Fünf Sterne: Testkäufer kontrollieren die Bäckerei Bossert in Werther

Werther. Der Testkäufer kam am 26. Mai um 11.51 Uhr. Er - oder sie - ließ sich beraten, kaufte ein und aß im Café eine Kleinigkeit. Danach verließ er das Geschäft so unauffällig, wie er gekommen war. Dass Familie Kröger und ihr Team von der Bäckerei Bossert überhaupt wissen, dass ein Testkäufer vor Ort war, liegt am Ergebnisprotokoll. Das kam jetzt per Post. Gespannt las Juniorchef Patrik Kröger die entscheidenden Sätze. Jeder kennt das Prinzip der Restaurant-Tester: Unerkannt und namenlos setzen sie sich an den Tisch, bestellen ein oder mehrere Gerichte auf der Karte, äußern vielleicht noch ein oder zwei Nachfragen beim Servicepersonal, und gehen wieder. Erst Wochen später erfahren die Restaurant-Besitzer vom Besuch - und bestenfalls von einem guten Ergebnis. Genauso war es jetzt bei der Bäckerei Bossert. Ein Testkäufer mischte sich unter die Kundschaft und hatte allerlei Fragen. "Wir haben keine Ahnung, wann diese Leute kommen und wer sie sind", erzählt Juniorchef Patrik Kröger. Was auch gewollt ist, schließlich sollen alle Kunden gleich gut bedient werden. Dass jemand kommen würde, wusste der Bäcker- und Konditormeister allerdings sehr wohl. Denn es stand die Verlängerung des Fünf-Sterne-Bäcker-Siegels an. Und das gibt es nicht für lau. Familie Kröger und ihr Team lassen sich regelmäßig coachen Wer in den illustren Kreis aufgenommen und sich als äußeres Zeichen die Plakette an die Tür heften will, muss dafür etwas tun. Gute Backwaren zu produzieren reicht da nicht. Diese müssen auch ansprechend präsentiert werden und gut sichtbar beschriftet sein. Abgesehen davon geht es noch um mehr: Herrscht im Geschäft eine angenehme Atmosphäre? Sind die Verkäuferinnen nett? Können sie kompetent Auskunft über die Inhaltsstoffe von Brot, Brötchen und Kuchen geben? Wie lange dauert es, bis der Kaffee serviert wird? Ist der Tisch adrett eingedeckt? Insgesamt 100 verschiedene Aspekte werden abgeprüft, für die es jeweils Punkte gibt. Bei der Bäckerei Bossert ist das kein Selbstläufer. "Wir lassen uns regelmäßig coachen", erzählt Seniorchefin Ursula Kröger. Was immer hilfreich, aber auch mit einer gewissen Anspannung verbunden sei. "Der Coach steht unbemerkt von den Kunden hinter dem Verkaufsraum und beobachtet uns genau. Jedes Wort, jeder Gesichtsausdruck wird analysiert. Weil wir noch besser werden wollen." Lohn der Arbeit ist jetzt nicht nur das verlängerte Siegel des Fünf-Sterne-Bäckers. Fast zeitgleich erhielt die Bäckerei Bossert durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW die Auszeichnung Meister.Werk NRW. Die gibt es nur bei besonderer Produktqualität, Betriebsführung und Verantwortung im Lebensmittelhandwerk. 200 Brote aus Werther fahren mit zwei Jugendgruppen nach Schweden Um überhaupt als Kandidat in Betracht zu kommen, muss ein Betrieb sich regelmäßig testen lassen und die Ergebnisse mit Zertifikaten nachweisen. Dafür kommt kein Tester nach Werther, sondern Patrik Kröger hat eine Auswahl an Broten und Brötchen mitsamt genauer Rezeptur zum Landesinnungsverband nach Bochum gebracht. "Das war toll, weil ich viele bekannte Berufskollegen getroffen habe", erzählt er. Mit der Bewertung der Waren hatte er nichts zu tun, durfte nicht einmal dabei sein. Ein unabhängiges Gremium testete sich drei Tage lang durch sämtliche Backwaren, die von den verschiedenen Betrieben aus NRW eingegangen waren. Erst Wochen später gab es das Ergebnis. "Wir haben uns sehr gefreut", sagt der Juniorchef bescheiden. Oppa Fritz, Dinkel-Krustis, Arroder Landbrot, Steinöfchen, der Teutonikus und eine ganze Reihe mehr erhielten alle ein "Sehr gut". Das ist für die Jugendlichen und ihre Betreuer, die gerade mit der evangelischen Kirchengemeinde auf Schweden-Freizeit sind, wahrscheinlich völlig unerheblich. Trotzdem haben sie das prämierte Brot im Gepäck - und zwar in 200-facher Ausführung. Seit vielen Jahren schon backen Patrik Kröger und sein Team Brote für die Freizeiten. "Weil es in Lysvik und Stenbräcka keine Vor-Ort-Versorgung gibt." Und weil Patrik Kröger früher selbst als Betreuer mitgefahren ist. Lob über herzliche Begrüßung und Wohlfühl-Atmosphäre Am vergangenen Wochenende mussten die Bäcker also noch früher als sonst aufstehen und länger als üblich bleiben, um die zusätzlichen Laibe in den Ofen zu schieben. Ganz schön stressig, da beide Freizeiten am gleichen Wochenende aufbrachen. Die Brote wurden in Plastik verpackt und werden vor Ort eingefroren, um sie bei Bedarf wieder aufzutauen. Sechs verschiedene Sorten gingen mit auf die Reise, damit auch für Allergiker etwas Passendes dabei ist. Eine Bewertung, ob es geschmeckt hat, wird es von den Schweden-Fahrern wohl nicht geben. Die gibts ja auch schon vom unbekannten Testkäufer. Er schreibt: "Die Mitarbeiterin bietet charmant das Dinkel-Vollkornbrot an und kann die Zusammensetzung aus dem Gedächtnis wiedergeben. Die Begrüßung ist sehr herzlich, mit einem Lächeln und einer angenehmen Einstiegsfrage. Ich fühlte mich sofort wohl. Die Bestellung wird mit einem Lächeln und einem liebevollen Satz am Tisch serviert. Den Gesamtbetrag nennt die Mitarbeiterin in einem kompletten Satz und hängt ein Bitte an das Satzende. Das Wechselgeld wird mit einem Danke und der Nennung des Betrages ausgehändigt. Die Verabschiedung ist sehr herzlich mit einem Lächeln und dem Zusatz eines schönen Wochenendes."

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