Zollfahnder heben in Werther illegales Großlager von Rohtabak aus

Werther-Häger. Seit Donnerstagabend ist Häger in heller Aufruhr: In der ehemaligen Druckerei von Oro-Druck am Hägerfeld hat eine Bande offenbar schon seit Jahren ein illegales Tabak-Großlager betrieben. Eher zufällig sind mehrere vermummte Männer am späten Donnerstagabend von einem Anwohner bei ihren Aktivitäten beobachtet und schließlich in die Flucht getrieben worden. Der Zeuge hätte seinen Einsatz allerdings fast mit dem Leben bezahlt. Es ist kurz nach 21.30 Uhr, als eine Anwohnerin bemerkt, wie sich mehrere Männer auf dem Gelände von ehemals Oro-Druck zu schaffen machen. &bdquo;Ich habe mehrere Leute mit Taschenlampen gesehen“, erzählt sie dem &bdquo;Haller Kreisblatt“. Offenkundig haben Anwohner schon häufiger ungewöhnliche Vorgänge rund um die große Halle beobachtet, so schildern es am Freitag eine ganze Reihe von Personen. Sie stehen an der Straße und sehen staunend zu, was sich hier abspielt. Das Technische Hilfswerk ist mit einem halben Dutzend Wagen vor Ort, die Polizei und die Zollfahnder ebenfalls, der Verkehr wird einspurig am Einsatzort vorbeigeleitet, überall neugierige Blicke, was hier wohl vorgeht. Männer schlagen mit Brechstange zu Am Donnerstagabend jedenfalls ist es nichts Ungewöhnliches, dass die Frau ihrem erwachsenen Sohn, der mit einem Kumpel vorbeigekommen ist, von den Vorgängen in der unmittelbaren Nachbarschaft berichtet. &bdquo;Da drüben ist wieder was los.“ Der Sohn fackelt nicht lange und marschiert Richtung der Hoffläche, die unmittelbar an der Straße Hägerfeld liegt. Er spricht zwei der augenscheinlich vermummten Männer an: &bdquo;Hallo, was macht ihr da?“ Die Mutter kann jedes Wort hören und bekommt auch mit, was dann passiert: &bdquo;Die Männer haben meinen Sohn gepackt, in den Schwitzkasten genommen, mehrere Meter über den Hof geschleift, sein Gesicht auf eine Steinplatte gehauen und mit einer Brechstange zugeschlagen. Ich habe nur noch seine Hilfeschreie gehört, und wie er die Männer angefleht hat: ’Bitte lasst mich frei!’ Ich bin sofort hingerannt.“ Zwölf vermummte Personen treten die Flucht an Barfuß und in größter Not schreit die Frau die Männer an, sie sollen ihren Sohn sofort loslassen. &bdquo;Und ich habe geschrien, ich hätte die Polizei verständigt.“ Offenkundig das Stichwort, das dem Sohn möglicherweise das Leben gerettet hat. Denn kaum ausgesprochen, lassen die Männer vom Sohn ab. &bdquo;Polizia“ ist das einzige Wort, das die Frau von den Männern hört. &bdquo;Ansonsten haben sie kein Wort miteinander gewechselt.“ Sie, das sind inzwischen zehn oder zwölf schwarz gekleidete, normal große, mit einer Sturmhaube vermummte Personen, die aus der Lagerhalle zu einem weißen Sprinter laufen und mit diesem vom Hof rauschen. Das Kennzeichen, da ist sich die Frau relativ sicher, sei kein Deutsches gewesen. Aus welchem Land, kann sie nicht sagen. &bdquo;Ich war viel zu aufgewühlt und hatte ganz andere Sorgen.“ Um ihren Sohn nämlich. Den haben die Männer mit einer Schädelprellung, einer Prellung des Jochbeins sowie einem Haufen Blutergüsse und Schürfwunden im Gesicht und am ganzen Körper zurückgelassen. Donnerstagnacht ist in Häger die Hölle los Erst zu dieser Zeit kommt die Frau tatsächlich dazu, die Polizei zu alarmieren. &bdquo;Es dauerte lange, bevor überhaupt ein Streifenwagen hier auftauchte“, schildert sie. Danach kommt der Rettungswagen, der sich um ihren Sohn kümmert. &bdquo;Erst jetzt hatte die Polizei mitbekommen, was hier wirklich los ist“, sagt die Frau. Auf jeden Fall ist danach in Häger die Hölle los. &bdquo;Die ganze Nacht war hier ein Polizeiauflauf, das ging bis Freitagmorgen. Und dann weiter mit dem Technischen Hilfswerk.“ Inzwischen seien auch die Kleidungsstücke ihres Sohnes sichergestellt worden, um mögliche Spuren der Täter darauf zu finden. Und inzwischen hat die Frau auch mitbekommen, warum die Polizei, die Zollfahndung und das THW mit einer regelrechten Fahrzeugkolonne vor Ort sind: &bdquo;In der Halle sollen 140 Paletten mit sieben Tonnen Rohtabak sichergestellt worden sein“, berichtet die Frau. Bis Freitagabend wird die Halle ausgeräumt Bis in den späten Freitagabend sind Einsatzkräfte des THW vor Ort, um die Halle auszuräumen. Ein Lkw nach dem anderen fährt dazu auf dem Gelände vor, die anderen warten an der Straße, bis sie an der Reihe sind. Bewaffnete Zollfahnder und die Polizei sind ebenfalls die ganze Zeit über vor Ort. Was genau sie in der Halle gefunden haben, ob der Rohtabak hier nur gelagert oder weiterverarbeitet wurde, sagen die Zollfahnder nicht. Überhaupt wollen sie sich nicht äußern, teilen lediglich mit, dass sie vom Dienstsitz Bielefeld des Zollfahndungsamts Hannover kommen. Und dass sie, als sie in Häger ankamen, weder jemanden angetroffen noch jemanden festgesetzt hätten. Ansonsten verweisen sie auf die Pressestelle und eine mögliche Pressekonferenz in der kommenden Woche. Die Pressestelle der Zollfahnung ist am Freitagnachmittag allerdings nicht mehr erreichbar, die Bielefelder Polizei zwar in den Einsatz eingebunden, aber für Auskünfte nicht zuständig. Die Zollfahnder verweisen am Freitag auf laufende Ermittlungen. Dass die ehemalige Druckerei offenkundig schon länger als Lager von der Bande genutzt wurde, lässt sich aus Schilderungen von mehreren Anwohnern entnehmen. Sie erzählen, dass bereits in der Zeit vor Corona &bdquo;massenweise Trockenbauplatten“ angeliefert und &bdquo;die Fenster schön dicht gemacht“ wurden. Zu welchem Zweck, hätten sie sich allerdings nicht träumen lassen. &bdquo;Wir haben hier immer mal bemerkt, dass nachts Lkw auf den Hof fuhren. Manchmal haben wir Musik gehört. Aber sowas hätten wir nie gedacht. Das passiert in großen Städten. Aber doch nicht hier bei uns im kleinen Häger.“

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