Eckiges Brot aus Werther: Bäckerei Bossert wird trotz Kritik prämiert

Werther. Wenn man bei einer Mathearbeit die Note &bdquo;Gut“ statt eines &bdquo;Sehr gut“ erhält, liegt das vermutlich daran, dass die Aufgabe nicht korrekt gelöst ist. Wenn Patrik Kröger für sein Dinkelvollkornbrot nur ein &bdquo;Gut“ statt ein &bdquo;Sehr gut“ erhält, liegt es weder am Geschmack noch an den Zutaten oder am Preis. Es liegt daran, dass das Brot eckig statt rund ist. Wie bitte? &bdquo;Doch, genauso ist es“, muss Patrik Kröger selbst schmunzeln, so abwegig scheint das Kriterium. &bdquo;Das sieht der Brotprüfer vom Deutschen Brotinstitut allerdings anders“, weiß der Juniorchef der Bäckerei Bossert. Denn ein eckiges Brot bedeutet, dass es im Kasten gebacken wurde – alle vier Seiten sind weich. Ein rundes Brot hingegen wird ohne Form frei in den Ofen geschoben – und hat demzufolge ringsherum eine Kruste. &bdquo;Und ein Dinkelvollkornbrot sollte nach Ansicht des Brotprüfers außen schön rösch, also knusprig, sein.“ Patrik Kröger hat inzwischen aufgegeben zu hoffen, dass sich an dieser Einstellung etwas ändern könnte. Und er bleibt standhaft: &bdquo;Unsere Kundinnen und Kunden mögen unser Dinkelbrot so, wie es ist, mit weichen Kanten und innen schön luftig. Und genauso backen wir es auch.“ Bäckermeister aus Werther fühlen sich von Preis geehrt Am Ergebnis ändert das sowieso nichts: Die Bäckerei Bossert wurde jetzt mit dem Siegel &bdquo;Meister.Werk.NRW 2025“ ausgezeichnet, dem Ehrenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für herausragende Betriebe des Lebensmittelhandwerks. &bdquo;Eine große Ehre für uns. Und ein Zeichen, dass wir einiges richtig gemacht haben“, freuen sich Patrik Kröger und sein Vater und Seniorchef Günther Kröger. Mit oder ohne rundes Dinkelbrot. Das &bdquo;Meister.Werk.NRW“ ist ein Preis, der vom Landesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausgelobt wird. Und zwar an Bäckereien, Konditoreien, Fleischereien und Brauereien, von denen es in NRW zusammen rund 2.800 gibt. Ebenfalls zum Thema: Deutschlands beste Bäcker: Café aus Werther brilliert mit Baumkuchen Dabei geht es nicht nur um den guten Geschmack der Produkte, wie man vielleicht meinen könnte. &bdquo;Es geht um viele Faktoren, unter anderem um Regionalität, Saisonalität und Tradition. Aber auch um Themen wie Nachwuchsförderung – wird in den Betrieben auch ausgebildet? – oder um Umweltaspekte – wie nachhaltig sind die Verpackungen? Gibt es im Betrieb ein Energiemanagement?“ Bewertung von Broten und Brötchen unter Ausschluss der Öffentlichkeit Um sich überhaupt für den Preis bewerben zu dürfen, muss man drei Jahre hintereinander an Produktprüfungen teilgenommen haben. Die finden üblicherweise im späten Frühjahr statt. Für Bäckereien heißt dies: Eine Anzahl Brote und Brötchen entweder von einem der drei in Deutschland tätigen hauptamtlichen Brotprüfer begutachten zu lassen – er käme dann für einen Tag in die Backstube nach Werther – oder die Sachen zum Landesbäckerinnungs-Verband nach Bochum zu bringen. &bdquo;Ich bin nach Bochum gefahren“, erzählt Patrik Kröger. Erstens käme er dann mal raus aus dem eigenen Betrieb, und zweitens treffe er dort immer andere Kolleginnen und Kollegen. &bdquo;Ich mache das total gerne.“ Wobei der eigentliche Termin ruckzuck zu Ende geht. &bdquo;Man gibt dort nur seine Kiste ab und kann gleich wieder fahren. Die Bewertung findet erst am nächsten Tag unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.