Tischlermeister und AC/DC-Fan aus Werther wird zum Olivenöl-Importeur

Werther. Wer von der Stadt aus zum Böckstiegel-Museum fährt, hat sie sicher schon mal gesehen. Eine große braune Flasche Olivenöl, die als Bild an der Wand der Tischlerei Randolf Koppenbrink hängt. &bdquo;Olivenöl direkt vom Erzeuger“ steht darauf. Nun ist Werther nicht gerade für seine Olivenbäume bekannt. Wie kommt das Öl vom Erzeuger also an die Schloßstraße? Randolf Koppenbrink ist Tischlermeister. In seinem Betrieb an der Schloßstraße hat er vor allem Fenster hergestellt. Vor einiger Zeit hat sich der AC/DC-Fan selbst zum Frührentner erklärt. &bdquo;Seitdem mache ich nur noch kleinere Reparaturarbeiten“, sagt er mit einem zufriedenen Lächeln. Als er noch voll im Berufsleben stand, hat er die Bekanntschaft von Emmanouil Kokolakis gemacht. &bdquo;Das war vor ungefähr 30 Jahren, als ich in seinem Haus an der Schröttinghauser Straße neue Fenster eingebaut habe“, erzählt Randolf Koppenbrink. Das Olivenöl wurde auf Wochenmärkten in Halle und Werther angeboten Emmannouil Kokolakis war 1967 als Gastarbeiter von Griechenland nach Werther gekommen. Zunächst hatte er in einer Fabrik gearbeitet. Dann lernte er seine Frau kennen, ließ sich sein griechisches Mathematik-Studium anerkennen und arbeitete fortan als Mathematiklehrer an einer Schule in Brackwede. Als er in Ruhestand ging, schaute sich der Hägeraner nach einer neuen Beschäftigung um und kam auf die Idee, das Olivenöl, das seine Familie auf Kreta produzierte, auch in seiner jetzigen Heimat anzubieten, so erzählt es Randolf Koppenbrink. &bdquo;Er ließ ein paar Paletten nach Deutschland bringen und stellte sich mit einem kleinen Anhänger auf die Wochenmärkte in Werther, Halle und auf dem Siegfriedplatz in Bielefeld. Das war so Anfang der 1990er Jahre“, erzählt Randolf Koppenbrink. Nach und nach gewann er auch andere Marktleute und einige Hofläden für sein Produkt. Für Manolis, wie Koppenbrink den Freund nennt, sei das eher ein Zeitvertreib gewesen. Und natürlich eine gute Möglichkeit, den Abnehmerkreis der Verwandtschaft zu erweitern. Die lebt in dem kleinen Dorf Cherethiana im äußersten Westen Kretas. Kilometerweit umgeben von Olivenbäumen. Rund 50 Einwohner hat das Dorf – mit einer überdurchschnittlich hohen Lebenserwartung. &bdquo;Niemand leidet dort an Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Randolf Koppenbrink und ist – wie auch die Dorfbewohner selbst – überzeugt davon, dass das am guten Olivenöl liegt. Wertheraner macht Urlaub im Dorf der Oliven-Bauern Manolis Kokolakis’ Neffe Janis Metzidakis und seine Frau Maria haben in Cherethiana 2.000 Olivenbäume. &bdquo;Die Olivensorte ist entscheidend für den Geschmack des Öls“, sagt Randolf Koppenbrink. Auf Kreta ist die Olivensorte Koroneiki vorherrschend. &bdquo;Die gibt es nur dort, auf Rhodos und auf Kos.“ Auch die Maschinen, mit denen produziert wird, seien entscheidend. Die Oliven werden sofort nach der Ernte samt Kern gemahlen. Anschließend wird das Öl durch Zentrifugieren von den restlichen Bestandteilen getrennt. &bdquo;Jede Maschine ist anders, das hat auch Einfluss auf den Geschmack“, sagt Randolf Koppenbrink. Er fährt seit vielen Jahren regelmäßig nach Kreta und besucht dort Emmanouil Kokolakis’ Familie, von der er aus erster Hand in die Geheimnisse rund um das Olivenöl eingeweiht wird. Lesen Sie auch: Olivenöl – Qualität zeigt sich nicht allein am Preis Dass der passionierte Hobbykoch und Feinschmecker