Hier stinkt es gewaltig: Wertheraner sehen Gesundheitsgefahr in Weidezaun

Werther. Der beißende Geruch ist wahrzunehmen, lange bevor man vor den Weidezäunen an der Straße Im Kloster steht. &bdquo;Es riecht nach Holzschutzmitteln, wie man sie früher verwendet hat“, beschreibt es Wolfgang Böhm von der WDGA. Er und sein Fraktionskollege Jürgen Schäfer fragen sich, wie umweltschädlich die Substanzen sind, in denen die &bdquo;Hunderte Zaunpfähle und Lattungen getränkt wurden“. Und ob sie überhaupt verbaut werden durften. Wie berichtet hatte die WDGA bereits im Februar 2023 die imprägnierten Pfähle an der zuletzt wegen eines nicht genehmigten Anbaus in die Schlagzeilen geratenen Reitanlage bei einem Spaziergang bemerkt und das städtische Umweltbüro informiert. Dieses informierte seinerseits den Kreis Gütersloh. Hieß es zunächst, dass der Fall abgeschlossen sei, da die Eigentümerin des Grundstücks Unterlagen eingereicht habe, die ausgereicht hätten, um das verwendete Holzschutzmittel als gefahrlos auszuweisen, ließ der Kreis nach erneuter Nachfrage im November 2023 durch ein Labor Proben entnehmen. Die Ergebnisse liegen der WDGA inzwischen vor - und die Partei macht sich Sorgen. In dem behandelten Holz wurden 16 verschiedene Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAKs, gefunden. Die höchsten Konzentrationen bei Phenanthren (27.000 Milligramm je Kilogramm Trockensubstanz), Fluoranthen (24.000) und Pyren (14.000). Die Stoffe gelten als toxisch, gesundheitsschädlich, wasser- und umweltgefährdend. Die Summe der gefundenen 16 PAKs beläuft sich auf 81.000 Milligramm. WDGA fürchtet Gesundheitsgefährdung &bdquo;Aber was heißt das?“, fragen sich Böhm und Schäfer. Welche Gesundheitsgefahren gehen von den Zaunpfählen aus? Gibt es Grenzwerte für diese Stoffe? Besteht nicht die Gefahr, dass sie über die Jahre ausgespült werden und im Grundwasser landen? Böhm zeigt auf einen kleinen Graben, der gleich neben den Weiden verläuft und die potenziellen Gefahrstoffe &bdquo;schnell weiterverteilt“. Und er hat von einer Änderung der Gesetzeslage gehört, nach der die Pfähle möglicherweise gar nicht erst hätten verbaut werden dürfen. Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ hat beim Bundesumweltamt nachgefragt, das in die Zulassung von Bioziden eingebunden ist. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Maura Schwander geht davon aus, dass es sich bei dem verwendeten Holzschutzmittel um Kreosot handelt. Kreosot ist ein Biozid. Darunter versteht man Substanzen, die Schädlinge und Lästlinge wie Insekten, Mäuse oder Ratten, aber auch Algen, Pilze und Bakterien bekämpfen. Schwander verweist auf die EU-Biozid-Verordnung von 2021 und die Durchführungsverordnung zur Verlängerung von Kreosot von 2022, in denen Fachleute Kreosot bewerten. Zuvor hatten sie Tests in Weinbergen und Obstgärten vorgenommen, in denen behandelte Pfähle verbaut waren. Ausdrücklich erwähnt sind auch Imprägnierungen bei Einzäunungen von Reitanlagen. Direkten Hautkontakt unbedingt vermeiden Ergebnis: Es gibt Auswirkungen auf angebaute Früchte, das Grundwasser, das Vieh, die menschliche Haut, die menschliche Gesundheit. Niemals sollte ein direkter Hautkontakt stattfinden, immer sollte Schutzkleidung getragen werden. Auf keinen Fall sollte mit Kreosot behandeltes Holz innerhalb von Gebäuden, auf Spielplätzen, in Parks oder Gärten eingesetzt werden. Jegliches ausgetretene Produkt und kontaminierte Material muss aufgefangen und als gefährlicher Abfall entsorgt werden. Frisch mit Kreosot behandelte Hölzer sollten auf undurchlässigem, harten Untergrund gelagert werden, um direkte Einträge in Boden, Kanalisation oder Wasser zu verhindern, eine Exposition der Umwelt sollte begrenzt werden. In dem Dossier ist auch nachzulesen, dass Kreosot eine