Post in OWL: Wo Filialen fehlen – und welche Rolle neue Automaten spielen

Bielefeld. Mal eben ein Paket verschicken, einen Brief einwerfen oder Briefmarken kaufen – besonders auf dem Land kann das zunehmend zum Problem werden. Aktuell fehlen bundesweit 160 Postfilialen, die es laut Filialnetz-Pflicht eigentlich geben müsste. Das zeigt der aktuelle Qualitätsbericht der Bundesnetzagentur. Er hat bundesweit eine Debatte darüber ausgelöst, ob die Post ihren Pflichten flächendeckend noch nachkommt. Doch wie ist die Lage in Ostwestfalen-Lippe – und was hat es mit dem Trend zu Poststationen auf sich? Den Daten aus dem September zufolge gibt es im Regierungsbezirk Detmold drei unbesetzte Pflichtstandorte, nämlich Minden, Kirchlengern und Herzebrock-Clarholz. Das ist ein Standort mehr als im Vorjahr. Die Zahlen seien aber oft nur eine &bdquo;Momentaufnahme“, heißt es von der Bundesnetzagentur. Unbesetzte Pflichtstandorte auf dem Land Das liegt auch an der schwächelnden Infrastruktur auf dem Land, erklärt Rainer Ernzer von der Pressestelle der Post: &bdquo;In einzelnen Regionen entstehen vorübergehende Lücken – meist, weil vor Ort kein Einzelhandelspartner mehr verfügbar ist.“ Man habe &bdquo;inzwischen für viele der genannten Standorte, die in der Veröffentlichung der Bundesnetzagentur noch als vakant aufgeführt sind, bereits Lösungen gefunden, die zeitnah umgesetzt werden – mit Ausnahme von rund 80 Standorten.“ Zu diesen Ausnahmen zählt beispielsweise Kirchlengern. Dass in der Stadt im Kreis Herford eine Filiale fehlt, wurde bereits 2024 von der Bundesnetzagentur bemängelt. Für die dortige Stadtverwaltung sei das aktuell jedoch kein Thema, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. In OWL gibt es 24 Poststationen Bundesweit ist die Zahl der fehlenden Filialen um 19 gestiegen. Das ist überraschend, weil die Regeln in diesem Jahr gelockert wurden. So ist die Post zwar weiterhin gesetzlich verpflichtet, in Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern eine Filiale zu haben. Außerdem darf die Filiale in zusammenhängend bebauten Wohngebieten nicht weiter entfernt sein als zwei Kilometer. Doch seit Anfang des Jahres dürfen dank einer Gesetzesnovelle Postfilialen auch durch Automaten – sogenannte Poststationen – ersetzt werden, wenn die Bundesnetzagentur dem zustimmt. Von diesen Poststationen gibt es OWL-weit bereits 24. Davon ist aber nur ein Standort – in Enger – von der Bundesnetzagentur als Ersatz für eine Filiale genehmigt. Alle anderen sind zusätzliche Angebote. An den Poststationen können Pakete abgegeben und abgeholt sowie Briefmarken gekauft und Briefe eingeworfen werden. Außerdem ist eine Videoberatung möglich. Damit kann dort fast alles gemacht werden, was in einer Postfiliale mit Personal möglich ist – und das zu jeder Tageszeit. Enger hat die einzige Automaten-Filiale in OWL Bevor die Bundesnetzagentur grünes Licht gibt für die Automaten-Filialen, hört sie die betroffenen Gemeinden an – die Kommunen sind also mit im Boot. &bdquo;Die Stellungnahme der Kommune ist von besonderer Bedeutung. Sie ermöglicht der Bundesnetzagentur, die Situation vor Ort besser zu beurteilen und die gesetzlichen Entscheidungskriterien auf den Einzelfall anzuwenden“, teilt die Bundesnetzagentur mit. Man prüfe, ob mit einer automatisierten Station anstelle einer Filiale vor Ort noch eine angemessene und ausreichende Grundversorgung gegeben sei. Im Fall des Postautomaten in Enger scheint es jedoch keinen intensiven Austausch gegeben zu haben. Es sei vor circa einem Jahr ein Schreiben mit einer Absichtserklärung für das Aufstellen eines Automaten in der Sundernstraße bei der Stadtverwaltung eingegangen, sagt ein Sprecher der Stadt Enger. Seitens der Stadt habe es dazu keine Einwände gegeben. Damit sei das Thema vom Tisch gewesen. Ob der Automat auf Akzeptanz stößt, könne man nicht sagen. In OWL gibt es insgesamt 279 Postfilialen Für einige Menschen stellen Poststationen auch Hürden dar. So äußert der Sozialverband VdK Kritik. Präsidentin Verena Bentele sagt, das sei ein deutlicher Rückschritt auf dem Weg zu mehr Inklusion. &bdquo;Postautomaten sind für Rollstuhlfahrer, Kleinwüchsige und Menschen mit Sehbehinderungen häufig nicht nutzbar.“ Ältere Menschen seien oft auf persönliche Hilfe vor Ort angewiesen. Die Automaten sollten verbessert werden und größere Displays und Bedienelemente mit Brailleschrift bekommen. Die Bundesnetzagentur hatte zuletzt 629 Anträge von der Deutschen Post erhalten, Filialen durch Automaten zu ersetzen; in 72 Fällen stimmte die Behörde zu, vier der Anträge wurden wieder zurückgezogen. In OWL ist der Bedarf an Postfilialen bis auf die drei Standorte in Minden, Kirchlengern und Herzebrock-Clarholz mit 279 Filialen gedeckt. Ob es aktuell Pläne für mehr Automaten statt Filialen in OWL gibt, wollten weder die Bundesnetzagentur noch die Deutsche Post auf Anfrage mitteilen. - mit Material der dpa -

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