selbst schon seit Langem nur das Olivenöl seines Freundes in der Küche verwendete, versteht sich von selbst. &bdquo;Manolis hatte auch einen kleinen Garagenverkauf bei sich zu Hause“, da bin ich regelmäßig hingefahren, habe Öl gekauft und wir haben geklönt. Auf der Suche nach einem Lagerplatz für Olivenöl-Importe 2018 zog Emmanouil Kokolakis gemeinsam mit seiner Frau zur Tochter nach Hamburg. Zwar begann er auch dort gleich wieder einen Vertrieb aufzubauen, aber er wollte auch die Kundschaft in OWL nicht ohne Öl lassen und fragte deshalb Randolf Koppenbrink, ob er nicht das Lager übernehmen und die Kunden in der Gegend beliefern könnte. Randolf Koppenbrink war mit seinem Tischlereibetrieb ohnehin viel unterwegs und übernahm die Belieferung der Kundschaft gerne. &bdquo;Ich habe den praktischen Teil gemacht, Manolis fungierte weiterhin als Importeur und kümmerte sich um die Finanzen“, erklärt Koppenbrink. &bdquo;Im Frühjahr 2024 offenbarte mir Manolis, der stramm auf die 90 zugeht, dass er das Geschäft nicht mehr weiterführen wollte und fragte, ob ich es übernehmen wolle“, erzählt Koppenbrink. Er wollte, zumal er sich mit seinem Tischlereibetrieb ebenfalls zur Ruhe setzte. &bdquo;Ich bin Importeur, aber ich stelle mich nicht auf Märkte oder verkaufe aus der Garage heraus“, definierte der 64-Jährige seine neue Tätigkeit, die er offiziell mit Beginn des Jahres 2025 übernahm. Im Dorfladen ist das Olivenöl ein Renner Mit viel Elan ging er ans Werk. Er erforschte den Markt in Deutschland und auf Kreta. Er ließ das Etikett ein wenig verändern, und setzte Manolis’ Namen mit darauf. &bdquo;Das grüne Gold aus Kissamos – Manolis Original Natives Olivenöl Extra“, steht nun auf der Flasche. Er reduzierte die große Zahl an verschiedenen Flaschengrößen auf Ein-Liter-Flaschen und Fünf-Liter-Kanister und schaffte sich ein neues Rechnungsprogramm an. Macht ihm sein neuer Job Spaß? &bdquo;Ja, das ist herrlich“, sagt Randolf Koppenbrink und strahlt über das ganze Gesicht. &bdquo;Es sind ungefähr acht bis zehn Stunden pro Woche, die ich für das Öl aufbringe. Es ist etwas ganz anderes und ich komme mit Leuten in Kontakt.“ Regelmäßig ist er dabei auch im Dorfladen Häger. Dort steht Manolis Öl seit dessen Gründung 2016. &bdquo;Wir haben von Beginn an nach Highlights gesucht, die es nicht überall zu kaufen gibt“, erklärt Uwe Gehring vom Dorfladen-Team. &bdquo;Emmanouil Kokolakis hat in Häger gewohnt, wir kennen uns schon seit über 30 Jahren. Da habe ich ihn gefragt, ob wir sein Olivenöl hier verkaufen können.“ Das Olivenöl der Familie ist endlich Eine gute Entscheidung, denn &bdquo;das Öl ist der absolute Renner unter unseren Sonderprodukten“, sagt Uwe Gehring. Es kommen auch Leute extra aus Versmold oder Steinhagen, um es zu kaufen – und kaufen dann noch ein paar andere Sachen. Genauso hatten wir uns das vorgestellt“, sagt Uwe Gehring. In Werther und Umgebung ist der Dorfladen die einzige Verkaufsstelle. &bdquo;Ich suche noch Hofläden oder Tante-Emma-Läden auf der anderen Seite des Berges, vielleicht aus Versmold, Gütersloh oder Bad Rothenfelde“, sagt Randolf Koppenbrink. Weiter wachsen will er aber nicht. &bdquo;Unser Produkt ist endlich“, sagt er. &bdquo;Janis und Maria haben 2.000 Olivenbäume auf Kreta, daraus können sie etwa 20.000 Liter Öl pro Ernte machen. Wenn die verkauft sind, gibt es nichts mehr.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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