Schnelles Internet in Werther? Jetzt gibt es doppelt schlechte Nachrichten

Werther. Ohne Probleme im Homeoffice arbeiten? Video-Konferenzen abhalten, Filme im Internet schauen, Online-Spiele spielen? Für rund 300 Haushalte in Werther ist das allenfalls schlecht bis gar nicht möglich. Sie alle liegen im Außenbereich und werden weiterhin als weiße oder höchstens hellgraue Flecken geführt. Die schlechte Nachricht: Daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Aber wie kann das sein? In den vergangenen Jahren hat es mehrere Förderverfahren gegeben, mit deren Hilfe die weißen Flecken von der Landkarte getilgt werden sollten. Sprich: in denen die Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten sollten. Überall wurde gebuddelt, überall ragten die orangefarbenen Kabel aus dem Boden, trotz einiger Verwerfungen und teils erheblicher Kritik an den Zuständen auf den Baustellen ging es gefühlt voran. Doch jetzt kommen aus Gütersloh schlechte Nachrichten. Jan Christoph Dübner, Breitbandkoordinator beim Kreis, teilt auf Anfrage mit, dass noch nicht einmal alle der 300 Adressen, die im jüngsten Förderprogramm ausgebaut wurden, angeschlossen sind. Ursprüngliche Pläne sahen vor, dass sie schon seit mehr als einem Jahr schnelles Internet hätten haben sollen. In Werther gibts noch viele weiße Flecken Und nun ist zu hören, dass es noch weitere rund 300 Adressen im Außenbereich gibt, die als unterversorgt gelten. Wie ist das möglich? Dübner hat die Antwort: &bdquo;Das liegt zum Teil daran, dass uns bei der letzten Abfrage Adressen als versorgt gemeldet wurden, die es gar nicht waren.“ Als dies auffiel, sei es zu spät gewesen: &bdquo;Da lief die EU-weite Ausschreibung für das Projekt bereits. Und es ist natürlich nicht möglich, einfach 100 Adressen hinzuzufügen.“ Die 300 Haushalte, die in einem möglichen nächsten Förderverfahren einen Glasfaseranschluss bekommen könnten, hätten es in Teilen dringend nötig. Dübner erläutert, dass einige von ihnen gerade einmal Geschwindigkeiten von vier, fünf oder sechs Mbit/s erreichen, manche immerhin 23 oder 25 - aber auf jeden Fall unter 30, womit sie eindeutig als weiße Flecken auf der Landkarte gelten würden. Grundsätzlich unterscheidet der Fördergeber nach drei Kategorien: Als weiße Flecken werden Adressen geführt, die mit Geschwindigkeiten von weniger als 30 Mbit/s versorgt - oder besser unterversorgt - sind. Gefolgt von hellgrauen Flecken mit Geschwindigkeiten zwischen 30 und 100 Mbit/s und dunkelgrauen Flecken, wo zwar Leistungen von mehr als 100 Mbit/s erreicht werden, aber nicht durch Glasfaser-, sondern durch alte Kupferkabel. Die Zeit wird unglaublich knapp Für alle gibt es jetzt vorsichtig Hoffnung: Nach der neuesten Förderrichtlinie, die am 30. April herausgegeben wurde, sind nach Aussage Dübners alle Anschlüsse förderfähig, die nicht aus Glasfaser bestehen. &bdquo;Jedenfalls solange für das Gebiet kein Ausbau gemeldet wurde.“ Was im Außenbereich von Werther nicht der Fall ist - welches Telekommunikationsunternehmen würde auch eine so große Fläche mit Millionenkosten allein für den Tiefbau eigenwirtschaftlich in Angriff nehmen, nur um eine Handvoll Haushalte anzuschließen? Wie geht es aber nun weiter? Dübner nennt die Pläne, die allerdings aus seiner Sicht &bdquo;äußerst ambitioniert“ sind: Bereits Ende Mai habe er ein neues Markterkundungsverfahren für den Außenbereich von Werther angeschoben, um überhaupt zu ermitteln, welche und wie viele Adressen für einen Glasfaseranschluss in Frage kommen. Etwa zwei Monate, schätzt er, werde die Erhebung dauern. &bdquo;Problem ist, dass wir für das gesamte Verfahren nicht viel Zeit haben.“ Bis Ende September müssten die Förderanträge bei den Geldgebern Bund und Land eingereicht werden. &bdquo;Bis dahin braucht es allerdings auch die Zusage der Stadt Werther, dass sie einen Eigenanteil der Kosten übernehmen würde“, so Dübner. Vogel-Strauß-Taktik nützt niemandem Beim jüngsten Förderprogramm waren dies zehn Prozent, inzwischen haben nach Aussage Dübners Bund und Land den Förderanteil der Kommunen auf 20 Prozent erhöht. &bdquo;Wenn wir davon ausgehen, dass der Ausbau von 300 Adressen rund drei Millionen Euro kostet - man rechnet 10.000 Euro je Adresse -, kann man schnell ausrechnen, was auf Werther zukäme“, so Dübner. Spätestens in der ersten Sitzung nach der Sommerpause müsste der Rat der Stadt sein Okay geben und bis dahin alle Fragen geklärt haben. &bdquo;Das wird eine superenge Sache“, schätzt Dübner. Aber wie ein Vogel Strauß den Kopf in den Sand zu stecken nütze ja auch niemandem. Eines ist für den Breitbandkoordinator klar: &bdquo;Ohne Fördergelder werden wir den Glasfaserausbau in Werther nicht hinbekommen.“ In einem Branchendialog mit potenziellen Anbietern habe jedenfalls kein einziger gesagt, er könne sich den eigenwirtschaftlichen Ausbau vorstellen. Tiefbaukosten gehen derzeit durch die Decke Gesetzt den Fall, Werther würde die 20 Prozent übernehmen - wie ginge es dann weiter? &bdquo;Dann müssten Förderanträge gestellt und das Projekt EU-weit ausgeschrieben werden. Und wir müssten hoffen, dass sich jemand findet, der es auch machen will.“ Keine Selbstverständlichkeit, sagt Dübner. &bdquo;Allein die Tiefbaukosten gehen derzeit durch die Decke.“ Und wenn es nicht klappt? Wenn es doch irgendwo auf dem Weg zum bewilligten Förderbescheid hakt? &bdquo;Dann müssen wir im nächsten Jahr einen neuen Anlauf unternehmen“, so Dübner. Dass es gelingen wird, hofft auch Guido Neugebauer von der Stadt Werther. &bdquo;Ich bin eigentlich ganz zuversichtlich - weil wir auch kaum eine andere Möglichkeit haben“, verweist er auf das erklärte Ziel der Bundesregierung, bis spätestens 2030 alle Haushalte im Land an die schnelle Datenautobahn angeschlossen zu haben. Spätestens dann kann wirklich jeder Wertheraner vernünftig im Homeoffice arbeiten und im Internet surfen.

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