High-End-Spezialist aus Werther arbeitet für Luftfahrt und Luxusmode-Labels

Werther. Familie Lünstedt hat den roten Teppich ausgerollt. Es ist Freitag und alle sind gekommen: Kunden, Geschäftsleute, Firmenvertreter, Weggefährten, Technologiepartner, Unternehmer aus Werther, Familie, Freunde und Bekannte geben sich am Firmensitz an der Dammstraße die Klinke in die Hand. Schon steht der nächste Gast in der Tür und umarmt Jörg Lünstedt herzlich: &bdquo;Auf die nächsten 25 Jahre!“ Diese Worte hören der Firmenchef, seine Frau Karen und die vier Kinder am Freitag viele Male. Es ist ihr großer Tag, denn die Firma Lüntech feiert Jubiläum. Seit 25 Jahren gibt es das hoch spezialisierte Unternehmen, das mit feinster Erodier-, Lasergravur- und Laserschweißtechnologie Werkstoffe bearbeitet. Wer die Fertigungshalle betritt, staunt. Spotlights sind auf die Highend-Maschinen gerichtet, die auf den tausendstel Millimeter genau filigranste Details aus Oberflächen herausarbeiten. Die Gäste sind fasziniert von den Maschinen und den teils winzigen Konturen und Formen, die sie erschaffen. Auf den Schreibtischen im Wertheraner Büro stapeln sich die Geschenke Im Büro nebenan stapeln sich die Geschenke. &bdquo;Du meine Güte, habe ich noch gar nicht gesehen“, findet der Firmenchef kaum Platz für einen weiteren Präsentkorb, der ihm von Freunden in die Hand gedrückt wird. Es ist später Nachmittag. Die 30 Unternehmer und Wirtschaftsvertreter aus Werther, die auf Einladung der Stadt am Mittag zum Wirtschaftstreff bei Lüntech zu Gast waren, sind wieder gefahren. Bürgermeister Veith Lemmen und Jonas Keldenich von der proWirtschaft GT haben ihre Glückwünsche ausgesprochen und betont, dass die Firma Lüntech das beste Beispiel sei, wie vielseitig und stark die Wertheraner Wirtschaft ist. Auch ein spannendes Unternehmen: Instrumente aus Werther rocken die Bühne in Wacken Ruhiger wird es danach nicht. Am Nachmittag kommen Kunden und Geschäftspartner, um Familie Lünstedt zu gratulieren und den Betrieb kennen zu lernen, später stoßen Nachbarn, Freunde und Bekannte dazu. &bdquo;Open House“ haben die Gastgeber ihren Jubiläumstag genannt, bei dem ein Blick hinter die Kulissen ausdrücklich erwünscht ist. Wertheraner Unternehmen arbeitet mit Highend-Maschinen Und die Technologie des Erodierens fesselt. Weil die Werkstoffe bearbeitet werden, ohne sie zu berühren. Wie das funktioniert? Jörg Lünstedt erläutert: &bdquo;Eine Elektrode wird so kontrolliert an einem Werkstück entlanggeführt, dass sich Funken entladen. Diese tragen das Material punktuell ab.“ Mit keiner anderen Technologie ließen sich so komplexe Formen erzeugen oder so winzige Bohrungen durchführen. Zum Beispiel für Prägestempel, mit denen winzige Signets und Namen französischer Luxusmode-Labels auf die Sprühköpfe von Parfümflakons gedrückt werden. Wie fein die Erodiertechnik arbeitet, hat Jörg Lünstedt von Anfang an begeistert. Eigentlich ist der gebürtige Schleswig-Holsteiner Maschinenbaumeister. Lange hat er bei den Chemiewerken in Brunsbüttel gearbeitet, bevor er erst nach Göttingen und dann nach Steinhagen zur Firma Gefinex wechselte. Die Steinhagener ließen bei einem anderen Unternehmen Werkstoffe erodieren. &bdquo;Beeindruckend“, erinnert sich Lünstedt. Zwei Jahre später kann er von eben diesem Unternehmen den kleinen Maschinenbestand übernehmen - und macht sich im Jahr 2000 mit seiner Frau Karen selbstständig. &bdquo;Im ehemaligen Schweinestall von Rötger“, blickt er zurück und muss lachen. Kunden der Wertheraner Firma kommen sogar aus der Luftfahrt Die kleine Firma wächst schnell. 2013 wechselt Lüntech an den heutigen Standort, an diesem Freitag kann der Betrieb eine weitere, 200 Quadratmeter große Fertigungshalle einweihen. Herzstück ist eine HSC-Fräsmaschine. &bdquo;Die räumliche Trennung von Hochgeschwindigkeitszerspanung und Erodierbereich sorgt dafür, dass Staub und Partikel draußen bleiben und die Bauteile in einer absolut sauberen Umgebung entstehen“, erläutert Lünstedt. Das bedeute noch optimiertere Prozesse und noch präzisere Ergebnisse. Nicht weniger würden seine Kunden erwarten. Die kämen aus den Bereichen Automotive, Medizintechnik, dem Lebensmittelbereich, Werkzeug- und Maschinenbau und auch aus der Luftfahrt. Die meisten von ihnen aus Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz, Dänemark und den Niederlanden. Lesen Sie auch: Dieser Wertheraner liebt seinen Beruf und scheut sich nicht vor Verantwortung 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Firma Lüntech heute. Auch die vier Kinder von Jörg und Karen Lünstedt arbeiten im Betrieb mit. Neben Sven Lünstedt und den Töchtern Mona Schwarz und Sina Kloidt auch Sohn Björn, der inzwischen die Geschäftsleitung verstärkt. Wertheraner Firmenchef besorgt um Qualitätssiegel &bdquo;Made in Germany“ Und die Geschäfte laufen gut. &bdquo;Tatsächlich profitieren wir davon, dass viele andere Unternehmen aufgeben. Das bringt uns neue Kunden.“ Trotzdem stimme ihn die Gesamtlage in Deutschland traurig. &bdquo;Viele Firmen trauen sich nicht zu investieren. Das muss man aber, wenn man wettbewerbsfähig bleiben will“, sagt Lünstedt. Vielfach fehle es den jungen Leuten auch an Begeisterung für Technologien. Sie wollten nicht mehr an die Werkbank, sie gingen lieber zur Uni. Das Ergebnis werde immer spürbarer. Das frühere Qualitätssiegel &bdquo;Made in Germany“ sterbe aus - das mache ihn nachdenklich. Jörg Lünstedt hätte auch eine Lösung für das Problem: &bdquo;Mein Wunsch wäre, dass nur studieren darf, wer vorher eine Berufsausbildung gemacht hat. Wenn alle Welt nur studiert, kommen wir in diesem Land nicht weit.“ An diesem Jubiläumstag will der Firmenchef aber keine Zeit auf traurige Gedanken verschwenden. Im Hintergrund ertönt aus der neuen Fertigungshalle Live-Musik, weitere Gäste kommen zum Gratulieren. Längst ist der Mann aus Schleswig-Holstein angekommen in Werther. Ob es schwierig war, in Ostwestfalen Fuß zu fassen? Da muss Jörg Lünstedt lachen. &bdquo;Nach meiner Zeit in Göttingen habe ich die Ostwestfalen als regelrecht aufgeschlossen erlebt. Die Göttinger sind dreimal ostwestfälischer als die Ostwestfalen.“ Und dann verabschiedet er sich, um mit seiner Familie auf die nächsten 25 Jahre Firmengeschichte anzustoßen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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