Darum verzichtete Arminia-Neuzugang André Becker auf die Nummer 9 von Klos | Haller Kreisblatt

Bielefeld. André Becker weiß genau, worauf er sich eingelassen hat. Mit Freude, aber auch mit Demut tritt der neue Stürmer von Arminia Bielefeld die Nachfolge von Fabian Klos an. Doch Becker ist ja nicht allein. Dass in dieser Woche in Jeredy Hilterman sein Konkurrent um den Platz im Angriff ebenfalls beim DSC unterschrieben hat, ist für Becker etwas überraschend mehr ein Grund zur Freude als ein Anlass zur Sorge. Vielleicht ist es die brasilianische Leichtigkeit, die dem in der Hafenstadt Recife geborenen 27-Jährigen hilft, sich trotz des Konkurrenzkampfes mit dem Niederländer Hilterman nicht zu stressen. Die beiden Stürmer machen keinen Bogen umeinander, im Gegenteil. &bdquo;Wir haben uns länger ausgetauscht und lachen viel miteinander. Mir ist einfach wichtig, dass man eine gute Chemie in der Mannschaft hat“, erklärt Becker nach den ersten gemeinsamen Trainingstagen mit Hilterman. Seit Mittwoch (3. Juli) ist der Niederländer in Bielefeld. Becker, der zuvor bei Viktoria Köln spielte und die 3. Liga kennt (insgesamt 67 Spiele, 20 Tore), ist dagegen seit Vorbereitungsbeginn (25. Juni) bei Arminia. Vorteil Becker also? &bdquo;Stand heute ist das so. Aber in einer Woche nicht mehr“, sagt Mitch Kniat. Beim Trainer haben demnach beide Stürmer die gleiche Chance, zum Saisonauftakt am ersten August-Wochenende den Platz von Klos (Karriereende) einzunehmen. Becker oder Hilterman – wer macht das Rennen im Arminia-Angriff? Dass beide gemeinsam auflaufen werden, sei laut Kniat zwar &bdquo;möglich, da sie komplett unterschiedliche Typen sind“, dürfte in der Praxis aber doch eher unwahrscheinlich sein. Es sei denn, Arminia muss mal einem Rückstand hinterherlaufen. Dann könnte die niederländisch-brasilianische Doppelpower durchaus mal das Mittel der Wahl sein. Während Hilterman, der zuletzt für den niederländischen Zweitligisten Willem II Tilburg auf Torejagd ging, bei Klos’ alter Rückennummer 9 zugegriffen hat, hatte Becker zuvor die Finger davon gelassen. &bdquo;Das war eine bewusste Entscheidung“, sagt er. &bdquo;Als ich kam, war die 9 zu vergeben. Aber es war für mich gewissermaßen eine Sache des Respekts, sie nicht zu nehmen. Ich habe gesagt: Wenn jemand anderes die Nummer nehmen möchte, dann ist das seine Entscheidung. Aber ich fühle mich mit der 39 auch wohl. Alles, bei dem eine 9 mit drin ist, geht für mich vollkommen in Ordnung.“ &bdquo;Jeder im Fußball kennt die Arminia“ Dass er sich vor seiner Vertragsunterschrift mit der besonderen Langzeit-Beziehung zwischen Klos und Arminia auseinandergesetzt hat, versteht sich von selbst. &bdquo;Ich weiß natürlich auch, wer hier vorher gespielt hat“, sagt Becker. &bdquo;13 Jahre, das lässt man nicht einfach mal so liegen. Man kann nur den Hut ziehen vor dem, was Fabi hier geleistet hat.“ Ist das Erbe auch eine Last? Becker: &bdquo;Mit Druck verbinde ich das gar nicht. Ich freue mich auf die Herausforderung und trage das Vereinslogo auch mit gewissem Stolz. Jeder im Fußball kennt die Arminia. Von daher kann man nur Lust auf die Aufgabe haben.“ In der vergangenen Spielzeit standen sich Klos und Becker zweimal gegenüber. Dem 1:1 im Hinspiel folgte Viktorias 2:0-Erfolg in der Rückrunde. Beide Angreifer gingen jeweils leer aus, am Saisonende lautete die Torbilanz im Fernduell 10:9 für Becker. &bdquo;Zehn ist natürlich eine schöne Zahl“, sagt der Neuzugang, &bdquo;aber es dürfen durchaus noch mehr Tore dazukommen.“ Äußerlich ist Becker mit seinen 1,97 Metern eher der Klos-Typ (1,94 Meter) als Hilterman (1,86 Meter). Kniat beschreibt die beiden Konkurrenten so: &bdquo;Der eine ist eher der kleine Kompakte, der andere der große Dynamische.“ EM? Becker blickt auch auf die Copa America Im Testspiel am Samstag (14 Uhr, Edimedien-Arena) gegen den Regionalligisten 1. FC Bocholt sollen beide ihre Spielzeit bekommen, Hilterman wird sich nach erst wenigen Einheiten beim DSC aber wohl zunächst mit einem Kurzeinsatz begnügen müssen. Ob Becker, der einen brasilianischen Vater und eine deutsche Mutter hat und als Dreieinhalbjähriger nach Deutschland kam, nun die Samba nach Ostwestfalen bringt, beantwortet der 27-Jährige mit einem Lächeln: &bdquo;Bisher war das noch kein Thema, aber wenn wir mal ein paar Siege eingefahren haben, dann können wir darüber noch mal sprechen.“ Er fühle sich &bdquo;beiden Kulturen verbunden“, erklärt er. &bdquo;Ich bringe die brasilianische Gelassenheit mit der deutschen Strukturiertheit zusammen.“ Während ganz Fußball-Deutschland in diesen Tagen auf die EM blickt, richtet Becker auch ein Auge Richtung USA. Dort findet parallel die Copa America statt. Brasilien trifft im Viertelfinale auf Uruguay, gespielt wird am Sonntag um 3 Uhr deutscher Zeit. &bdquo;Wegen der Zeitverschiebung verfolge ich das Turnier nur am Rande“, sagt Becker, denn &bdquo;gerade während der Vorbereitung ist Schlaf wichtig.“ Für sein Duell mit Hilterman um den Platz im Arminia-Angriff will der Stürmer schließlich ausgeruht sein.

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