komplexe Mischung darstellt und sich aus &bdquo;mehreren hundert, vermutlich mehreren tausend“ verschiedenen Verbindungen zusammensetzt. Eine ganze Reihe davon gilt als krebserregend und genverändernd, steht im Verdacht, gefährlich für das ungeborene Kind und die Fruchtbarkeit zu sein. Schwander berichtet weiter, dass die Nutzung von Kreosot zwar verlängert, allerdings stark beschränkt worden sei. Weil die Risiken von kreosotbehandeltem Holz für Pfähle und Einzäunungen zu hoch angesehen wurden, dürfe es seit dem Stichtag 30. April 2023 nicht mehr in Verkehr gebracht, also verkauft, werden. Hohes Gefahrenpotenzial Und was heißt das nun für Werther? Maura Schwander sagt, dass &bdquo;eine Beeinträchtigung des Bodens und daraus resultierend des Grundwassers und des Bachlaufs bei der beschriebenen Nutzung leider nicht ausgeschlossen“ werden könne. Aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials sollten Einträge in die Umwelt daher so weit wie möglich vermieden werden. Das Verfahren der Biozidprodukte-Zulassung wird in Deutschland von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin koordiniert. Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ erreicht Carsten Bloch, Referent für Wirkstoffgenehmigungen. Seine Aussage ist deutlich: &bdquo;Kreosot gilt als krebserregend, reprotoxisch und mutagen. Aufgrund dieser Gefahren wird es in Deutschland demnächst ganz verboten.“ Aktuell dürfe es überhaupt nur noch als Imprägniermittel bei Eisenbahnschwellen verwendet werden. Denn mit Kreosot behandelte Hölzer hätten den Vorteil, dass sie 20 bis 30 Jahre halten - länger als mit allen anderen Mitteln behandelte Hölzer.“ Weidezäune, so Bloch, dürften in Deutschland schon seit 2013 nicht mehr mit Kreosot gestrichen werden, 2017 sei auch das Tränken von Pfählen mit Kreosot verboten worden. Holzzaun wohl im Ausland erworben &bdquo;Das gilt allerdings nicht in allen EU-Ländern“, so Bloch. Vermutlich seien die Zäune daher im EU-Ausland erworben worden. Und wenn dies vor dem 30. April 2023 geschehen sei, habe die Eigentümerin der Anlage die Pfähle auch rechtmäßig aufbauen dürfen. Auch, so Bloch, gebe es keine Beschränkungen, was das direkte Einrammen der Pfähle in den Boden angeht. Was die gefundenen Gefahrstoffe angeht, auf die auch die WDGA verweist, sagt Bloch: &bdquo;Die Menge klingt in der Tat hoch. Da allerdings in Deutschland keine Produkte für die Behandlung von Weidezäunen zugelassen sind, lässt sich auch nicht sagen, ob die von Ihnen genannten Konzentrationen an bestimmten PAKs auf unerlaubt hohe Anwendungsmengen an Kreosot schließen lassen. Gegebenenfalls müsste ermittelt werden, aus welchem Mitgliedsstaat die behandelten Hölzer importiert wurden, und dann geschaut werden, ob die dort zulässigen Anwendungsmengen für die Behandlung von Weidezäunen mit Kreosot überschritten worden sind.“ Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ hat auch beim Kreis Gütersloh nachgefragt. Sprecherin Lena Baron teilt mit, dass am 4. März 2024 eine Ortsbesichtigung stattgefunden habe. Dort sei der Besitzerin empfohlen worden, den Zaun zurückzubauen. &bdquo;Den Rückbau konnte der Kreis nicht anordnen, weil die Höchstwerte eingehalten wurden. Das wurde auch in einem Gutachten bestätigt“, so die Sprecherin. Demnach habe es für den Kreis auch keine gesetzliche Grundlage gegeben, dies anzuordnen. Die Empfehlung sei dennoch ausgesprochen worden - schon unter dem Aspekt des Geruchs. Am Montag Thema im Umweltausschuss An diesem Montag, 2. September, werden der Zaun und weitere Aspekte der Reitanlage wie berichtet im städtischen Umweltausschuss thematisiert. Beginn ist um 18 Uhr im Rathaus. Die Inhaberin der Reitanlage war auf Anfrage nicht für ein Gespräch erreichbar.

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