Die gefährlichen Netzwerke tschetschenischer Salafisten in OWL

Bielefeld. Er scheint Erfolg zu haben: Erst vor wenigen Monaten veröffentlichte ein Paderborner Kampfsportstudio Ergebnisse des jungen Mannes, Mitte 20. Bei einem Wettbewerb in der Kampfsportart K1 belegte er Platz eins. Schon seit mehreren Jahren scheint er Teil des Studios, trainiert hier. Ebenfalls seit Jahren führt ihn der Verfassungsschutz als Salafisten der tschetschenischen Community. Ihr rechnen Verfassungsschützer in NRW &bdquo;eine obere zweistellige“ Personenzahl zu. Ein Zentrum ist OWL: Dieser Redaktion sind ein Dutzend Personen aus der tschetschenischen Salafisten-Szene in der Region bekannt. Gerade im Raum Herford gab es lange ein Netzwerk zwischen tschetschenischen Salafisten und anderen radikalen Islamisten, die gemeinsam eine &bdquo;salafistisch beeinflusste Moschee“, so der Verfassungsschutz, in der Stadt besuchten. Auch in Detmold wissen die Sicherheitsbehörden nach Informationen dieser Redaktion von einer Moschee, die von tschetschenischen Salafisten frequentiert wird. Junge Generation wendet sich dem Salafismus zu Nachrichtendienste warnen seit Jahren besonders vor tschetschenischen Islamisten – aus mehreren Gründen. Einige sympathisierten früher mit dem &bdquo;Kaukasus-Emirat“, einer terroristischen Vereinigung, die ein eigenes Kalifat in der Region Tschetschenien anstrebt. Sie schwor der Terrororganisation &bdquo;Islamischer Staat“ einst die Treue. Einige ehemalige Mitglieder der Tschetschenen-Miliz schlossen sich gar den Terroristen in Syrien an. Nach dem Niedergang kehrten viele jedoch nicht nach Russland zurück, sondern reisten nach Westeuropa. Vor etwa zehn Jahren berichteten Verfassungsschützer daher von einem Wandel der Szene: Statt separatistische Ziele zu verfolgen, nähere sich die junge Generation tschetschenischer Extremisten dem Salafismus und Jihadismus an. Dabei stellen die Verfassungsschützer auch fest, dass Kampfsport eine enorme Rolle für die tschetschenische Community spielt. Zum einen, weil Kampfsportarten wie MMA im Nordkaukasus enorm beliebt sind – zum anderen aus dem alten Ideal der &bdquo;Wehrhaftigkeit“. Da wundert es kaum, dass in der Vergangenheit tschetschenische Salafisten auch in Herford in einem Kampfsportstudio trainierten. Drei Brüder gelten als Salafisten Die Geschichte des jungen Kampfsportlers aus Paderborn beginnt derweil in Detmold. Er hat mehrere Brüder, mindestens zwei von ihnen gelten ebenfalls als Salafisten. Sie gerieten schon früh durch die Eltern in die Szene und waren zum Beispiel vor Jahren in Detmold dabei, als bekannte Islamisten der verbotenen Organisation Millitau Ibrahim Korane in der Innenstadt verteilten. Begleitet, so zeigen es Aufnahmen von damals, wurde die Aktion auch von späteren Anhängern des &bdquo;Islamischen Staats“, die teilweise für die Terrororganisation starben. Einer der Brüder wurde vor Jahren verurteilt, weil er die Terroristen des Anschlags auf Charlie Hebdo (2015) feierte. Mittlerweile soll die Familie in Paderborn leben. Zwischen tschetschenischer Salafisten-Community und islamistischem Terror gibt es immer wieder Verbindungen. Auch aus OWL reisten mehrere Tschetschenen aus, um sich dem IS anzuschließen. Ein Kasache aus Detmold schloss sich beispielsweise mit seinen zwei Frauen und Kindern der Organisation an. Eine der Frauen, ebenfalls Tschetschenin, kehrte später zurück. Erst kürzlich wurde sie verurteilt, soll mittlerweile aber in Österreich leben. Sie soll verwandt mit den Salafisten-Brüdern aus Paderborn sein. Aus Herford in den Krieg für den IS In der Öffentlichkeit galten bisher immer Detmold und Paderborn als Hochburgen für die tschetschenische Salafisten-Community. In Herford spielt ein bekannter Islamist, der zumindest indirekt Verbindungen ins terroristische Milieu hat, eine entscheidende Rolle. In seinem Umfeld sollen sich mehrere Männer radikalisiert haben, die sich ebenfalls dem IS anschlossen - laut Berichten auch einer tschetschenischen Einheit der Terrororganisation. Die Rolle des Herforders dabei wurde nie abschließend geklärt. Das &bdquo;Kaukasus-Emirat“, die Terrororganisation, die dem IS die Treue schwor, soll sich in einem Video bereits 2010 für Spenden aus Herford bedankt haben. Gegen den Mann sowie seinen Sohn – er gehörte ebenfalls zur salafistischen Szene - ermittelten die Behörden, das Verfahren wurde aber eingestellt. Auch ein anderer Zwischenfall aus Herford zeigt, dass von der salafistischen Szene eine Gefahr ausgeht. Vor etwa zehn Jahren gerieten Jesiden und Islamisten, die mit dem IS sympathisiert haben sollen, dort aneinander. Mehrere Jesiden wurden durch ein Messer verletzt. Später meldete die Polizei sechs Festnahmen – alles polizeibekannte, überwiegend aus Tschetschenien stammende Islamisten. Was tschetschenische Salafisten so gefährlich macht Der Sohn der Herforder Salafisten-Größe wurde später wegen anderer Straftaten verurteilt – er hatte mehrere Fressnapf-Märkte mit seinen Komplizen ausgeraubt. Laut Verfassungsschutz gibt es in der tschetschenisch geprägten Islamisten-Szene eine &bdquo;hohe Kriminalität“, mit Verbindungen zur Organisierten Kriminalität. &bdquo;Die Verflechtungen mit der Organisierten Kriminalität und die historisch bedingten Gewalterfahrungen aus den beiden Tschetschenien-Kriegen sowie der Beteiligung nordkaukasischer Jihadisten am syrischen Bürgerkrieg sind Ursachen für ein herausgehobenes Gefahrenpotenzial der nordkaukasisch geprägten Islamisten-Szene“, fasst es ein Sprecher des Verfassungsschutzes in NRW zusammen. Tschetschenische Gemeinschaften zeichneten sich zudem durch ein starkes Gemeinschaftsgefühl und einer damit verbundenen Abschottung aus. &bdquo;Sie weist zudem einen hohen Grad an Vernetzung und damit einhergehend eine besonders ausgeprägte Mobilisierungsfähigkeit auf, wovon auch islamistische Akteure profitieren können.“ Auch die Lehrerin Birgit Ebel aus Herford warnt bereits seit Jahren vor der islamistischen Szene in OWL und den Einfluss tschetschenischer Salafisten. Schon seit längerer Zeit, so die Szene-Beobachterin, werden in Detmold, Herford und Umgebung gezielt Jugendliche angeworben. &bdquo;Insbesondere Schulen müssten hier aufklären, Projekte initiieren und Jugendliche immunisieren“, sagt sie. Das sei ihrer Meinung bis heute jedoch nicht umgesetzt worden.

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