Altes Fabrik-Gelände in Gütersloh: Hier könnte ein XXL-Wohngebiet entstehen

Gütersloh. Der Arbeitstitel lautet &bdquo;Wohnfabrik Friedrichsdorf“. Unter diesem Namen bahnt sich eine Entwicklung an, die nicht nur für den Ortsteil Friedrichsdorf außergewöhnlich, vielleicht sogar spektakulär ist. Auf dem Gelände der ehemaligen Schulmöbelfabrik von Flötotto soll demnach ein Wohnquartier entstehen, das 220 bis 230 Wohneinheiten umfasst, von denen der größte Teil in den alten Werkshallen untergebracht würde. Erste Reaktionen aus der Politik lassen erwarten, dass das Vorhaben eine reelle Chance hat, umgesetzt zu werden. Auch die Stadt befürwortet es. Als Investor tritt die Eigentümerfamilie Flötotto auf. Sie hat vor, den Standort für Gewerbe aufzugeben und stattdessen zu einem Wohnquartier umzugestalten. Sie strebt eine große Varianz an Wohnformen an: für Familien, Paare, Singles und Senioren. &bdquo;Wir wollen die breite Bevölkerung ansprechen, von Jung bis Alt“, sagt Familiensprecherin Anette Flötotto-Düsing. Die Typologie und Größe der Wohnungen werde bewusst so konzipiert, dass sie diese Vielfalt ermöglicht. Einher geht das mit einem hohen Gestaltungsanspruch. Wohnungen entstehen aus alten Werkshallen in Gütersloh Die Familie hat dafür ein Architekturbüro aus Münster (Maas & Partner) beauftragt, dessen Spezialität das Bauen im Bestand ist und das schon vergleichbare Vorhaben begleitet hat. Die alten Werkshallen, in den 1950er- bis 1970er-Jahren gebaut, werden demnach durchbrochen und in einzelne Baukörper unterteilt. Die Zwischenräume werden entsiegelt und begrünt. &bdquo;Wir wollen so ressourcenschonend wie möglich vorgehen“, sagt Flötotto-Düsing. Die Stadt rechnet damit, dass in dem neuen Quartier 400 bis 450 Menschen leben könnten. Es umfasst 4,47 Hektar. Derzeit ist das Gebiet fast vollständig versiegelt. Neben der Flötotto-Brache (3,3 Hektar) gehören die Verkehrs- und Freiflächen und eine Kfz-Werkstatt dazu. Um die Flächen umzuwidmen, müssen die Ratsfraktionen beschließen, einen Bebauungsplan aufzustellen und den Flächennutzungsplan zu ändern. Das soll in der Sitzung des Fachausschusses am 9. September passieren. Lesen Sie auch: Neubau in Werther: Alte Tischlerei wird für moderne Wohnungen abgerissen &bdquo;Wir finden das Vorhaben spannend und sehen es positiv“, sagte Sebastian Pähler, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Ähnlich äußerte sich Andreas Heine (CDU). Flötotto-Düsing hatte am Mittwochabend die Vertreter der Fraktionen eingeladen, um es im Detail vorzustellen. Bis auf die AfD kamen alle. Die 48-jährige Juristin, wohnhaft im Extertal, vertritt die Eigentümerfamilie um den Familienzweig Hubertus Flötotto (Arnsberg). Früher arbeiteten bei Flötotto mehr als 200 Beschäftigte In ihrer Sitzungsvorlage für die Ratsfraktionen lässt die Stadtverwaltung keinen Zweifel daran, wie sehr sie das Projekt befürwortet. Sie schreibt, das Quartier könnte &bdquo;Maßstäbe im nachhaltigen Städtebau setzen“. Es entstehe dringend benötigter Wohnraum und es sei in vielerlei Hinsicht vorbildlich. Durch die Absicht, verschiedene Wohnformen anzubieten, fördere es die Durchmischung und sozialen Zusammenhalt. Erfreulich sei auch die &bdquo;Erhaltung bauhistorischer Identität.“ In der Tat hat Flötotto, 1906 in Avenwedde gegründet, die Entwicklung Friedrichsdorfs maßgeblich geprägt. Zu Glanzzeiten arbeiteten mehr als 200 Beschäftigte auf dem Gelände, vor allem in der Produktion von Schulmöbeln. Nach zwei Insolvenzen (2002 und 2007) blieb davon nicht viel übrig. Zuletzt wurden die Hallen an verschiedene Firmen vermietet, hauptsächlich für Lagerhaltung und Kommissionierung. Seit Ende des Jahres stehen sie laut Flötotto-Düsing leer. Allerdings hat die Eigentümerfamilie in den jüngeren Jahren immer wieder in Substanzerhalt investiert. Das erleichtert es, den größten Teil davon stehenzulassen und in moderne, industrielle Architektur zu überführen. Manches erinnert an Elmendorf in Isselhorst, nur wesentlich größer. Vier neue Mehrfamilienhäuser geplant Etwa 180 der Wohnungen sollen in den alten Werkshallen unterkommen, die anderen 50 in vier neuen Mehrfamilienhäusern auf den Freiflächen davor, nahe Lippstädter Weg. Manche Hallen würden zu Loft-Wohnungen umgebaut, andere zu Townhäusern (eine Art Reihenhäuser), wiederum andere zu Kleinstwohnungen für Azubis und Studenten oder generell für Singles. Eine weitere Halle wäre speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten. Lesen Sie auch: Kreative Wohnungssuche: Diese Wege können sich lohnen Das Stichwort, geltend fürs gesamte Quartier: Mehrgenerationenwohnen. Für architektonische Vielfalt sollen unterschiedliche Dachformen sorgen, außerdem der Wechsel bei den Fassaden durch freigelegte Stahl- oder Holzstrukturen. Unbedingt erhalten bleiben sollen auch das Kesselhaus und die beiden Fabriktürme; sie würden den Charakter der &bdquo;Wohnfabrik“ mitprägen. Zwei der Gebäude, darunter das Kesselhaus, sind in den Plänen ausgewiesen für &bdquo;öffentliche Nutzungen“. Welche, stehen laut Flötotto-Düsing nicht fest. Erschlossen würde das Quartier über eine neue, etwas ortsnäher gerückte Zufahrt von der Senner Straße aus. In den Plänen wird sie &bdquo;Gartenboulevard“ genannt, 12,25 Meter breit mit Grünstreifen und Bäumen. Spielplatz und Regenrückhaltebecken in Planung Der Boulevard führt zu einem oberirdischen Parkplatz auf dem hinteren Teil des Geländes und mündet schließlich in einem Wendehammer. Verzeichnet sind in den Plänen eine hohe Zahl neuer Bäume, außerdem ein Spielplatz und ein Regenrückhaltebecken. Um die Anwohner und Bürger zu informieren, ist eine öffentliche Veranstaltung geplant. Sie ist für Freitag, 19. September, 15 bis 17.30 Uhr, angesetzt. &bdquo;Uns ist wichtig, frühzeitig und umfassend zu informieren“, sagt Flötotto-Düsing.

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