Bau-Chaos in Werther: Politiker blocken Supermarkt-Pläne ab

Werther. Es werden wohl noch ein paar Jahre ins Land gehen, bis das Kapitel des leer stehenden H.-W.-Meyer-Gebäudes und der Fitness Factory geschlossen werden kann. Denn Stadtverwaltung, Stadtrat und der Investor werden sich in der nächsten Runde wohl vor Gericht wiedersehen. Ein Wohn- und Geschäftshaus mit einem Supermarkt im Parterre mit 1.355 Quadratmeter Verkaufsfläche möchte die Lemgoer Firma Cord Immobilien an der prominenten Stelle errichten. Mit elf Ja- und vier Nein-Stimmen (drei CDU, eine UWG) wurde die Bauvoranfrage vom Wertheraner Bauausschuss abgelehnt. &bdquo;In anderen Städten werden derartige Projekte gerne gesehen. Aber in Werther zieht die Verwaltung mit ihrem Vorgehen Kapital aus der Stadt ab“, sagt Karl-Otto Cord dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ am folgenden Tag. &bdquo;Aus dem Grundbuch geht hervor, dass das Grundstück für einen Supermarkt geeignet sei. Mit dem Erlass einer Veränderungssperre greift man nun in die Trickkiste, um den Bau zu verhindern.“ Und auch mit dem Bebauungsplan könne die Stadt, zum Beispiel durch die vorgegebene Geschosszahl, einen finanzierbaren Bau verhindern. Mehr dazu: Investor will Supermarkt in Werther bauen - die Stadt ist dagegen Investor Cord hat keine Eile bei Projekt in Werther Karl-Otto Cord hatte bereits angekündigt, gegen eine solche Entscheidung zu klagen. Er sieht den Entwicklungen trotzdem gelassen entgegen. Selbst wenn er verlieren sollte, denn Eile habe er nicht. &bdquo;Dann lassen wir den Kasten da einfach noch zehn oder 20 Jahre so stehen.“ Dabei war 2019 alles so einvernehmlich gestartet. Der Lemgoer Immobilienunternehmer Karl-Otto Cord und seine Söhne Dustin und Kevin hatten das Gelände des ehemaligen H.-W.-Meyer-Gebäudes und der Fitness Factory gekauft, die Ratsfraktionen hatten in Workshops Erwartungen und Wünsche für die Bebauung erarbeitet. Cord legte dann 2022 einen Plan mit 50 Wohneinheiten und Gewerbe vor, der auf große Zustimmung stieß. Doch gebaut werden konnte nicht. Erst verhinderte ein Mobilfunkmast auf dem Gebäude einen Abriss, dann hatte sich die Wirtschaftslage durch den Ukrainekrieg so verändert, dass die Pläne nicht mehr finanzierbar waren. Lesen Sie auch: Großprojekt vorgestellt: Hier entstehen 64 neue Wohnungen in Werther Werthers Ausschuss verhindert Bebauung für die nächsten zwei Jahre Im Januar kam dann die Bauvoranfrage für das Wohn- und Geschäftshaus mit Supermarkt. Pläne, die beim Bürgermeister, im Bauamt und bei den meisten Ratsfraktionen nicht gut ankamen. Am Dienstagabend fassten die Mitglieder des Planungs- und Bauausschusses mehrheitlich den Beschluss, der für mindestens zwei Jahre verhindert, dass in dem Bereich zwischen Enger-, Ravensberger und Gartenstraße irgendwelche Bautätigkeiten stattfinden. Bis dahin soll ein neuer Bebauungsplan großes Gewerbe ausschließen. Der Beschluss würde nur aus rechtlichen Erwägungen gefasst, betonten alle. Denn der Supermarkt würde in einem Mischgebiet liegen, in dem nur Gewerbe erlaubt sei, durch das das Wohnen nicht wesentlich beeinträchtigt werde. Bei einer Verkaufsfläche von mehr als 1.200 Quadratmetern, sei davon auszugehen, dass er sich negativ auf die städtebauliche Entwicklung und den Verkehr auswirke. &bdquo;Wir waren lange auf einem guten Weg mit dem Investor, jetzt müssen wir das Ganze wieder von vorne aufrollen“, sagte Detlef Wind für die SPD und betonte, dass man keinen Supermarkt an dieser Stelle wolle, weil sie das Eingangstor zur Stadt sei. Neuer Supermarkt könnte andere verdrängen Die gleiche Auffassung vertrat auch Andreas Honsel (FDP): &bdquo;Politisch wollen wir keinen weiteren Verbrauchermarkt.“ Auch Torsten Schmolke (Grüne) zeigte sich verärgert: &bdquo;Mit keinem anderen Projekt haben wir uns so beschäftigt, haben immer gesagt, dass wir einen Supermarkt nicht wollen. Und genau den legt uns der Investor jetzt auf den Tisch.“ Bürgermeister Veith Lemmen wies darauf hin, dass man mit diesem Bauprojekt auf der Brache H.-W.-Meyer-Gelände eventuell Brachen an anderer Stelle schaffe, weil ein neuer Supermarkt andere verdränge. Nur die CDU wollte nicht ins selbe Horn stoßen. &bdquo;Momentan haben wir noch diesen Investor, der etwas entwickeln will. Können wir es uns leisten, noch eine Brache dort stehen zu haben?“, fragte Fraktionschef Rainer Eckelmann. Er wisse aus Gesprächen, dass es viele in der Bevölkerung auch gar nicht für so abwegig hielten, dort ein Lebensmittelgeschäft anzusiedeln. &bdquo;Sollten wir nicht noch mal mit dem Investor reden?“ Man sei mit Familie Cord weiterhin im Gespräch und stehe bei allen anderen Plänen zur Verfügung, sagte Veith Lemmen. &bdquo;Das können die ja gerne so machen, in ein paar Monaten sind Wahlen, dann haben sich die Verhältnisse vielleicht geändert“, sagt Karl-Otto Cord am nächsten Tag gegenüber dem HK. Die angestrebte Klage müsse man ihm zugestehen, denn das Grundstück, das er einst erworben habe, werde so entwertet. Politiker haben viele Wünsche geäußert Wenn man an den alten Plänen festhalte, würde der Mietzins aufgrund der gestiegenen Preise für die Wohnungen inzwischen bei 14 Euro pro Quadratmeter liegen. Und da sei noch nicht einmal ein Gewinn aufgerechnet. &bdquo;Das bekommt man nicht vermietet“, sagt er. Man habe den Ausschussmitgliedern einen Kasten voller Buntstifte gegeben, sie haben damit aufgemalt, was an der Stelle gebaut werden solle und das dann dem Investor so aufgetragen, beschreibt Karl-Otto Cord das Vorgehen aus seiner Sicht. &bdquo;Nur das Risiko, das sollen wir dann alleine tragen.“

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