So geht "Frauen-Auto": Wertheranerin setzt auf martialischen Wrangler-Jeep

Werther. Frauen und Autos, da gibt es viele Klischees. Da gibt es aber auch einige Fakten. Studien - zum Beispiel von der Uni Duisburg - zeigen, dass Frauen beim Autokauf durchaus andere Prioritäten haben als Männer. Demnach kaufen sie überdurchschnittlich oft praktische Kleinwagen, legen mehr Wert auf einen moderaten Benzinverbrauch und bevorzugen gepflegt wirkende Neufahrzeuge. Ein klassisches Frauen-Auto sei demnach der neue Mini. Mit Statistiken ist es allerdings so eine Sache. Menschen wie Dorothea Wenzel zeigen, was sie in der Realität bedeuten. Sie hat ihre große Blechliebe schon vor fast 30 Jahren gefunden. "Die Liebe meines Lebens" nennt sie ihren Wrangler. Und das, obwohl er in wirklich allen statistischen Kriterien durchfällt: Er ist weder klein, noch sparsam und Autopflege ist für die 70-Jährige ein Fremdwort. "Nein, ich pflege den sicher nicht gut", gibt sie zu. "Einmal im Jahr - wenn der CVJM sein Carwash macht - wird er geputzt. Sonst freue ich mich, wenn es regnet." Technisch ist der Chrysler-Jeep so weit von einem neuen Mini entfernt, wie es vermutlich nur geht. Servolenkung, Fahrhilfen, Airbag, Multimediapakete, selbst elektrische Fensterheber sucht man vergebens. Dafür gibt es einen martialischen Rammschutz, Riffelbleche an den Einstiegen, eine wegklappbare Frontscheibe und frische, ungefilterte Luft. "Er hat Gas, Bremse und ein Lenkrad. Und er guckt so schön böse", zählt die Wertheraner Künstlerin die Stärken des Geländewagens auf. "Bin aufgewachsen mit Horch, Protos und Maybach" Diese anderen Werte hat der Wrangler von seinen Vorfahren geerbt. Er ist der reinblütige Nachfolger des Willys, des kleinen Kübelwagens, mit dem die U.S.-Army vor 80 Jahren Europa von den Nationalsozialisten befreite. Viele Features von damals haben sich bis heute erhalten. So lassen sich auch bei Wenzels Version die Türen komplett aushängen und der Allradantrieb zuschalten. Die Liebe der Wahl-Wertheranerin zu ihrem Jeep hat aber auch einen ganz persönlichen, biografischen Hintergrund. "Ich bin aufgewachsen mit Horch, Protos und Maybach", sagt die Autonarrin. Ihr Vater habe damals solche Wagen gesammelt. Klaus Munke verdiente viel Geld mit dem Bergungsunternehmen Munke-Kran in Hannover und nutzte es unter anderem, um eine Autosammlung aufzubauen. Darunter viele Klassiker, wie der Horch 901, das deutsche Gegenstück zum amerikanischen Army-Jeep. "Ich hatte immer das Gefühl, dass der Wrangler der Horch für Arme ist." 1994 hatte sie den Wagen neu gekauft. Eine Herzensentscheidung, erzählt die Künstlerin. "Ich hatte den auf einem Podest gesehen. Ich stand davor mit Kinderwagen, fühlte mich gerade neben der Spur und dachte: Eines Tages gehörst du mir!" Und sie zog es durch. "Ich freue mich immer noch wie Bolle, dass das mein Auto ist", sagt die umtriebige Wertheranerin. "Ich bin ein furchtbarer Angeber und gebe gerne an der Ampel in der Stadt Gas, weil sich das so toll anhört." Weitere Blechgeschichten: Der Colt Seavers aus Werther Nächstes Jahr feiert ihr Jeep den magischen 30. Geburtstag und bekommt hoffentlich das begehrte H-Kennzeichen mit Steuerermäßigungen. Bei vier Litern Hubraum und weit über hundert Pferdestärken durchaus erstrebenswert. Denn "für Arme" ist der Chrysler sicher nur bedingt geeignet. Allein schon 15 Liter Verbrauch strapazieren den Geldbeutel. "Da habe ich damals gar nicht drüber nachgedacht", sagt Dorothea Wenzel. "Aber ich fahre so wenig, ich nutze vor allem öffentliche Verkehrsmittel." Vernunft hat mit Liebe nicht viel zu tun, so sieht Dorothea Wenzel das. Und die Liebe zu ihrem ganz und gar unvernünftigen Alltagswagen wird bleiben, da ist sie absolut sicher: "Das hält länger als jede Ehe. Ich muss es wissen, ich war drei Mal verheiratet." Noch mehr Blechgeschichten finden Sie hier.

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