes Gespräch mit Münster, in dem ich gesagt habe, dass ich einen neuen Schritt wagen möchte.“ Der werdende Vater wurde sich mit dem westfälischen Nachbarn einig. &bdquo;Dass meine Frau schwanger ist, war nicht der ausschlaggebende Punkt. Mich haben die Gespräche mit Arminia am meisten überzeugt. Der aufgezeigte Weg hat mich sofort gepackt.“ Ausgerechnet zum Erzrivalen? Aber ausgerechnet zum Erzrivalen? &bdquo;Dass zwischen den Vereinen Rivalität herrscht, war mir bewusst. Aber ich habe mir das gut überlegt und auch viele positive Nachrichten aus Münster bekommen, in denen sie sich bedanken, dass ich geholfen habe, den Verein hochzuschießen.“ Und tatsächlich empfangen auch die Bielefelder Fans ihn sehr wohlwollend. &bdquo;Man wird relativ schnell merken, dass ich ein offener Mensch bin, der das Herz am rechten Fleck hat. Ich weiß immer, wo ich herkomme, dass ich vor einigen Jahren noch in der Kreisliga gespielt habe“, sagt Grodowski, der natürlich auch weiß, dass die Anhänger und auch die Verantwortlichen Tore von ihm erwarten. &bdquo;Als Offensivspieler wird man an Toren gemessen. Ich weiß, dass viele Leute in den ersten Wochen genau hingucken. Ich versuche, das auszublenden. Wenn ich Spaß habe am Fußball, dann wird das auf jeden Fall gut werden.“ Wenn er zuletzt getroffen hat, hat Grodowski immer eine Adler-Geste gemacht. Das ist ab sofort ein No-Go. &bdquo;Mal sehen, wann das erste Tor fällt. Aber ich werde auf jeden Fall einen anderen Torjubel machen, das ist klar“, verspricht er und macht sich im überwiegend blauen Trainingsdress auf den Weg in den Kraftraum. Und man muss zugeben: Die Farbe, die er zum ersten Mal in seiner Karriere trägt, steht ihm gut.

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