Salafisten agieren in Moscheen in OWL: Was tun die Gemeinden dagegen?

Bielefeld. Egal ob Bielefeld, Paderborn oder Detmold: Dem NRW-Verfassungsschutz sind in der gesamten Region Ostwestfalen-Lippe Moscheen bekannt, die als Anlaufstelle für Salafisten eingestuft werden. Recherchen dieser Redaktion zeigen, dass Personen aus der radikal-islamistischen Szene teilweise sogar heimlich in den Einrichtungen rekrutieren. Vielen muslimischen Gemeinden in der Region ist das ein Dorn im Auge. Doch tun sie auch etwas dagegen? Ein paar junge Männer posieren im Sommer für ein Bild in einer Bielefelder Moschee – dem Islamischen Zentrum Bielefeld. Sie freuen sich über &bdquo;einen neuen Bruder“ – offenbar ist wenige Minuten zuvor ein Mann zum Islam konvertiert. In seiner Hand hält er einen kleinen Karton mit dem Logo von &bdquo;Betreuung neuer Muslime“, eine Kampagne des österreichischen Missionierungsprojektes &bdquo;Iman TV“, das im Fokus verschiedener Verfassungsschutzorganen steht und als salafistisch eingestuft wird. Verbreitet in den sozialen Medien hat das Foto – sowie ein weiteres Bild aus dem vergangenen Jahr, ebenfalls mutmaßlich kurz nach einer Konvertierung – eine Gruppe, die laut eigenen Angaben sogenannte &bdquo;Dawah“ betreibt. Der Begriff steht für die Missionierung für den Islam. Mit einem Infostand standen die jungen Männer bereits in der Bielefelder Innenstadt, um etwa Flyer zu verteilen. Auf ihren Social-Media-Profilen verbreitet das Projekt Videos, vor allem von Predigern, die der salafistischen Szene zuzuordnen sind. Und: Auch der Verfassungsschutz hat die Missionierungskampagne mittlerweile auf dem Radar und ordnet sie dem &bdquo;extremistisch-salafistischen Spektrum“ zu. Keine Kontrolle der Besucher in Moscheen in OWL &bdquo;Moscheen sind die Institutionen mit den längsten Öffnungszeiten, wir können leider nicht fortlaufend kontrollieren, wer zum Gebet kommt“, sagt der Vorsitzende des Bielefelder Bündnisses Islamischer Gemeinden (BIG), Cihad Kefeli. &bdquo;Wir haben in Bielefeld in offiziellen Moscheestrukturen keinerlei salafistische Tendenzen. Und da arbeiten wir jeden Tag hart für.“ Das Islamische Zentrum Bielefeld hatte wegen eines Bildes der Missionierungsgruppe bereits Kontakt mit dem Staatsschutz - offenbar soll sich die Polizei für die Aufnahme, auf der sich mehrere junge Männer über die Konvertierung freuten, interessiert haben. &bdquo;Wir kooperieren vollständig mit den Behörden, um Salafismus zu verhindern“, sagt Kefeli. Die Gemeinden im BIG haben zudem weitere feste Regel. &bdquo;Wir haben zum Beispiel die Vorgabe, dass es keine inoffiziellen Gesprächszirkel gibt. Zudem erhält bei uns niemand eine Plattform ohne vorherige Zustimmung des jeweiligen Vorstands.“ Sollten Salafisten in irgendeiner Form in Bielefelder Moscheen agieren, &bdquo;dann am Vorstand vorbei“, sagt Kefeli. Weil salafistische Inhalte mittlerweile vor allem in sozialen Medien verbreitet werden (die Bielefelder Missionierungsgruppe ist ein Beispiel dafür), versuchen die Gemeinden laut Kefeli bereits präventiv zu handeln. &bdquo;Die Imame appellieren bereits seit Jahren, nicht auf ’Schlagwortprediger’ im Internet zu hören.“ Ähnlich wie in Bielefeld geht es auch in Paderborn zu, betont Emin Özel von der Schura. Unter dem Dach sind acht Moscheevereine organisiert. &bdquo;Wir Moscheevertreter treffen uns monatlich und besprechen dabei auch regelmäßig, wie wir mit dem Thema umgehen und dem entgegenwirken.“ Zudem betont Özel: &bdquo;Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir uns bekannte Anhänger der salafistischen Szene nicht in unseren Moscheen haben.“ Den Behörden könnten natürlich mehr Anhänger als uns bekannt sein, sagt Özel. &bdquo;Wir halten aber Augen und Ohren offen.“ Salafisten besuchen Moscheen in Herford, Minden und Detmold Özel berichtet von einem ihm bekannten Fall: &bdquo;Es gab mal eine auffällige Person, die wir genau beobachtet haben und den Kontakt zur Polizei aufgenommen haben.“ Auch ein Hausverbot sei geprüft worden. Die Behörden haben laut Özel jedoch versichert, dass von der Person keine Gefahr ausgehe. Generell unterscheidet der NRW-Verfassungsschutz in drei Kategorien. So kann eine Moschee als Anlaufstelle für Salafisten gelten, wenn Anhänger der Szene diese besuchen. Neben Bielefeld, Paderborn und Detmold nannte der Leiter des Nachrichtendienstes gegenüber dieser Redaktion vor wenigen Monaten auch noch Minden und Herford, in denen entsprechende Moscheen im Fokus stehen. In Minden beispielsweise agiert einer der Köpfe hinter dem salafistischen Missionierungsprojekt &bdquo;Einladung zum Islam“ in einer Moschee. Der junge Mann hielt in der Vergangenheit offenbar eine Predigt in der Einrichtung. In einer anderen Moschee in Minden wurde Anfang 2024 der Salafisten-Prediger Abu Alia angekündigt. Der Vorsitzende des Trägervereins habe nichts von dem Hintergrund des Predigers gewusst, sagte er damals dieser Redaktion. Besucher der Moschee hätten den Vortrag organisiert - der letztendlich abgesagt wurde. 14 &bdquo;salafistisch beeinflusste“ Moscheen in NRW – darunter Herford Zudem kategorisiert der Verfassungsschutz in &bdquo;salafistisch beeinflusste“ Moscheen – hier sind Personen im Vorstand oder bestimmte Aktivitäten zu beobachten, die dem Salafismus zuzuschreiben sind. Der Nachrichtendienst zählt in ganz NRW 14 solcher Einrichtung – unter anderem in Herford. Hier trat vor gut einem Jahr der bekannte Salafist Abdelhamid auf. Der Vorstand beharrte damals gegenüber dieser Redaktion darauf, dass auch hier ein gelegentlicher Moschee-Besucher den Vortrag organisiert habe. Bei &bdquo;salafistisch geprägten“ Einrichtungen wäre ein Großteil des Vorstands oder sämtliche Aktivitäten salafistisch dominiert. So eine Einrichtung gibt es in NRW jedoch nicht. Laut Sicherheitsbehörden gibt es im Bundesland 2.700 Anhänger der salafistischen Szene, davon rund 150 in OWL.

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