Gütersloh. 15 weitere Patienten des Gütersloher Klinikums haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Das teilt das Klinikum am Mittwoch mit. Anfang der Woche war bereits bekanntgeworden, dass es am Wochenende einen Corona-Ausbruch in dem Klinikum an der Reckenberger Straße gegeben hat. Die Stationen 18 und 19, auf denen vor allem Patienten mit Lungen- und Herzerkrankungen behandelt werden, waren betroffen - 12 Patienten und fünf Miatbeiter waren positiv auf das Virus getestet worden.
Seit Dienstag werden in dem Klinikum großflächige Massentestungen durchgeführt - auch in Bereichen, die nicht vom Ausbruch betroffen waren. 15 weitere positive Testergebnisse liegen laut Klinikum bislang vor.
Wöchentliche Schnelltests für Mitarbeiter
Als direkte Reaktion hat das Klinikum Gütersloh nun noch einmal die Schutzmaßnahmen erhöht. So müssen jetzt alle Mitarbeitenden nicht nur Mund-Nasen-Schutz, sondern FFP2-Masken tragen, wenn sie Kontakt mit Patienten haben, heißt von der Verwaltung. Das sei bislang nur angeordnet, wenn die Patienten selbst keinen Mund-Nasen-Schutz trugen, heißt es von der Verwaltung.
Darüber hinaus würden alle Mitarbeitende mit Patientenkontakt bis auf Weiteres einem wöchentlichen Schnelltest unterzogen und auch die Patienten würden während ihres Aufenthalts noch engmaschiger abgestrichen.
Eingriffe und Sprechstunden heruntergefahren
Um eine Ausweitung des Infektionsgeschehens einzudämmen sollen außerdem alle Eingriffe und Sprechstunden zunächst bis Jahresende auf das absolut Notwendigste heruntergefahren werden. Diese Maßnahmen und Personalausfälle würden dazu führen, dass die Versorgungsleistung des Klinikum Gütersloh in den nächsten Tagen deutlich eingeschränkt sein werde, so die Verwaltung.
„Wir wollen in dieser Situation so schnell wie möglich eine maximale Transparenz über die Infektionslage im gesamten Haus erzielen", sagt Geschäftsführerin Maud Beste. Dabei sei man sich im Klaren, dass die Zahl der Infizierten weiter steigen werde, weil man eben um ein Vielfaches teste. "Nur so können wir effektiv weitere Schutzmaßnahmen ergreifen und das Infektionsgeschehen eindämmen."
Austausch mit Krankenhaushygienikerin
Aus diesem Grund habe das Klinikum umgehend eine externe Krankenhaushygienikerin ins Haus geholt, um das Infektionsgeschehen zu beurteilen und mögliche Ursachen zu finden. Seit Montag befinde sich der Krisenstab im täglichen Austausch mit Patricia Wehmeier, Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie vom Labor Krone.
Maud Beste: „Die Situation – wie wir sie jetzt haben – kommt ja nicht aus dem Nichts. Und wir sind in NRW bei Weitem nicht das einzige Krankenhaus, in dem von jetzt auf gleich die Anzahl infizierter Patienten und Mitarbeitenden sprunghaft steigt." Das liege einfach an der steigenden Inzidenz überall im Land.
Denn bei allen Vorsichtsmaßnahmen gingen in einem Krankenhaus jeden Tag Menschen ein und aus, und es sei immer eine Frage des Abwägens, wieviel Einschränkungen den Patienten und ihren Angehörigen zuzumuten sind. Man habe sich das ganze Jahr bemüht, dem Pandemiegeschehen und den Patienten gerechtzuwerden, betont Beste. Dazu wolle man auch so schnell wie möglich wieder in der Lage sein.
"Wir wollen nicht den Fehler machen, die Mehrheit unserer Patienten aus den Augen zu verlieren"
Im ersten Lockdown im Frühjahr dieses Jahres hatte die Politik gefordert, alle Versorgungskapazitäten ausschließlich auf die potentiellen Covid-19-Patienten auszurichten.
„Wir wollen nicht den Fehler machen, die Mehrheit unserer Patienten aus den Augen zu verlieren. Ich spreche hier beispielsweise von Patienten mit Herz- oder Krebserkrankungen. Auch für diese Menschen müssen wir eine medizinische Versorgung sicherstellen. Das haben wir aus dem ersten Lockdown gelernt", sagt Gero Massenkeil, Chefarzt der Medizinischen Klinik II. Man werde die Öffentlichkeit über die Entwicklungen durch weitere regelmäßige Updates aktiv auf dem Laufenden halten.