Beliebtes Eiscafé im Herzen von Werther lockt immer wieder auch Promis an

Werther. &bdquo;Wir haben nur den Namen gewechselt, sonst hat sich nichts verändert“, sagt Elisabet Chiesurin. Was bei anderen Geschäften vielleicht ein Zeichen für Stillstand wäre, ist beim Eiscafé am Alten Markt im Herzen Werthers eine gute Nachricht. Denn an dem Eis dort soll sich bitte auch nichts verändern. Das hausgemachte Eis nach altem Familienrezept und nur mit frischen Zutaten ist der Grund, warum die Leute an der Eisdiele direkt neben der Kirche im Sommer oft Schlange stehen und auch aus den Nachbarstädten gerne nach Werther pilgern. Aber was hat es nun mit dem Namenswechsel auf sich. &bdquo;Es war an der Zeit, dass wir uns so nennen, wie wir sowieso von allen genannt werden“, sagt Elisabet Chiesurin. Und so ist nun pünktlich zur Eröffnung der Eissaison aus dem Eiscafé Venezia das Eiscafé Werther geworden. Die Geschichte beginnt in den 1970er-Jahren Eigentlich ganz einfach und doch recht ungewöhnlich, denn Eisdielen, die ohne klassischen italienischen Namen daherkommen, muss man mit der Lupe suchen. Und während Elisabet Chiesurin erzählt, warum es zu dem Namenswechsel kam, wird klar, dass mit dem Wechsel irgendwie auch die Geschichte der Familie Chiesurin erzählt wird. Im März dieses Jahres feiert die Eisdiele nämlich ihr 50-jähriges Bestehen, das gleichzeitig die Anfangszeit von Giuliano Chiesurin in Deutschland markiert. &bdquo;Damals in den 1970er-Jahren war es ja so, dass viele Italiener ausgewandert sind, um in Deutschland zu arbeiten und dort besseres Geld zu verdienen“, sagt Elisabet Chiesurin. Auch ihr Mann Giuliano habe sich von Norditalien aus auf den Weg gemacht, um sein Glück zu finden. Gelandet ist er in Bielefeld, wo er zunächst rund ein Jahr lang in einer Eisdiele gearbeitet hat. 1974 habe sich dann die Gelegenheit ergeben, sich in Werther selbstständig zu machen. Und da Giuliano Chiesurin aus der Nähe von Venedig kam, nannte er sein Eiscafé Venezia. Der Anfang war nicht leicht Es war die erste und einzige Eisdiele in Werther und ist es bis heute geblieben. Aber leicht waren die Anfänge nicht. Die Ausländer wurden am Anfang noch kritisch beäugt und in der Kleinstadt nicht nur mit offenen Armen empfangen. Eine Wohnung konnte sich der 30-Jährige nicht leisten und schlief in der Küche des Eiscafés. Um im ersten Jahr finanziell über die Runden zu kommen, war der Gelatieri auf die finanzielle Unterstützung seiner Familie angewiesen. Zwei bis drei Jahre habe es gedauert, bis es gut lief. Irgendwann wurde auch die Wohnung über der Eisdiele frei und Chiesurin wohnte nun über seinem Geschäft. Elisabet Chiesurin ist seit 35 Jahren an Giuliano Chiesurins Seite. Die gebürtige Polin ist das Gesicht und das Herz des Eiscafés. Der gemeinsame Sohn Federico wurde vom Vater schon mit 17 Jahren in die Geheimnisse der Eisherstellung eingeweiht. Inzwischen liegt sie allein in den Händen des heute 30-Jährigen. Und der setzt immer noch auf die Rezepte seines Vaters und ausschließlich auf echte Zutaten, echte Eier, Dorfmilch aus Brockhagen und Zucker. &bdquo;Das ist das Geheimnis unseres Eises“, sagt seine Mutter. Werther ist Heimat geworden Das wissen auch Prominente zu schätzen. Komiker Otto Waalkes ist Stammgast, SPD-Politiker Franz Müntefering war ebenso da wie Schlagersängerin Anna-Maria Zimmermann. Und die Wertheraner können sich einen Sommer ohne ihre Eisdiele und ohne ein Schwätzchen mit Elisabet Chiesurin gar nicht vorstellen. &bdquo;Wenn ich mal beim Arzt oder im Supermarkt bin, werde ich immer angesprochen: Sie sind doch die vom Eiscafé in Werther“, erzählt sie. Und so ist auch der neue Name entstanden: Eiscafé Werther. &bdquo;Die Leute nennen uns doch sowieso so“, sagt sie lachend. Und fügt dann etwas ernster hinzu: &bdquo;Mein Mann hatte immer den Plan, nach 25 Jahren zurückzugehen. Aber als dann das Jahr 2000 anbrach, waren wir immer noch hier und werden es auch bleiben.“ Das Eiscafé gebe es nun 50 Jahre am Ort. Da dürfe man sich auch nach der Stadt benennen, in der man zu Hause sei, sagt sie fast fragend. Und das ist eben nicht mehr Venedig, sondern Werther.

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