15 Organspenden in einem Jahr: So werden in Bethel Leben gerettet

Bielefeld. Jeden Tag treten die Teams in Krankenhäusern an, um Leben zu retten. Das gelingt ihnen oft, doch trotz aller Anstrengungen und medizinischer Möglichkeiten kann nicht jedes Leben gerettet werden. Können Patienten nicht mehr erfolgreich behandelt werden, ergibt sich unter bestimmten Umständen jedoch die Chance, dass sie zu Lebensrettern werden – mit einer Organspende. Im evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) konnten 2024 bei 15 Spendern 55 Organe entnommen werden, so viele wie in keinem anderen Krankenhaus in NRW. Dafür bedarf es nach Angaben des Transplantationsbeauftragten Friedhelm Bach jedoch einer Kultur im Krankenhaus, die Organspende als Chance begreift. 8.269 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Eine Zahl, die seit vielen Jahren konstant ist, obwohl immer neue Patienten auf der Liste landen und ein kleiner Teil mit Spenderorganen versorgt wird. &bdquo;Das liegt daran, dass einige Menschen während der Wartezeit sterben oder von der Liste gestrichen werden, weil sie so schwer krank sind, dass sie nicht mehr transplantiert werden können“, erklärt Intensivmediziner Friedhelm Bach, der im EvKB mit seinen Kolleginnen Ina Vedder und Dorina Zeiger Organspenden koordiniert. &bdquo;Zudem melden sich Menschen aktiv von der Liste ab, weil der psychische Druck zu groß ist. Das gilt vor allem für Nierenkranke, die mitunter mehr als zehn Jahre auf eine Spenderniere warten müssen, aber jeden Tag auf den rettenden Anruf.“ Nur 11,4 Organspender pro eine Million Einwohner in Deutschland Deutschland ist im europäischen Vergleich Schlusslicht, die Organspendezahlen verharren mit 953 Spendern auch 2024 wieder auf einem niedrigen Niveau. Das entspricht lediglich 11,4 Organspendern je eine Million Einwohner. In NRW sind es sogar nur 9,3. Im EvKB setzt sich das Team nach Angaben Bachs dafür ein, potenzielle Organspender frühzeitig zu identifizieren und mit den Angehörigen zu sprechen. &bdquo;Das ist auch eine Chance für uns. Wenn wir in der belastenden Situation sind, dass ein Mensch trotz unseres Engagements sterben muss, aber Organe spenden möchte und kann, dann wissen wir, dass doch nicht alles umsonst war“, erklärt Bach. &bdquo;So lässt sich etwas Sinnvolles in einem sinnlosen Tod erkennen. Das tröstet auch Angehörige, wenn wir den letzten Willen des Verstorbenen umsetzen können.“ Für den Erfolg einer Organspende muss in den 1.200 deutschen Entnahmekrankenhäusern jedoch viel geleistet werden. Die Identifizierung potenzieller Organspender, die Durchführung der Organentnahme und die Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle sind dafür nach Angaben Bachs essenziell. &bdquo;Die Zahl der Organspender in einem Krankenhaus hängt aber auch vom Zufall ab, da wir ja nie wissen, wie viele Menschen an einem Hirntod sterben und wie die Angehörigen reagieren.“ .responsive23-T9f21VsdMZQIyVnY-atlas-slideshow-organspende { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-T9f21VsdMZQIyVnY-atlas-slideshow-organspende { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-T9f21VsdMZQIyVnY-atlas-slideshow-organspende { padding-top: 142.86%; } } Angehörige werden früh auf einen möglichen Hirntod vorbereitet Das ist der Ablauf im Krankenhaus: 1. Feststellung des Hirntodes In Deutschland dürfen Menschen nur nach dem Hirntod Organe spenden. Dieser liegt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums vor, wenn zwei Fachärzte unabhängig voneinander den vollständigen und irreversiblen Ausfall des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstammes nach den Richtlinien der Bundesärztekammern