OWL liegt flach: Heftige Infektwelle hat die Region fest im Griff

Herford/Bielefeld. Die Infektwelle schwappt durch Ostwestfalen-Lippe. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Krankheiten. Die Grippe spielt eine große Rolle, aber auch Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte greifen um sich. 30 Patienten sieht Jens Grothues, Mitglied im Vorstand des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, in der Akutsprechstunde zu normalen Zeiten höchstens Mal an einem Montag. Derzeit ist diese Schlagzahl an jedem Wochentag die Regel. Als dramatisch bezeichnet er die Situation nicht, &bdquo;aber die Grippewelle schwappt gerade schon sehr heftig.“ Besonders auffällig in den Augen des Hausarztes aus dem Kreis Höxter: die Schwere der Erkrankung bei vielen Patienten. &bdquo;Ich sehe hier viele mit sehr hohem Fieber, sehr geschwächt. Und viele brauchen auch sehr lange, um wieder auf die Beine zu kommen.“ Zudem seien viele Kinder erkrankt, auch das sei eher ungewöhnlich. Diese Ansicht teilt Marcus Heidemann, Vorstand des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Westfalen-Lippe. &bdquo;Wir sehen derzeit in den Kinderarztpraxen viele echte Influenzafälle, das fällt schon auf.“ Der Pädiater aus Bielefeld hat deshalb, wie immer in Zeiten von Infektwellen, seine Akutsprechzeiten ausgeweitet. &bdquo;Es ist die typische Zeit.“ Kliniken mit Notfallversorgung am Anschlag Doch nicht nur die niedergelassenen Ärzte haben alle Hände voll zu tun, auch die Kliniken in OWL sind in Sachen Notfallversorgung am Anschlag. Bis zu vier Stunden müssen Eltern derzeit in der Notaufnahme des Kinderzentrums im Evangelischen Klinikum Bethel warten. In den Augen von Oberarzt Sebastian Gaus ist das aber nicht nur mit der Infektwelle zu erklären, sondern auch damit, dass mittlerweile durch eingeschränkte Notdienste in den Kreisen Gütersloh und Herford auch diese Patienten in Bethel landen. Auswirkungen auf die stationäre Versorgung hat die Infektwelle aber nicht. &bdquo;Es sind genug Betten da.“ Anders sieht das in den Mühlenkreiskliniken (MKK) in Minden-Lübbecke, im Klinikum Lippe und im Kreisklinikum Herford-Bünde aus. Besorgniserregend ist die Lage nicht, dennoch müssen hier gerade deutlich mehr Patienten auch stationär aufgenommen werden. &bdquo;Wir haben es mit heftigen Verläufen zu tun, sehen viele Menschen mit Lungenentzündungen“, teilt MKK-Sprecher Christian Busse mit. Im Hinblick auf die Bettenzahl sei das nicht problematisch. &bdquo;Aber für Grippe-Patienten brauchen wir Isolierzimmer, und die haben wir nicht unbegrenzt zur Verfügung.“ Um die Infektlage schneller klären zu können, arbeiten die Mediziner deshalb derzeit mit Influenza-Schnelltests. Lungenentzündungen überall in OWL auf dem Vormarsch Auch das Klinikum Lippe kommt an seine Kapazitätsgrenzen. Laut Pressesprecher Christian Ritterbach sind aktuell 100 Patienten isoliert und werden stationär versorgt. &bdquo;Seit Wochen verzeichnet das Klinikum Lippe eine durchgehend hohe Auslastung. Sowohl die Notfallversorgung als auch Eingriffe erleben eine immense Nachfrage, die unsere Kapazitäten zum Teil bis an die Grenzen auslastet.“ Im Kreisklinikum Herford-Bünde bringt Alexander Kemper, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin, die Situation so auf den Punkt: &bdquo;knüppelvolle Notaufnahme und knüppelvolles Haus“. Auch hier müssen deutlich mehr schwere Fälle stationär aufgenommen werden, spielen Lungenentzündungen nach Infekten eine große Rolle. &bdquo;Das ist nicht ungewöhnlich, aber auffällig.“ Einen Lichtblick gibt es aber: Laut einiger Mediziner aus OWL ist dies bereits der Höhepunkt der Infektwelle, teilweise ebbt sie bereits ab. Besserung ist also in Sicht.

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