Selbstmordgedanken bei Jugendlichen beunruhigen in Werther

Werther. Was tun, wenn durch Corona das Funtastic über viele Wochen schließen muss oder nur wenige Kinder und Jugendliche gleichzeitig einlassen darf? Wenn es in der Schule schlecht läuft, es Stress im Elternhaus gibt oder die Freundin Schluss gemacht hat? Und niemand da ist, mit dem man reden kann? Dann ist schnell ein Punkt erreicht, an dem Jugendliche nicht mehr weiter wissen. Und schlimmstenfalls sogar an Suizid denken. Passiert nicht irgendwo in der Republik, sondern in Werther. So schildern es Funtastic-Leiter Björn Fülbier und Streetworker Marcel Kay im Rahmen ihrer Jahresberichte am Montagabend im Sozialausschuss. Eigentlich wollen sie erzählen, mit welch kreativen Ideen sie durch die Coronazeit gekommen sind, wie toll das Fest zum 20-jährigen Bestehen der Hall of Fame war und wie sie versucht haben, vieles auf digitalem Weg aufzufangen. Doch aufhorchen lassen die Fälle, für die es eben keine einfache Lösung gibt. &bdquo;Wir haben mehrere Jugendliche mit starken psychosozialen Problemen“, berichten Björn Fülbier und Marcel Kay. Was bis hin zum Wunsch nach Selbstmord reiche. Weshalb man mit einigen von ihnen bereits beim sozialpsychiatrischen Dienst gewesen sei, einen Besuch in der LWL-Klinik ins Auge fasse und immer wieder Gesprächsangebote mache. &bdquo;Wir versuchen, alles aufzufangen. Trotzdem haben wir große Sorge, was da noch alles auf uns zukommt.“ Denn trotz Normalbetrieb nehme man bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine nie gekannte Motivationslosigkeit wahr. &bdquo;Corona war das schlimmste, was einem Haus mit offenen Türen passieren konnte“, sagt daher auch Torsten Grüter vom Kreisjugendamt. Dass viele Jugendliche nach einem Tag Homeschooling nachmittags oder abends keine Lust mehr hatten, noch mehr Zeit vor dem Rechner zu verbringen, könne er sogar verstehen. Doch weil es dadurch eben wenig direkten Kontakt gab, seien vormals enge Vertrauensverhältnisse gebröckelt. &bdquo;Daher müssen wir jetzt alles daransetzen, dieses Vertrauen wieder herzustellen und die Jugendlichen zu begeistern, wieder bei uns mitzumachen.“ Mehr Geld für Funtastic und Streetworker So gute Arbeit das Funtastic und Streetworker Marcel Kay auch leisten, ihre Zeit ist begrenzt. Björn Fülbier und Simone Niemann teilen sich gerade einmal eineinhalb Stellen, Marcel Kay hat zwar eine Vollzeitstelle, leistet die aber nur zu einem Drittel in Werther ab. Insgesamt wäre deutlich mehr drin, wenn die finanzielle Ausstattung eine bessere wäre. Und das soll bald der Fall sein. Wie jetzt in der Sitzung deutlich wurde, sollen sowohl der Personalschlüssel im Funtastic als auch die Stelle des Streetworkers aufgestockt werden – wenn die Stadt bereit ist, entsprechende Gelder dafür freizugeben. Das Jugendzentrum könnte über den Kinder- und Jugendförderplan eine halbe Stelle mehr bekommen, das wären 19,5 zusätzliche Stunden in der Woche. Dadurch könnte das hauptamtliche Team auf drei Personen aufgestockt werden. Die Stelle des Streetworkers ließe sich auf eineinhalb Stellen erweitern, verteilt auf nur zwei statt bisher drei Kommunen. In beiden Fällen würde der Kreis 65 Prozent der Kosten übernehmen, die Stadt Werther die restlichen 35 Prozent. In einer der nächsten Sitzungen wird sich die Politik mit dem Thema befassen. Doch schon am Montag deutete sich breite Zustimmung an. Wie Torsten Grüter vom Kreisjugendamt und Kai Treptow vom AWO-Keisverband berichteten, gebe es bereits Bewerbungen für die Stellen. Bereits bewilligt wurden außerdem Gelder für eine Honorarkraft, die über das Förderprogramm &bdquo;Aufholen durch Corona“ eingestellt werden kann. Auch hier ist bereits jemand gefunden, der schon im nächsten Monat seine Arbeit in Werther aufnehmen und vornehmlich die Musikangebote im Haus unterstützen wird.

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