feststellen. Der nachgewiesene Ausfall des gesamten Gehirns wird umgangssprachlich als Hirntod bezeichnet und ist ein sicheres Todeszeichen. &bdquo;In dieser Situation kann die Herz- und Kreislauffunktion des Verstorbenen nur noch durch Beatmung und Medikamente künstlich aufrechterhalten werden“, erklärt Bach. 2. Frage nach der Einwilligung Nur wenige betroffenen Patienten werden nach Angaben Bachs bereits hirntod ins Krankenhaus eingeliefert. &bdquo;Leider kann es jedoch während der Therapie passieren, dass trotz aller Anstrengungen das Leben eines Patienten nicht mehr gerettet werden kann.“ In solchen Fällen würden die Angehörigen und die Transplantationsbeauftragten informiert, um eine mögliche Organspende abzusprechen. &bdquo;Das ist Teamarbeit, weil viele Mitarbeiter verschiedener Bereiche zusammenarbeiten und an eine Organspende denken müssen. Voraussetzung dafür ist eine Kultur im gesamten Haus, die die Organspende als Chance begreift.“ Früher wurden die Gespräche mit den Angehörigen über eine potenzielle Organspende nach Angaben des Intensivmediziners oft erst nach der Feststellung des Hirntodes geführt. &bdquo;Heute beginnen wir früher damit, Angehörige auf einen möglichen Hirntod und Organspende vorzubereiten.“ Gespräche dieser Art erforderten Fingerspitzengefühl. &bdquo;Wir müssen auf den richtigen Ton und Zeitpunkt achten. Angehörige sind in einer Ausnahmesituation und nicht immer auf die Frage vorbereitet.“ Angehörige sind nach Angaben Bachs jedoch auch deshalb stark belastet, weil sie den Willen des Verstorbenen nicht kennen. &bdquo;Das kommt leider oft vor. Und um keine Fehler zu machen, entscheiden sich die meisten dann gegen eine Spende. Deshalb sollte sich jeder Mensch zu Lebzeiten Gedanken machen und seiner Familie mitteilen.“ Bach erlebt jedoch immer mehr Angehörige, die den Willen des Verstorbenen kennen. &bdquo;Da gibt es ein klares Ja oder Nein. Das zeigt, dass die Aufklärung wirkt.“ 3. Weitere Untersuchungen Nach der Feststellung des Hirntodes und der Einwilligung der Angehörigen informiert die Klinik nach Angaben Bachs die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), die einen Koordinator schickt. &bdquo;Zum Schutz der Organempfänger wird das Blut der Verstorbenen untersucht, um Infektionen oder Tumorerkrankungen auszuschließen“, erklärt Bach. Die DSO informiert danach die internationale Organvermittlungsstelle Eurotransplant, die für die Verteilung der Organe zuständig ist. &bdquo;Darauf haben wir als Entnahmekrankenhaus keinerlei Einfluss“, sagt Bach. 4. Organentnahme Die DSO organisiert in Absprache mit dem Entnahmekrankenhaus die Organentnahme. &bdquo;Die Entnahme findet mit der gleichen Sorgfalt statt wie eine Operation am lebenden Menschen. Die Würde des Verstorbenen wird bewahrt“, erklärt Bach. Bauchorgane wie Leber und Nieren würden meist von den Ärzten des Entnahmekrankenhauses entnommen. &bdquo;Für die Entnahme von Brustorganen wie Herz und Lunge schicken die Kliniken, in denen die Organempfänger versorgt werden, oft Teams.“ Nach der Entnahme werde der Leichnam für die Bestattung vorbereitet. 5. Organtransport Die Spenderorgane werden nach der Entnahme laut DSO sicher verpackt und zügig zu den Transplantationszentren transportiert. &bdquo;Die Funktion des Transplantates und das Überleben des Organempfängers hängen unmittelbar davon ab“, erklärt ein Sprecher. Im EvKB wurden 2024 55 Organe innerhalb der 15 Organentnahmen gespendet. &bdquo;Es ist davon auszugehen, dass somit auch 55 Menschen dadurch jetzt ein besseres Leben führen können als vorher oder ihnen sogar das Leben gerettet wurde“, erklärt Bach.

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