Millionenschaden durch Baugewerbe-Skandal in Werther und Bielefeld

Osnabrück/Werther/Bielefeld. Unklare Zuständigkeiten, auffällige Barabhebungen – es war ein schwer zu durchdringendes Geflecht mehrerer Firmen mit Sitz unter anderem in Bielefeld und Werther, dessen sich die Angeklagten bedient hatten. Das Landgericht hat nun vier Männer aus Osnabrück wegen des sogenannten Vorenthaltens von Arbeitsentgelt, Betrugs und Steuerhinterziehung zu Haftstrafen zwischen 21 Monaten und dreieinhalb Jahren verurteilt. Es war ein langwieriges und komplexes Verfahren: Seit dem 11. Juni des vergangenen Jahres hatten sich die vier Angeklagten vor der IX. Großen Strafkammer – einer Wirtschaftsstrafkammer – des Bielefelder Landgerichts verantworten müssen. Der Vorwurf: Sie sollen durch ein Geflecht mehrerer im Baugewerbe tätiger Firmen tatsächliche Zahlungsflüsse verschleiert und auf diese Weise die zuständigen Behörden um Sozialabgaben und Steuern in Millionenhöhe geprellt haben. Nach nun 13 Monaten, 39 Verhandlungstagen, mehr als 400 Seiten Mitschriften des berichterstattenden Richters sowie einer über zweieinhalb Tage verteilten 20-stündigen Urteilsberatung ist die Kammer unter dem Vorsitz von Richter Thorsten Bolte zu den genannten Entscheidungen gelangt. Zwei Angeklagte tragen zur Aufklärung des Falls bei Dabei stützte sich das Gericht insbesondere auf die Geständnisse von zwei der Angeklagten. Vor allem der 35-jährige Hauptbelastete habe sehr zur Aufklärung beigetragen, habe bis zuletzt Rechnungen und Kontoauszüge ausgewertet, sagte Richter Bolte. Dies habe die Kammer sehr stark gewürdigt und sei so schließlich zu einer Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren für den wegen gleich gelagerter Delikte bereits vorbestraften Osnabrücker gelangt. Auch zwei seiner Mitangeklagten werden ihre Strafen in absehbarer Zeit – sollten die Urteile rechtskräftig werden – in einer Justizvollzugsanstalt verbüßen müssen. Lediglich einer der vier Männer kam mit einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten davon – er war als einziger der Angeklagten noch nicht vorbestraft. Urteil zur Amprion-Stromtrasse in Borgholzhausen: Das sagen die Beteiligten Zunächst hatten auch noch zwei weitere Männer aus Ladbergen und Emsbüren auf der Anklagebank gesessen, doch waren deren Verfahren bereits zu einem frühen Zeitpunkt eingestellt beziehungsweise nach Abtrennung durch eine Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe beendet worden. Angeklagte haben einen Millionenschaden verursacht Das Firmendickicht der Angeklagten bediente sich in der Zeit von Oktober 2019 bis zum April 2023 eines gemeinsamen Pools von Mitarbeitern, die jedoch nur zum Teil offiziell angemeldet wurden. Etliche Arbeiter wurden schwarz entlohnt, was die teils sehr auffälligen Barabhebungen insbesondere auf den Konten der Unternehmen des Hauptbelasteten erklärt. Insgesamt sechs Millionen Euro haben die Osnabrücker, von denen einer lediglich wegen Beihilfe zu den genannten Taten verurteilt worden ist, auf diese Weise den Behörden vorenthalten. Am Ende der Urteilsverkündung bedankte sich Richter Bolte bei allen Prozessbeteiligten für die in einem derart langwierigen und komplizierten Verfahren nicht selbstverständliche sachliche Verhandlungsatmosphäre: &bdquo;Das haben wir auch schon anders gesehen“, so der Vorsitzende. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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