Erfolgsstory: Wie dieser Wertheraner schon 150 Pixi-Bücher geschrieben hat

Werther. Welche Eltern lieben sie nicht? Dank ihnen ist die Gefahr gebannt, dass sich das abendliche Vorlesen endlos ausdehnt, denn ihre Länge ist überschaubar. Man kann sie einfach in die Tasche stecken und hat so im Auto oder beim Restaurantbesuch immer eine gute Beschäftigungsmöglichkeit dabei. Und sie sind zudem unschlagbar günstig. Die Rede ist von Pixi-Büchern. Zehn Mal zehn Zentimeter groß, 24 Seiten dick und 99 Cent teuer. Das sind die Eckdaten einer Erfolgsgeschichte, die in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag feiert. Der Wertheraner Rüdiger Paulsen ist ein Teil dieser Erfolgsgeschichte. Seit 13 Jahren ist er Autor für den Carlsen-Verlag. Auf der Geburtstagsparty eines gemeinsamen Freundes lernte der Puppenspieler damals eine Lektorin des Carlsen-Verlags kennen. Der Freund hatte schon auf beiden Seiten Vorarbeit geleistet, war er doch davon überzeugt, dass Rüdiger Paulsen, der schon lange die Stücke für seine Puppenbühne selbst verfasste, ein passender Autor für die Pixi-Buch-Reihe war. Es gibt genaue Vorgaben für Pixi-Bücher Paulsen ließ sich überzeugen, einen Probetext einzureichen und war sich sicher: &bdquo;So eine Geschichte schreibe ich in zwei Stunden nach dem Frühstück.“ Inzwischen weiß er, dass wesentlich mehr Arbeit in so einem Büchlein steckt. 150 Geschichten hat er, oft unterstützt von Ehefrau Cordula, bisher geschrieben, von denen 125 bereits erschienen sind. Und die müssen alle nach genauen Vorgaben verfasst werden. &bdquo;Man muss beim Schreiben schon die Illustration mitdenken“, erklärt er. Denn die Zielgruppe sind Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, die die Geschichten auch ohne Worte verstehen müssen. &bdquo;Wenn ich zum Beispiel die Geschichte einer Mäusefamilie, die einen Kuchen backen will, erzähle, dann kann die nicht nur in der Küche spielen, sonst wird es für die Illustratorin schwierig, weil zu wenig Abwechslung drin ist“, erklärt Rüdiger Paulsen. &bdquo;Also lasse ich die Mäuse in den Hühnerstall gehen, um dort ein Ei zu besorgen und dann weiter zum Kuhstall für die Milch.“ Auf die Bilder hat der Wertheraner keinen Einfluss Wie die Illustrationen letztlich aussehen, darauf haben die Autoren keinen Einfluss. &bdquo;Ich gebe nur den rohen Text ab und sehe dann erst kurz vor Andruck das illustrierte Werk, um noch mal Korrektur zu lesen“, sagt Paulsen. Stellt er dabei fest, dass die Illustratorinnen ein Detail aus dem Text überlesen oder falsch dargestellt haben, muss der Text an das Bild angepasst werden. Nur rund 3.200 Zeichen darf der Text lang sein. &bdquo;Auf elf Doppelseiten muss er alles haben, was ein großer Roman auch braucht: einen schnellen Einstieg, die Heldenreise, einen Antagonisten, den Höhepunkt und dann die Auflösung“, sagt Rüdiger Paulsen. Und dass am Ende alles gut ausgeht, ist selbstverständlich. &bdquo;Pixi ist heile Welt“, sagt der 73-Jährige. Deshalb haben es auch lange Zeit nur wenige Figuren in die Geschichten geschafft, deren Welt vielleicht nicht ganz diesem Bild entsprach. Doch in Zeiten, in denen Diversität gefragt ist, ändert sich das. &bdquo;Inzwischen kommen auch alleinerziehende Mütter und Väter vor oder Kinder mit Behinderungen“, sagt Paulsen. Sensitivity-Leserin überprüft Pixi-Geschichten aus anderen Kulturen So hat im Jubiläumsjahr zum Beispiel der Bestseller-Autor Saa Staniic die Geschichte &bdquo;Ava auf einem Bein“ geschrieben, die im März erscheint. &bdquo;Das ist ein Novum“, sagt Rüdiger Paulsen. Schon länger hingegen kommen Kinder mit anderem kulturellen Hintergrund vor. So hat Paulsen mal auf Anraten seiner Lektorin in einer Geschichte aus einer deutschen Mutter eine chinesische gemacht. Und in so einem Fall wird der Text dann auch noch von einer Sensitivity-Leserin geprüft, eine Lektorin mit chinesischem Hintergrund. &bdquo;Weil chinesische Mütter zum Beispiel einen anderen Erziehungsstil haben, und das muss dann in der Geschichte passen.“ Auch wenn die Bücher kurz und günstig sind - es stecke genauso viel Arbeit drin, wie in einem großen Bilderbuch, sagt Paulsen. Und wahrscheinlich ist das auch ein Geheimnis des Erfolges. Rund 3.000 Büchlein sind seit 1954 bisher erschienen. Im deutschsprachigen Raum werden jedes Jahr etwa 14 Millionen Pixi-Bücher verkauft, aber auch weltweit ist die Nachfrage groß. Erfolgsstory: Seine Bücher werden in 14 Ländern gelesen Die Geschichten von Rüdiger Paulsen sind in 14 Ländern erschienen. Vietnam, Peru, Kolumbien, Albanien oder China sind darunter. &bdquo;In China sind alleine zehn verschiedene Geschichten von mir erschienen“, sagt Paulsen. Dort kommen die Bücher aus Deutschland offenbar besonders gut an. &bdquo;Die haben dort so etwas nicht. Die Kinderbücher in China sind immer eher im Manga- oder Hello-Kitty-Stil.“ Die vielen Charaktere, die Rüdiger Paulsen im Laufe der Jahre erfunden hat, sind ihm allesamt ans Herz gewachsen. Aber seine Top fünf hat er trotzdem schnell zusammen: &bdquo;Die verzauberte Hexe“, &bdquo;Super Tom“, &bdquo;Ein kleiner Bär auf Tatze“, &bdquo;Enrico und die faulen Piraten“ und &bdquo;Freche Frida Hütchenblau“. Die und andere liest er zusammen mit Ehefrau Carola bei den &bdquo;Geschichten aus der Pixi-Kiste“, eine Vorleseveranstaltung, mit denen die beiden in Theatern, Kindergärten oder Bibliotheken gastieren, dabei die Bilder im Großformat zeigen und mit den Kindern ins Gespräch kommen. Der nächste Termin ist im Bielefelder Movement-Theater am Sonntag, 17. März.

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