Sie verkauft seit 25 Jahren in Werther Träume - und ging durch harte Zeiten

Werther. Schnell wird klar: So einfach ist das gar nicht mit dieser Geschichte über eine 25-jährige Laufbahn im Reisebüro Schneider an der Rosenstraße. Denn kaum hat man die Tür geöffnet, folgt schon die erste Kundin. Und die will Frau Strangmann sprechen. Wie immer. Also setzt sich Claudia Strangmann an ihren Schreibtisch und berät ausführlich zu einer geplanten Reise. Weist geduldig auf alle Details hin, nennt Vorzüge und mögliche Nachteile des geplanten Ziels, gibt Empfehlungen und mit ihrer großen Erfahrung in der Reisebranche auch so manchen hintergründigen Tipp. Henning Schneider macht erst mal Kaffee für den Gast, setzt sich und lächelt. Klar ist der Termin jetzt unterbrochen - aber der Inhaber des Reisebüros sieht es auch gern, wie diese Stammkundin die Fachkenntnis seiner Jubilarin zu schätzen weiß. &bdquo;Sie hat hier gelernt, seit 25 Jahren arbeiten wir zusammen - das ist schon außergewöhnlich“, sagt der Chef, der das Reisebüro 1991 gegründet hat. Und man kauft ihm ab, dass sich hier in den vergangenen Jahren ein echter Teamgeist entwickelte. &bdquo;Ich habe immer versucht, dass wir auf einer Ebene miteinander arbeiten“, sagt Henning Schneider. Traumjob in Werther? Erst auf den zweiten Blick Und ist gespielt erleichtert, als Claudia Strangmann zum Gespräch hinzukommt und genau das bestätigt. Wer jetzt aber erwartet, dass ein Job als Reiseverkehrskauffrau schon immer ihr Traum war, den muss die 47-Jährige dann doch enttäuschen. Zwar hatte sie schon mal ein Praktikum im Reisebüro absolviert, aber das war länger her. &bdquo;Um ehrlich zu sein, war ich nach dem Abitur mit der praktischen Phase meines Studiums in klinischer Linguistik unzufrieden“, verrät die Versmolderin. Sie wollte das Studium schmeißen und sich auch nicht sofort für etwas anderes einschreiben. &bdquo;Ich bin dann über eine Freundin auf eine Ausbildungsstelle bei Schneider aufmerksam geworden, habe mich hier vorgestellt und angefangen“, erzählt Claudia Strangmann und grinst: &bdquo;Ein echtes Vorstellungsgespräch war das nicht.“ Abenteuer: Haller genießt Touren mit dem Rad - dank eines Implantats im Ohr Es passte einfach - und heute sagt Petra Schneider, Frau des Inhabers und für die Buchhaltung des kleinen Unternehmens zuständig: &bdquo;Sie hat das Büro geprägt - mit ihrer ruhigen, freundlichen Art.“ Vielleicht liegt das auch daran, dass Claudia Strangmann ihren Traumjob im zweiten Anlauf definitiv gefunden hat: &bdquo;Das Beste an unserem Beruf ist, wenn die Kunden zufrieden sind mit ihrer Reise. Man verkauft ihnen etwas Schönes.“ Und wenn sie so glücklich sind, dann kann es schon mal vorkommen, dass eine Kundin der Reiseverkehrskauffrau nach einem Djerba-Urlaub Datteln mitbringt - als Dankeschön. &bdquo;Der Kontakt ist bei uns halt das Besondere“, sagt Henning Schneider. Corona-Pandemie besonders harte Zeit für Wertheraner Reisebüro Erst mal die Ausbildung machen, dann noch Touristik studieren - das war der Plan von Claudia Strangmann. &bdquo;Aber dazu ist es irgendwie nie gekommen. Zu der Zeit hatten wir viele Wechsel im Büro, und später war so viel zu tun - irgendwie wollte ich das Team nie im Stich lassen“, erinnert sich die 47-Jährige. Das Studium hätte die Mutter einer Tochter rückblickend schon gern absolviert - aber so richtig bereut sie die Entscheidung für ihren erfüllenden Job auch nicht. Die Treue wurde allerdings im Zuge der Corona-Pandemie auch auf eine harte Probe gestellt. Es waren letztlich zwei harte Jahre in Kurzarbeit. Claudia Strangmann suchte sich Nebenjobs, war im Büro hauptsächlich damit beschäftigt, gebuchte Reisen zu stornieren. &bdquo;Da hatten wir Arbeit, mit der wie noch Verlust gemacht haben“, bilanziert Petra Schneider diese Zeit. Claudia Strangmann spricht dem Inhaber-Ehepaar hingegen ein großes Lob aus: &bdquo;Sie haben den Laden über Wasser gehalten. Viele Reisebüros wurden in diesen Jahren dichtgemacht.“ Urlaub für jedes Budget: Investor bringt Reise-Startup aus Steinhagen ins TV Verglichen mit dieser Herausforderung war der erhebliche Strukturwandel bei den Reisebüros fast ein Klacks. &bdquo;Der vollzog sich stufenweise“, erinnert sich Claudia Strangmann. &bdquo;Natürlich war das schon ein Meilenstein, als die Reiseanbieter plötzlich Programme zur Buchung hatten, wo man etwas in den Warenkorb packen konnte.“ Aber die Fachkräfte wuchsen in die neuen Systeme hinein. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Reisebu?ro Schneider (@reisebuero.schneider) Früher wurden Kataloge in Werther gewälzt - heute wird geklickt Wo Claudia Strangmann früher zwei Stunden mit den Kunden Kataloge wälzte, kann sie heute in 45 Minuten ein Programm im Netz zusammenstellen - mit Alternativen. &bdquo;Dafür ist die Branche viel kurzfristiger geworden, was Preise und Angebote angeht. Da muss man reagieren können.“ Den prophezeiten Untergang der Reisebüros durch die digitalen Buchungsmöglichkeiten hat es nicht gegeben. &bdquo;Weil wir hier Ansprechpartner haben“, sagt Henning Schneider. &bdquo;Weil wir genau so günstig sind wie die Pauschalreisen. Und weil wir manches besser können als bei einer Buchung im Netz. Alles andere wäre ja auch schlimm“, ergänzt Claudia Strangmann - und lächelt. Und wird man nicht manchmal zum Blitzableiter, wenn man doch nicht den großen Traum verkaufen konnte? &bdquo;Wir hatten mal Kunden, die sechs Jahre nicht bei uns gebucht haben, weil auf ihrer Reise ein Flug verschoben wurde. Auch wenn wir dafür nichts konnten. Aber irgendwann waren sie wieder da“, erzählt Claudia Strangmann. Und wie sind nun ihre weiteren Karrierepläne? Claudia Strangmann blickt zu Henning Schneider: &bdquo;Er will ja noch einige Jahre machen - und dann bleibe ich dabei.“ Das hört der Chef schon wieder gern: &bdquo;Eigentlich müssten wir das jetzt sofort schriftlich fixieren.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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