Bekanntes Gesicht hinterm Tresen kehrt zurück ins Café Vincent in Werther

Werther. Es war ein tränenreicher und schwerer Abschied, als Anna Rosenthal im September des vergangenen Jahres ihren liebsten Mitarbeiter Ralf Dunkelberg gehen lassen musste. Für ein paar kurze Momente hatte sie sogar daran gedacht, dass sie das so erfolgreiche Café Vincent im Museum Peter August Böckstiegel ohne ihn nicht weiterführen möchte. Und dann stand er ganz unvermutet plötzlich wieder vor ihr. Nun ist es - besonders in der Gastronomie - nichts ungewöhnliches, dass Mitarbeiter kommen und gehen. Doch als die damals 26-Jährige, die weder gelernte Konditorin ist, noch zuvor in der Gastronomie viele Erfahrungen gesammelt hatte, sich mutig entschloss, das Museumscafé zu übernehmen, war für sie klar, dass sie diesen Schritt nur mit Ralf Dunkelberg an ihrer Seite wagen würde. Er war schon immer ein Freund der Familie von Anna Rosenthal. &bdquo;Ich kenne ihn mein halbes Leben“, sagt sie. Und Ralf Dunkelberg wiederum kennt in Halle und Umgebung Gott und die Welt, ist gelernter Hotelfachmann und ein begnadeter Tortenbäcker. Für sie war er beim Sprung in die Selbstständigkeit der Fels in der Brandung und für das Café das Gesicht hinter dem Tortentresen, bei dem sich die Gäste wie zu Hause fühlten. Für die Chefin brach eine Welt zusammen Und dann gab es plötzlich diesen Tag, an dem Ralf Dunkelberg der Café-Chefin mitteilen musste, dass für ihn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, er seine Heimat Halle und seine Arbeit im Museumscafé verlassen und nach Hamm umziehen würde. Für Anna Rosenthal brach eine Welt zusammen, wie sie auch über ein halbes Jahr später immer noch mit viel Emotionen in der Stimme erzählt. Was war passiert? &bdquo;Ich hatte mich nach 25 Jahren Beziehung von meinem Partner getrennt und jemand neuen kennengelernt“, erzählt Ralf Dunkelberg. Sein neuer Partner lebt in Hamm, genauer gesagt in dem 100-Seelen-Dorf Vöckinghausen auf einem Bauernhof. Und dorthin zog es den Haller nun samt seiner zwei Pferde, der Schafe, Mini-Schweine, Hühner, Hund und Katze. Auch einen Job fand er dort. Wieder in einem Café, wo er für alles zuständig war, wie er sagt. &bdquo;Es war eine tolle Stelle“, sagt er, aber kein Vergleich zu seiner Arbeit im Museumscafé. &bdquo;Zuviel Ellbogen - auf so etwas habe ich keine Lust mehr.“ Und irgendwie ließ das Heimweh nach dem Café Vincent ihn nicht los. Und plötzlich bog er um die Ecke So setzte er sich vor zwei Wochen kurz entschlossen ins Auto und machte sich auf den Weg nach Werther. &bdquo;Ich stand gerade auf dem Parkplatz und habe das Auto ausgeladen, da biegt er plötzlich um die Ecke“, beschreibt Anna Rosenthal den Moment. Völlig überraschend, denn der Kontakt zwischen den beiden war nach seinem Weggang etwas zum Stillstand gekommen, wie sie offen zugeben. Zu sehr hatte jeder mit seinem eigenen Leben zu tun. Doch als die beiden Ex-Kollegen voreinander stehen, &bdquo;da hat es wieder Klick gemacht“, erzählt Anna Rosenthal. Sie reden nicht lange drumrum. Ralf Dunkelberg erzählt, dass er seine Stelle in Hamm gekündigt habe und sagt, er vermisse das Café Vincent. Anna Rosenthal sagt: &bdquo;Ich könnte dich gebrauchen.“ Und damit ist alles klar. Nun ist Ralf Dunkelberg wieder zurück und wird täglich an den Öffnungstagen ab 12 Uhr hinter der Kuchentheke im Museum stehen und die Gäste begrüßen. Den Fahrtweg von rund 50 Minuten aus Hamm nimmt er dafür gerne in Kauf. &bdquo;Wenn ich auf den Teuto zufahre, dann tut mir der Anblick schon gut“, sagt der gebürtige Hoberger. Abschied hatte auch eine gute Seite Für Anna Rosenthal ist seine Rückkehr - &bdquo;Wir nennen die Zeit dazwischen einfach mal Urlaub“, sagt sie lachend - eine große Erleichterung, denn sie kann sich nun auf neue Projekte und Konzepte und gemeinsam mit ihrer neuen Partnerin Lea Hahn auf die Kreation der berühmten Torten konzentrieren. Denn, so traurig der Abschied im September auch war, es sei auch etwas Gutes daraus hervorgegangen, betont die Café-Chefin. Denn so habe sie Lea Hahn kennengelernt, die nicht nur aus der Backstube inzwischen nicht mehr wegzudenken ist, sondern ihr auch eine gute Freundin geworden sei. Neben den zwei Festangestellten unterstützen noch fünf bis sechs Aushilfen das Café. Für Anna Rosenthal nun die Möglichkeit, sich vermehrt um zusätzliche Projekte zu kümmern. Nach dem erfolgreichen Valentinstag–Special mit Drei-Gänge-Menü und Museumsführung sollen solche Veranstaltungen öfter stattfinden, zum Beispiel zu Ostern oder zum Muttertag mit Frühstück. Pläne für ein Café in Halle Und dann gibt es ja auch noch die ganz großen Ideen, zum Beispiel die Eröffnung eines weiteren Cafés in Halle. &bdquo;Das könnten wir uns vorstellen, aber dieses Jahr würden wir das sowieso nicht mehr hinbekommen“, sagt Anna Rosenthal. Aber ein Pop-up-Café zur Weihnachtszeit, das will sie in diesem Jahr auf jeden Fall in Halle aufziehen. Unterstützung dafür hat sie ja nun reichlich.

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