“ Kröger Junior packt die Brotkiste immer zusammen mit seiner Mutter Entsprechend wichtig ist das Packen der Kiste. &bdquo;Ich mache das zusammen mit meiner Mutter“, erzählt Patrik Kröger. Die Prozedur dauere rund zwei Stunden, &bdquo;man darf bloß nichts vergessen“. Er packe mindestens zehn Sorten ein, von jeder Brotsorte zwei, von jeder Brötchensorte ein paar mehr. Alle einzeln eingepackt mit einem genauen Steckbrief, also dem Namen, den Zutaten, dem genauen Backzeitpunkt und der Geschichte hinter dem Produkt. &bdquo;Also warum zum Beispiel die Arroder Landbrote oder die Knuffel so heißen, wie sie heißen.“ Lesen Sie auch: Das ist selten: 29-jähriger Bossert-Bäcker erhält besondere Auszeichnung Und dann heißt es: warten. &bdquo;Maximal kann man je Produkt 100 Punkte erreichen. 90 Punkt sind eigentlich schon schlecht, mit allem darunter hat man sich quasi selbst disqualifiziert. Dann verdient man auch keinen Meistertitel“, findet Patrik Kröger, seit 2021 selbst Brot-Sommelier und damit ausgewiesener Fachmann der Brotbackkunst. Er brauchte vor dem Ergebnis nicht zu zittern: 80 Prozent seiner Produkte erhielten ein &bdquo;Sehr gut“, 20 Prozent ein &bdquo;Gut“ – darunter das eckige Dinkelbrot. &bdquo;Das Gute ist, dass man mit dem Ergebnis immer eine Analyse bekommt, was man noch verbessern kann. Auch wenn die Brotprüfungen also aufwendig sind, hat man immer einen Mehrwert.“ Bewerbung für den Ehrenpreis hat mehrere Stunden gedauert Im Februar hat sich Patrik Kröger dann für den Ehrenpreis &bdquo;Meister.Werk.NRW“ der Landesregierung Düsseldorf beworben. &bdquo;Da schickt man nicht mal eben die Ergebnisse der Brotprüfungen hin, und das war’s“, erzählt er. Vielmehr habe er in einer mehrere Seiten umfassenden Bewerbung auch die Firmenphilosophie erläutern, Mitarbeiterschulungen nachweisen und das Energiemanagement der Bäckerei darlegen müssen – inklusive zertifizierter Unterlagen eines Energieberaters. &bdquo;Das auszufüllen hat Stunden gedauert“, blickt er zurück. Und wieder hieß es: warten. Bis jetzt das Ergebnis eintraf und sich die Bäckerei Bossert als eine von 50 Bäckereien und insgesamt 81 Handwerksbetrieben im Lebensmittelbereich mit dem Ehrenpreis &bdquo;Meister.Werk.NRW“ schmücken darf – als einziger Betrieb im gesamten Kreis Gütersloh. &bdquo;Das hat uns schon sehr gefreut“, sagen Patrik und Günther Kröger bescheiden, aber nicht ohne Stolz, und nennen dies eine &bdquo;schöne Bestätigung für das, was wir tun“. Wobei Patrik Kröger zugibt, dass er viel Spaß an solchen Wettbewerben hat. Und sie gleichzeitig für ein wichtiges Qualitätszeichen hält. &bdquo;Damit kann ich unseren Kundinnen und Kunden versichern, dass sie gute Produkte bekommen.“ Immer mehr Bäckerei-Geschäfte in Deutschland schließen Es bekümmert ihn, sagt der Bäckermeister, dass in den vergangenen zwei Jahren rund 1.000 Betriebe geschlossen hätten. &bdquo;Als ich 2021 meinen Brotsommelier gemacht habe, gab es in Deutschland noch knapp 11.000 Bäckereien. Jetzt sind es noch gut 9.000. Das ist wirklich schade. Die große Vielfalt geht verloren.“ Die Standorte wären dagegen gleich geblieben: &bdquo;Am Standort jedes Bäckers, der schließt, eröffnet die Filiale eines anderen.“ &bdquo;Wir haben lange die Fleischer bedauert, weil es ihnen vor Jahren so ging. Und jetzt sind wir selbst in der Bredouille“, beklagt Patrik Kröger. Dabei hätten es die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Hand: &bdquo;Alle wollen eine gute Qualität beim Brot, alle wollen ein Naturprodukt ohne künstliche Zusätze, alle wollen auch, dass unser Handwerk weiter Bestand hat und wir Nachwuchs ausbilden – aber am Ende kaufen doch viele billige Massenbackware aus dem Discounter.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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