In Werther schlägt das Herz einer bedrohten Pferderasse

Werther-Isingdorf. 121 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Isingdorf und Oldenburg – und doch gibt es eine ganz besondere Verbindung zwischen der 170.000-Einwohner-Stadt und dem kleinsten Wertheraner Ortsteil. Denn der Verband, der für die Pferderasse zuständig ist, aus der die Oldenburger Pferde entstammen, hat seinen Sitz tatsächlich im westfälischen Isingdorf. &bdquo;Zuchtverband für das Alt-Oldenburger und Ostfriesische Pferd“ heißt der Verein, und Peter Allhoff ist dessen Geschäftsführer. Eigentlich ist Dr. Peter Allhoff Mediziner, Epidemiologe, und berät aktuell den G-BA, den gemeinsamen Bundesausschuss, der den Leistungskatalog der Krankenkassen festlegt. Ein zeitfüllender Job. &bdquo;Aber ich bin Freiberufler und kann mir meine Zeit einteilen“, sagt Peter Allhoff verschmitzt. Denn sein Ehrenamt, in dem er die Geschäftsführung des Zuchtverbandes innehat, ist eigentlich auch ein Job, der in Hochzeiten nicht nur mit ein paar Stunden in der Woche erledigt ist. &bdquo;Ich fahre rund 20.000 Kilometer im Jahr für den Verband“, sagt Peter Allhoff. Denn zu seinen Aufgaben, die er sich mit der Zuchtleiterin des Verbandes teilt, gehört unter anderem die Aufnahme aller neugeborenen Fohlen sowie aller Zuchtstuten, die in eines der Zuchtbücher eingetragen werden. Lesen Sie auch: Ein Leben für 70 Pferde: Was diese Frau aus Werther für ihren Traum leistet Von Werther aus besucht er Fohlen in ganz Deutschland Rund 60 bis 80 Fohlen besucht er so in jedem Jahr in ihren Ställen und erstellt Pässe für sie. Dafür muss er die Fohlen genau beschreiben und jedes Abzeichen, also die weißen Stellen an den Beinen und am Kopf, exakt beschreiben und erfassen. &bdquo;Man kommt rum und lernt viele Leute kennen. Das ist einfach eine ganz andere Welt als die Medizin“, beschreibt der heute 72-Jährige die Faszination des Amtes. Noch anspruchsvoller ist seine Aufgabe bei den rund 20 Stuten jährlich. Denn die muss er auch nach ihrer Zuchtqualität bewerten und entscheiden, ob sie ins Hauptstutbuch, Vorstutbuch oder in den Anhang eingetragen werden. Nur mit diesen Eintragungen dürfen die Stuten offiziell zur Zucht verwendet werden. Da ist viel Fachwissen nötig. Wie hat er sich das angeeignet, als er 2004 als Laie den Geschäftsführerposten übernommen hat? &bdquo;Ich bin Methodiker. Da ist es egal, ob man sich mit Medizin oder Pferdezucht beschäftigt“, sagt er. 1998 ist er dem Verband beigetreten, seit 2000 hat er im Vorstand mitgearbeitet und war als Zuchtrichter aktiv. Ein Bauernpferd, das gutmütig und nicht anspruchsvoll ist Die Zucht ist das, was ihn schon seit über 25 Jahren fasziniert. Die Alt-Oldenburger sind die Ursprungsrasse, aus der die heutigen Oldenburger hervorgingen, die vom Typ einem modernen Sportpferd entsprechen. Durch Einkreuzung von Vollblütern wurden die Oldenburger Arbeitspferde nach dem Zweiten Weltkrieg zu leichteren Reitpferden. In den 1980er Jahren begann man, mit den verbliebenen Stuten des alten Schlags und Hengsten, die noch den alten Blutlinien entstammten, Rückzuchtversuche, aus denen dann das Alt-Oldenburger Pferd entstand: ein Bauernpferd, leichtfuttrig, langlebig und freundlich im Gemüt. Sollte diese Eigenschaften nicht jede Pferderasse haben? &bdquo;Das denkt man, aber das ist nicht so“, sagt Peter Allhoff. &bdquo;Die Korrelation zwischen Körperbau und einem irren Kopf ist schon da.“ Soll umgekehrt heißen: Je massiger die Pferde, desto ruhiger und gutmütiger sind sie. Und auch Knochenprobleme, so Allhoff, gebe es beim Alt-Oldenburger nicht wie bei den Sportpferderassen. Lesen Sie auch: Klein, aber oho: Wertheraner Shetty-Hengst Kalle ist extrem erfolgreich Alt-Oldenburger stehe auf der Roten Liste Bei denen drehe sich alles nur um den Sport, sagt Peter Allhoff. &bdquo;Darauf sind wir nicht aus. Wir wollen ein Freizeitpferd für jedermann mit dem Hauptziel Fahrsport.“ Damit das auch lange so bleibt, habe er versucht, durch seine Tätigkeit den Typ der Pferde zu prägen. 200 Stuten und 30 Hengste sind aktuell in den Zuchtbüchern des Verbandes aufgeführt. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 waren für alle deutschen Warmblutrassen rund 50.800 Zuchtstuten eingetragen. Die Gesellschaft zur Erhaltung einheimischer Haustierrassen (GEH) führt das Alt-Oldenburger Pferd deshalb auch auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Im Stall von Familie Allhoff in Isingdorf stehen seit zwei Jahren keine Pferde mehr. Die Deckhengste standen ohnehin auf Deckstationen. Die Alt-Oldenburger Stute wurde nach dem Tod des 37 Jahre alten Beistellponys in andere Hände gegeben. &bdquo;Wenn man Pferde züchtet, sollte man besser nicht rechnen“, sagt der 72-Jährige über seine Leidenschaft. Marketing auf Pferdefachmessen ist ein Muss Rund 4.000 Euro müssen momentan für ein Alt-Oldenburger Fohlen berappt werden. Ein fünf Jahre altes Pferd ist selten unter 10.000 Euro zu haben. &bdquo;Wer bei uns kauft, will gezielt diese Rasse haben“, sagt der Geschäftsführer. Damit sich die Qualitäten der Pferde auch weiterhin rumsprechen, gehört auch die Vermarktung zu Allhoffs Job. 15 Jahre hat er jeweils zehn Tage auf der weltgrößten Pferdefachmesse Equitana in Essen gestanden oder auch auf der &bdquo;Pferd und Jagd“ in Hannover. &bdquo;Da haben wir viel erreicht.“ Doch auch vom Schreibtisch in Isingdorf aus gibt er Kaufinteressenten Tipps oder berät potenzielle Züchter. Außerdem erstellt er die Jahresberichte und den 40 Seiten starken Hengstverteilungsplan. Und dann gibt es ja auch noch die vielen Wochenenden mit den Zuchtschauen oder Körungen, bei denen er als Kommentator eingespannt ist. Was macht seine Faszination für die Tiere aus? &bdquo;Auf der einen Seite sind die Pferde so mächtig. Wenn so ein Hengst auf mich zukommt und ich ginge nicht zur Seite, dann wäre ich platt. Und andererseits kommen sie angeschnurrt und schmusen wie ein Kätzchen.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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