Wie zwei jugendliche Intensivtäter aus OWL die Polizei beschäftigen

Bielefeld. Sie sind noch Teenager, sollen aber schon früh eine kriminelle Karriere gestartet haben – mit Raub, Erpressung, Diebstahl und mehr. Um gegen solche Intensivtäter vorzugehen, ergreift die Polizei eine Vielzahl an Maßnahmen. Doch wie verlaufen solche kriminellen Laufbahnen? Zwei Beispiele aus OWL: Mit 13 soll der Junge aus Lippe bereits acht Straftaten innerhalb eines Jahres begangen haben. Laut Polizei begann er seine kriminelle Laufbahn mit Sachbeschädigungen und Ladendiebstahl. Später folgten Raub und Erpressung. Deutlich extremer ist zudem die Vita eines 17-Jährigen aus dem Kreis Minden-Lübbecke. Er soll laut Polizei innerhalb eines Jahres ganze 45 Mal straffällig geworden sein. Verübt haben soll er Delikte wie Bedrohung, Beleidigungen, Urkundenfälschungen, diverse Formen des Ladendiebstahls, wie etwa Ladendiebstahl mit Waffen oder Bandenladendiebstahl. Auch Fahrräder soll er gestohlen haben. Später wurde der Teenager laut Polizei mit Drogendelikten, gefährlicher Körperverletzung und Raub aktenkundig. Straftaten gelten in Cliquen als cool Die Beispiele dieser beiden Teenager sind für Experten exemplarisch. &bdquo;Die beiden Fälle verdeutlichen sehr, wie kriminelle Laufbahnen im jungen Alter beginnen. Erst mit verhältnismäßig harmlosen Straftaten, die Spirale geht aber immer nach oben“, berichtet ein Polizist. &bdquo;Diese Spirale zu beenden und dazwischenzukommen, ist für uns nur schwer möglich.“ Was es besonders schwer für die Polizei macht: &bdquo;Vor allem jugendliche Intensivtäter bewegen sich oft in Cliquen, in denen Straftaten als cool gelten. Den Tätern das Gegenteil zu vermitteln, würde oft auch den Bruch mit engen Freunden bedeuten“, sagt der Polizist. Fragt man das Landeskriminalamt NRW (LKA) nach möglichen Maßnahmen im Umgang mit und der Bekämpfung von Intensivtätern, nennt ein Sprecher eine ganze Liste an Beispielen. Die Polizei recherchiert beispielsweise gezielt in sozialen Medien. Welche Kontakte pflegt der Intensivtäter? Welche Orte besucht er? Postet er besondere Dinge? In der Regel legt die Polizei eigene Akten, sogenannte Personagramms, für Intensivtäter an. Je nach Auffälligkeit können diese durchaus dick werden. .responsive23-WebHTCnD65Xk4IXR-choro-kaufkraft { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-WebHTCnD65Xk4IXR-choro-kaufkraft { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-WebHTCnD65Xk4IXR-choro-kaufkraft { padding-top: 166.67%; } } Hälfte der Intensivtäter sind Erwachsene Auch sogenannte Gefährderansprachen spielen eine große Rolle, vor allem, wenn eine Person frisch als Intensivtäter eingestuft wird. Dafür gibt es gewisse Voraussetzungen, unter anderem, wenn die Person innerhalb von zwölf Monaten mehr als fünf Straftaten begangen haben soll und keine Aussicht auf Besserung besteht. Die Polizei schöpft dann die rechtlichen Mittel aus, speichert beispielsweise die DNA des Intensivtäters. Zudem bezeichnet der LKA-Sprecher in solchen Fällen die Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaft und anderen öffentlichen Stellen als &bdquo;intensiv“, mit anderen Behörden wie Jugendämtern oder Ausländerämtern gebe es einen regelmäßigen Informationsaustausch. Die Liste an Mitteln der Polizei ließe sich deutlich fortführen. Der LKA-Sprecher betont: &bdquo;Bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität steht der Gedanke der Erziehung im Vordergrund, während die an Erwachsene adressierten Maßnahmen eine ausschließlich repressive Zielrichtung haben.“ Immerhin gelten mehr als 1.600 Personen in NRW als Intensivtäter, etwa die Hälfte sind Erwachsene, die anderen 50 Prozent Jugendliche, Heranwachsende oder Kinder. In OWL sind es rund 180 Intensivtäter, die die Polizei auf dem Schirm hat. &bdquo;Die Betreuung solcher Intensivtäter durch die Polizei ist durchaus zeitintensiv“, heißt es aus Sicherheitskreisen. Intensivtäter aus Minden-Lübbecke in Haft Haben die polizeilichen Mittel bei den beiden Teenagern aus OWL gewirkt? Bei dem 13-Jährigen aus Lippe, der zeitweise als Intensivtäter galt, sollen verschiedene Maßnahmen zur Besserung geführt haben. Zum einen gab es gleich mehrere Gefährderansprachen, ein Bezirksdienstbeamter hat den Jungen intensiv betreut, um weitere kriminelle Entwicklungen zu unterbinden. Gemeinsam mit anderen Netzwerkpartnern wie dem Jugendamt schafften die Behörden zudem ein neues Lebens- und Wohnumfeld. &bdquo;Seit acht Monaten ist das Kind nicht mehr polizeilich aufgefallen“, heißt es von der Polizei Lippe. Eine Reihe von Maßnahmen ergriff die Polizei Minden-Lübbecke derweil gegen den 17-Jährigen, der innerhalb eines Jahres Dutzende Straftaten begangen haben soll. Dazu zählten beispielsweise gezielte Recherchen, Gefährderansprachen, Entnahme und Speicherung von DNA-Proben, Berichterstattung nach jedem Antreffen mit dem Intensivtäter und weiteren Möglichkeiten. Ob die Maßnahmen tatsächlich erfolgreich waren, lässt sich nur schwer sagen: Denn seit Anfang 2024 sitzt der Intensivtäter in Haft. &bdquo;An solche Personen kommen wir kaum mehr ran“, sagt ein Polizist mit Blick auf den Teenager aus Minden-Lübbecke. &bdquo;Die Spirale an Gewalt und immer schwerwiegenderen Straftaten scheint schon sehr weit vorgeschritten. Da gehört mittlerweile auch der Wille des Intensivtäters dazu, weiterhin kriminell zu sein. Es ist schwer vorstellbar, dass auch eine Haftstrafe zu einem Umdenken führen wird.“

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