Pipi, Schweiß und Sonnencreme: Wie die Freibäder in OWL das Wasser sauber halten

Die Freibäder in OWL sind im Ausnahmezustand: Durch die Sommerferien und die Hitzewelle kommen täglich auch in den kleinen Bädern Tausende Besucher. Die Folgen des Ansturms sind vor allem abends deutlich in den Becken zu sehen: trübes Wasser mit sichtbarem oder auch nicht so sichtbarem Dreck. Doch verschwindet der wirklich bis zum nächsten Tag? Der Bielefelder Badleiter Enrico Lüdtke sagt: Ja. Wenn es richtig gemacht wird. 2.000 Kubikmeter Wasser fasst das große Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken im Freibad Dornberg im Bielefelder Westen. Springer, Rutscher, Bahnenzieher und Planscher kommen hier alle in einem Becken auf ihre Kosten. Und das sieht man derzeit abends auch. &bdquo;An den Hitzetagen Mittwoch und Donnerstag konnten wir abends nicht mal mehr richtig den Grund im Sprungbecken sehen, so trüb war das Wasser“, sagt Enrico Lüdtke. Der Schwimmmeister leitet das Freibad, das eher zu den Kleineren in Bielefeld gehört. &bdquo;Und selbst hier hatten wir in der Spitze 3.100 Besucher.“ 3.100 Menschen, die auch im Wasser alles Mögliche hinterlassen, Sichtbares und nicht so Sichtbares. &bdquo;Haare, Kaugummi, abgegangene Pflaster“, zählt Lüdtke auf. Gras, Sand, Erde. Und noch unappetitlicher: jede Menge Sonnencreme. Schweiß, Speichel, Hauttalg und natürlich: Pipi. Wie viele Menschen an einem Tag ins Wasser machen, kann Lüdtke nicht abschätzen. &bdquo;Kleine Kinder natürlich“, sagt der Schwimmmeister und grinst. &bdquo;Aber ich würde auch nicht wetten, dass absolut jeder Erwachsene immer auf die Toilette geht.“ Daran erkennen Besucher vollgepinkeltes Wasser Trübes Wasser hingegen sei kein Indikator für zu viel Urin im Wasser. &bdquo;Das denken immer alle“, sagt Lüdtke und grinst verschmitzt. &bdquo;Und viele denken auch, starker Chlorgeruch bedeute im Gegenzug besonders sauberes oder gar überchlortes und ungesundes Wasser. Dabei ist der Geruch tatsächlich ein Indikator für zu vollgepinkeltes Wasser.“ Schwimmer, die nach einem heißen Tag abends vor trübem Wasser stehen, müssen sich also keine Sorgen um die Sauberkeit machen. &bdquo;Natürlich ist es nicht klar“, sagt Lüdtke. &bdquo;Das geht nach solchen Ausnahmetagen gar nicht. Aber es ist trotzdem sauber, die Filter und das Chlor tun ja ihre Arbeit.“ Denn grundsätzlich sind die Anlagen in den Bädern alle so ausgelegt, dass sie mit der Belastung fertig werden. &bdquo;Eigentlich würden es auch nur die Filter tun, ohne das Chlor.“ Dennoch wird Chlor für die Akutdesinfizierung des Wassers gebraucht. &bdquo;Als Beispiel: Schwimmt jemand vor mir her, der krank ist und spuckt ins Wasser, tötet das Chlor die Bakterien und inaktiviert die Viren, bevor sich jemand ansteckt. Später filtert die Anlage dann alles raus.“ Unangemeldete Kontrollen durch Labor aus Gütersloh Heißt: Einmal alle drei Stunden wälzt die Anlage die gesamte Wassermasse komplett um. Und dreimal am Tag messen Lüdtke und seine Kollegen die Wasserqualität per Bechermessung. Dabei prüfen sie den pH-Wert, den Chlorwert, die Säurekapazität und die Redoxspannung. Sie gibt an, wie gut vorhandene Desinfektionsmittel die Keime abtöten. Passen die Werte nicht, ist das erste Mittel der Wahl: Frischwasser hinzufügen. Hinzu kommt: Viele Menschen im Wasser tragen auch sehr viel Wasser raus, in den Badesachen und in den Haaren. &bdquo;Das müssen wir nachfüllen, es kommt also ohnehin an solchen Tagen auch während des Betriebs wieder viel Frischwasser dazu.“ Einmal im Monat kontrolliert in Bielefeld zudem ein unabhängiges Gütersloher Labor das Wasser. &bdquo;Die Kollegen kommen immer unangemeldet und können sich selbst Zutritt verschaffen“, sagt Lüdtke. Hierbei wird das Wasser auch auf Legionellen, E.-coli-Bakterien und andere Krankheitserreger überprüft. Was Badegäste bei glitschigem Boden tun sollten Schwere Partikel im Wasser sinken zudem auf den Boden und lagern sich dort ab. Ihnen rückt dann der Beckensauger zu Leibe, den Lüdtke und seine Kollegen jeden Morgen vor dem Frühschwimmen einsetzen. Und hier hat Lüdtke einen Rat: &bdquo;Fühlt sich der Beckengrund in einem Bad glitschig an, am besten gehen. Dann ist es nämlich nicht sauber.“ Und was hat der Profi zum Thema Duschen zu sagen? Das tun viele Badegäste nämlich nach wie vor nicht, bevor sie ins Wasser hüpfen, weiß auch Enrico Lüdtke, der im Freibad Dornberg ein eher strenges Regiment führt. Beim Thema Duschen aber hat er gute Gründe, nicht zu reglementieren. &bdquo;Ich spreche die Leute nicht an, weil ich ihnen damit unterstelle, sie seien schmutzig. Die Anlagen schaffen es, mit dem Dreck fertig zu werden. Und wir haben auch ohne diese Aufgabe genug zu tun.“

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