Wertheraner Geschäftsmann entgeht dem Tod nur knapp - er erzählt

Werther. Die gute Nachricht vorab: Carsten Bökenkamp geht es gut. Der Inhaber des gleichnamigen Elektrofachgeschäfts in Werthers Innenstadt kommt langsam zurück in den Alltag. Vor ein paar Monaten war nicht klar, ob er überleben würde. Im August bricht Carsten Bökenkamp beim Training im Fitnessstudio plötzlich zusammen. Zum Glück ist schnelle Hilfe vor Ort: Die Trainer reagieren genau richtig und alarmieren sofort den Notarzt. Der zuvor kerngesunde Wertheraner muss nach dem Herzinfarkt mehrfach reanimiert werden. Um Carsten Bökenkamp steht es &bdquo;Spitz auf Knopf.“ Was zu diesem Zeitpunkt niemand weiß: Carsten Bökenkamp laboriert an einer Corona-Infektion, die er selbst nicht bemerkte. Seine Lunge ist deshalb angegriffen. Durch die Wiederbelebungsversuche muss er sich erbrechen, bekommt eine Lungenentzündung. Angesichts dieser Komplikationen ist der Herzinfarkt fast schon das geringste Problem. Wertheranerin öffnet Laden trotzdem Während Bökenkamp auf der Intensivstation um sein Leben kämpft, hält Ehefrau Ellen die Stellung im EP-Fachmarkt in der Ravensberger Straße. Und entscheidet sich, das Geschäft trotz des schweren Schicksalsschlags zu öffnen. &bdquo;Ich war von einem auf den anderen Tag alleine. Tatenlos zusehen konnte ich nicht. Dann wäre es mir noch schlechter gegangen“, erinnert sich die Wertheranerin. Sie geht von Anfang an offen mit der schweren Situation um - und erlebt eine Welle der Solidarität. &bdquo;Viele Kunden kamen, haben kleine Geschenke mitgebracht oder einfach nur die Daumen gedrückt und gebetet. Das hat viel Mut gemacht“, sagt Ellen Bökenkamp. Einige bieten Hilfe an. Die Familie rückt näher zusammen, auch die beiden Söhne packen mit an, wann immer es geht. Derweil verbessert sich Carsten Bökenkamps Zustand stetig. An die Zeit auf der Intensivstation und seinen Herzinfarkt erinnert er sich selbst wenig. &bdquo;Ich habe von außen nicht viel mitbekommen und bin erst auf der Intensivstation wieder aufgewacht, als es etwas bergauf ging“, berichtet er. &bdquo;Ich war froh, wieder aufgewacht zu sein.“ Allerdings nimmt er auch da seine Umgebung noch nicht richtig wahr. &bdquo;Er war in einem Delirium“, erklärt Ellen Bökenkamp. &bdquo;Carsten hat teils belanglose Geräusche so wahrgenommen, als sei er damit gemeint.“ Da muss Carsten Bökenkamp schmunzeln: &bdquo;Davon habe ich gar nichts bemerkt.“ Geschäftsleute aus Werther äußern sich emotional Der Wertheraner kann sich nur noch an sehr viele schlechte Träume aus der Zeit auf der Intensivstation erinnern. &bdquo;Die waren teilweise echt brutal“, sagt er - ohne weiter auf den Inhalt einzugehen. Der Schlaf wird erst besser, als Bökenkamp auf die Normalstation und später nach Hause kommt. Eine Reha-Maßnahme folgt für Carsten Bökenkamp: &bdquo;Die hat mir sehr geholfen.“ Zurück in Werther wendet sich das Ehepaar mit einem emotionalen Post bei Instagram und Facebook an seine Kunden: &bdquo;Die vielen guten Wünsche (...) haben uns sehr überwältigt. Vielen Dank auch an die Kunden, die in den letzten Wochen so große Geduld aufgebracht haben. All das zeigt uns, wie sehr es in unserer Umgebung menschelt - und das finden wir - in unserer heutigen Welt - einfach nur großartig.“ Für das Ehepaar und seine Familie hat sich die Sicht auf die Welt verändert. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von EP:Bo?kenkamp (@carstenboekenkamp) &bdquo;Man lebt nun bewusster und sieht den Alltag nicht mehr als selbstverständlich an“, sagt Ellen Bökenkamp. &bdquo;Manchmal halte ich inne und realisiere, was für ein riesiges Glück wir hatten.“ Auch auf die Geschäftszeiten hat der tragische Vorfall Einfluss. Das Ehepaar nimmt sich mehr Freiräume, schließt mittwochs am Nachmittag und öffnet am Samstag erst um 10 Uhr. Das war früher anders. Bökenkamp: Mir geht es heute gut Die Kunden verzeihen das ohnehin. &bdquo;Fast alle sind froh, dass ich wieder da bin. Manchmal werde ich sogar umarmt“, berichtet Carsten Bökenkamp. Im Moment arbeitet er halbtags, um sich langsam wieder an die berufliche Belastung zu gewöhnen. &bdquo;Viele von unseren Stammkunden waren so besorgt, dass wir sie fast schon in den Familienkreis aufgenommen haben“, ergänzt seine Ehefrau. Ohnehin bekommt die Familie im Leben der beiden Geschäftsleute noch einmal einen deutlich höheren Stellenwert. Carsten Bökenkamp hat am Hals noch Spuren von den Schläuchen, die ihn während der Zeit auf der Intensivstation am Leben gehalten haben. Auch er lebt jetzt &bdquo;bewusster“, wie er sagt. Sportarten wie Tennis wird er voraussichtlich durch Ausdauersport ersetzen. &bdquo;Aber ansonsten geht es mir gut. Es fühlt sich so an, als wäre nichts gewesen.“

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