Frust über „irrsinnigen Hauruck-Auszug“ aus dem Gefängnis in Werther

Werther. Die Insassen der JVA in Theenhausen müssen in den nächsten Tagen ihre Koffer packen. Spätestens Ende Juni sollen sie in andere Einrichtungen der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne verlegt werden. Grund ist der anstehende Verkauf der Immobilie. Doch nicht bei allen Häftlingen stößt das Vorhaben auf Verständnis. Einer von ihnen spricht gegenüber dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ sogar von einer &bdquo;irrsinnigen Hauruck-Aktion“. Und begründet auch, warum. Wie berichtet soll die Immobilie an der Theenhausener Straße verkauft werden. Über einen Makler wird sie aktuell angeboten. Der Mietvertrag zwischen dem Justizministerium NRW und dem Eigentümer des Gebäudes endet am 31. Dezember. Und genau das stößt bei dem Insassen auf Kritik. Er fragt sich, warum alle Häftlinge bereits bis Ende Juni verlegt werden sollen, wenn doch dafür noch ein gutes halbes Jahr Zeit wäre. Zumal in diesem Jahr &bdquo;noch über die Hälfte der Leute“ entlassen würde. Stattdessen müssten sie jetzt noch für die verbleibenden Wochen umziehen. Sind die Vorwürfe korrekt? Eine weitere Kritik des Mannes richtet sich gegen die Unterbringung. &bdquo;Manche gehen nach Brockhagen, wo aus Zwei-Mann-Stuben auf einmal Vier-Mann-Stuben gemacht werden.“ Sind diese Vorwürfe korrekt? Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ fragt bei der JVA Bielefeld-Senne nach. Pressesprecher Axel Berger gibt bereitwillig Auskunft. Es sei richtig, dass der Mietvertrag erst Ende des Jahres endet, die Häftlinge jedoch bereits Ende Juni Theenhausen verlassen müssen. &bdquo;Denn wir räumen hier ja keine 65-Quadratmeter-Wohnung, sondern ein Gefängnis mitsamt Insassen, Personal und Inventar“, so Berger. Das sei mit einem entsprechenden logistischen Aufwand verbunden. Schließlich sei man verpflichtet, die Räume so an den Eigentümer zu übergeben, wie man sie vorgefunden habe. Aber natürlich könne man mit dem Ausräumen der Zellen, der Küche, der Büro- und Sozialräume, der sanitären Anlagen und des Fitness-Raums erst beginnen, wenn die Häftlinge ausgezogen sind. Sprecher kann Kritik nicht verstehen Von den 51 Plätzen seien aktuell ohnehin nur noch 24 belegt, so Berger. Alle Insassen seien - genau wie das Personal - rechtzeitig über die Pläne der Anstaltsleitung informiert worden. Und sogar, wenn dies möglich war, gefragt worden, wohin sie wechseln wollen. &bdquo;Zumindest, wenn dies seitens des Arbeitgebers möglich ist.“ Wie Berger sagt, würden einige nach Ummeln gehen, andere wohl auch nach Brockhagen oder in eine andere der insgesamt dann noch 14 Außenstellen in den Kreisen Gütersloh, Paderborn und Warendorf. &bdquo;Aber alle werden sich räumlich verbessern“, betont der Pressesprecher. Allein schon deshalb, da die JVA Theenhausen eine der ältesten Außenstellen der JVA sei und die anderen alle deutlich moderner. In Ummeln etwa stehe gerade ein Hafthaus kurz vor dem Abschluss einer großen Renovierung. Daher könne er die Kritik des Insassen nicht verstehen. &bdquo;Zumal wir nur noch wenige Hafträume für mehr als zwei Personen haben.“ Vielleicht habe da der Frust des Insassen über den Umzug überwogen. Berger betont allerdings, dass nach dem Strafvollzugsgesetz NRW Gefangene des Offenen Vollzugs keinen Anspruch auf ein Einzelzimmer hätten, sondern gemeinschaftlich untergebracht werden dürften. Weder vertretbar noch vermittelbar Dass auch die Insassen, die nur noch wenige Wochen in Haft bleiben müssen, umziehen sollen, habe laut Berger einen einfachen Grund: &bdquo;Wir können nicht für eine Handvoll Leute den gesamten Personalschlüssel in Theenhausen mit Früh-, Spät- und Nachtdienst aufrecht erhalten.“ Das wäre weder vertretbar noch vermittelbar. &bdquo;Denn letzten Endes geht es hier um Steuergelder.“ Ein Umzug steht aber nicht nur den Inhaftierten ins Haus, sondern auch den rund zehn Kolleginnen und Kollegen, die in Theenhausen im Drei-Schicht-Betrieb tätig sind. Bereichsleitung, Früh-, Spät- und Nachtdienst, Sozialdienst, psychologischer Dienst, auch sie müssen sich umstellen - wenn sie auch ihre Wünsche äußern durften, an welchen Standort sie wechseln wollen. Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust braucht nach Aussage Bergers niemand zu haben: &bdquo;Wir sind froh und dankbar, dass wir bei der aktuellen Personalnot bald durch die Theenhausener an anderer Stelle etwas aufstocken können.“ Während also für die 24 Häftlinge bald der Umzugswagen anrückt und die Beamten in andere Einrichtungen der JVA wechseln, findet vielleicht auch die Immobilie in Theenhausen bald einen neuen Besitzer - und eine Zukunft ohne Gefangene. Für 580.000 Euro ist das Haus zu haben.

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