Deutlicher Anstieg der Clankriminalität: Ein Kreis sticht in OWL heraus

Bielefeld. Die Sicherheitsbehörden in Ostwestfalen-Lippe haben im vergangenen Jahr Hunderte Straftaten erfasst, die einen Bezug ins Clan-Milieu haben. Das zeigt eine Auswertung des aktuellen &bdquo;Lagebild Clankriminalität NRW“ für das Jahr 2023. In OWL sticht ein Kreis besonders hervor, in dem verhältnismäßig viele Taten von Mitgliedern türkisch-arabischer Großfamilien registriert wurden. Das Landeskriminalamt NRW (LKA) erfasste für das Bundesland 2023 insgesamt 7.000 Straftaten, mehr als 550 Taten allerdings an &bdquo;unbekannten“ Orten oder außerhalb NRWs. Insgesamt stiegen die Zahlen. 412 der Straftaten mit Clan-Bezug wurden derweil in den sieben Kreisen in OWL erfasst – das entspricht etwa 6,4 Prozent aller Taten, die mit Sicherheit im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörden im Land registriert wurden. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es in OWL 360 Taten, die das LKA in die Clan-Statistik aufgenommen hat. Spitzenreiter in der Region OWL ist derweil der Kreis Minden-Lübbecke. Hier wurden im vergangenen Jahr 110 Straftaten erfasst, bei denen die Kriminalpolizei einen Bezug ins Clan-Milieu sieht. NRW-weit liegt der Kreis damit auf Platz 17. Schon seit mehreren Jahren werden in dem nördlichen Kreis der Region verhältnismäßig viele Clan-Straftaten erfasst. Allerdings heißt es aus Polizeikreisen immer wieder, dass es sich bei den Straftaten um keine herausragenden Delikte handele. Clans fallen vor allem mit Rohheitsdelikten auf Generell handelt es sich laut LKA bei Straftaten von &bdquo;Clankriminellen“ um Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit, also zum Beispiel Gewalttaten, Bedrohung und Nötigung. Insgesamt waren rund 1.200 Taten dem Bereich der Schweren Kriminalität zuzuordnen, also etwa gefährliche Körperverletzung oder Schutzgelderpressung. Zehn Tötungsdelikte wurden zudem in NRW dem Bereich Clankriminalität zugeordnet. Derweil erfassten die Behörden im Kreis Paderborn 82 solcher Straftaten mit Clan-Bezug. Im Kreis Lippe waren es derweil 81. In Bielefeld waren es 61 Straftaten, im Kreis Herford 33. Im Kreis Gütersloh erfasste die Polizei 29 Fälle. Schlusslicht in OWL und landesweit die zweitwenigsten Taten (nach dem Kreis Olpe) registrierte die Polizei im Kreis Höxter. Mehr als 200 Personen mit Clan-Bezug leben in OWL – mindestens Bereits seit Jahren betont die zuständige Bielefelder Polizei, dass die Region OWL in Sachen Clankriminalität kein Hotspot ist. Bei den hier erfassten Fällen handele es sich oftmals um niederschwellige Straftaten, ein deliktischer Schwerpunkt sei nicht erkennbar. Ebenso wenig ein Bezug zur Organisierten Kriminalität. Und: Die Straftaten mit Clan-Bezug werden in OWL in der Regel durch Einzelpersonen begangen, die zum Teil auch als Mehrfachtäter in Erscheinung treten. Dass also innerhalb der Großfamilie mehrere Mitglieder sich zu Straftaten zusammenschließen, ist hier offenbar kaum der Fall. Insgesamt zeigt das &bdquo;Lagebild Clankriminalität“, dass im vergangenen Jahr 229 Tatverdächtige mit Clan-Bezug erfasst wurden, die ihren Wohnsitz in der Region OWL haben. Davon sind 15 Personen verdächtig, für mehrere Straftaten verantwortlich zu sein. .responsive23-BiOIsWTeHesKX4p2-bar-vertical-straftaten-mit-clan-bezug-in-owl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-BiOIsWTeHesKX4p2-bar-vertical-straftaten-mit-clan-bezug-in-owl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-BiOIsWTeHesKX4p2-bar-vertical-straftaten-mit-clan-bezug-in-owl { padding-top: 142.86%; } } Auswertung nach Familiennamen Basis für die Zahlen ist eine Auswertung der Sicherheitsbehörden nach Familiennamen, die das LKA als &bdquo;clanrelevant“ ansieht. Das LKA zählt in NRW 118 solcher Familiennamen, deren Mitglieder immer wieder durch Straftaten auffallen – als bekannte Beispiele in NRW sind hier die Familien Al-Zein oder Omeirat (beide in verschiedenen Schreibweisen) zu nennen. Das LKA betont jedoch auch: Nicht alle Personen, die einen entsprechenden Namen tragen, sind nicht gleich kriminell. Im Kreis Minden-Lübbecke leben 76 Verdächtige für Straftaten, die einen entsprechenden &bdquo;clanrelevanten“ Namen tragen. In Bielefeld sind es 37 Verdächtige, ebenso in Lippe. Im Kreis Paderborn lebten 29 Tatverdächtige mit Clan-Bezug. Experten warnen vor Clankriminalität im ländlichen Raum &bdquo;Auch im ländlichen Bereich haben sich Angehörige krimineller Clans niedergelassen“, sagt Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. &bdquo;Und nicht alle dieser Personen halten sich an Recht und Ordnung.“ Schwerpunkte für Clankriminalität sind vor allem das Ruhrgebiet (vor allem Essen, Recklinghausen und Gelsenkirchen). &bdquo;Doch auch im ländlichen Bereich spielen Clans keine unbedeutende Rolle. Dort, wo sich Geld machen lässt, agieren die kriminellen Mitglieder auch“, sagt Rettinghaus. &bdquo;Wir dürfen diese Regionen keineswegs außer Acht lassen.“ &bdquo;Clankriminalität ist längst nicht nur ein städtisches Problem der Metropolen an Rhein und Ruhr, längst operieren kriminelle Banden auch in den ländlichen Regionen wie Ostwestfalen-Lippe“, betont der innenpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marc Lürbke aus Paderborn. &bdquo;Das ist eine alarmierende Entwicklung.“ Generell zeigen die Zahlen aus dem Clan-Lagebild nur das Hellfeld, zudem werden laut Lürbke &bdquo;längst nicht alle kriminellen Familienbünde in OWL abgebildet“. Der Innenexperte weiter: &bdquo;Die tatsächliche Lage in manchen OWL Kommunen erfordert bereits heute erhebliche Anstrengungen für unsere Polizei.“ Der flächendeckende Fahndungsdruck in ganz NRW fehle, so Lürbke. Seine Lösung: &bdquo;Es braucht mehr Personal, speziell geschulte Kripo-Experten und eine entschlossene Strategie, um zu verhindern, dass ländliche Räume zu Rückzugsorten der Clans werden.“

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