Werther.Man stelle sich vor: Eine einsame Landschaft irgendwo in Skandinavien, vielleicht an einem See, um einen herum nichts als die reine Natur, allenfalls ein paar Mücken, die den Frieden stören. In diesem Idyll Michael Fels, Sonnenbrille auf dem Kopf, Angel in der Hand, Entschleunigung pur.
Nicht weit entfernt, an einem schattigen Plätzchen unter hohen Bäumen, ein knallroter Feuerwehrwagen älterer Bauart, der den Wertheraner sicher an diesen abgelegenen Ort der Welt gebracht hat. „Was brauch ich ein Hotel?", fragt Michael Fels, wenn er, zurück in Werther, an die Urlaube denkt, die er dank seines Reisegefährts schon erlebt hat.
Der Unternehmer besitzt auch einen Flugschein
Wer auf die Idee kommt, einen ausgedienten Rüstwagen in ein Wohnmobil umzubauen, muss eine große Portion Fantasie haben – und den nötigen Abenteuergeist. Für einen Urlaub im Harz braucht es den roten Lkw jedenfalls nicht. Doch Michael Fels ist so jemand. Nach seinem Studium hat er in einem ausgedienten Unimog der Bundeswehr Nordafrika erkundet.
Der Unternehmer besitzt auch einen Flugschein und war viele Jahre mit der eigenen Piper unterwegs. „In kürzester Zeit bringt einen das Flugzeug an Orte hunderte Kilometer weit entfernt. Aber nach der Landung ist man vollkommen immobil. Man braucht Bus, Bahn oder einen Leihwagen, um vom Flughafen wegzukommen."
Warum kein normales Wohnmobil? "Zu langweilig"
Inzwischen hat er den Flieger verkauft. „Es war eine schöne Zeit." Piper also weg, dafür Feuerwehrwagen her. „Ich wollte die Gegenden, die ich vorher aus der Luft gesehen habe, vom Boden aus erfahren." Und warum kein normales Wohnmobil? „Auf keinen Fall!", winkt Fels ab. „Zu langweilig." Er erzählt, dass er Urlaube mag, in denen er mitten in der Natur sein kann, nicht alles vorausplanen muss. „Wenn es mir an einem Ort gefällt, bleibe ich einfach."
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Im Internet hat er seinen Wagen 2016 gefunden. Und danach viel Zeit und Geld investiert, um ihn nach seinen Vorstellungen umzubauen. „Bei großen Dingen wie dem Motor hatte ich Hilfe. Alles andere habe ich selbst gemacht." Ein gutes Jahr hat es gedauert, dann ging es das erste Mal los. „Da merkst du dann, was alles noch fehlt."
Heute fehlt dem Wagen nichts mehr

Heute fehlt dem Wagen nichts. Er hat eine Kombüse mit Kühlschrank und Tiefkühlfach, eine Spüle, Fächer für Lebensmittel und Getränke, Raum für 300 Liter Frischwasser und 80 Liter Abwasser, eine Außendusche, ein Energiecenter für die Elektrik, eine Schlafkoje auf dem Dach („2,40 hoch, mit Vorzelt und einer Rehling – damit man nach dem Aufstehen nicht abstürzt"), außerdem einen riesigen Stauraum für Koffer, Kissen, Stühle, einen Tisch, Fahrräder – und seine kleine Honda.
„Man will ja die Gegend erkunden, wenn man angekommen ist." Damit er seinen fahrbaren Untersatz nicht von Hand hinein- und wieder herauswuchten muss, hat sich Michael Fels einen Flaschenzug gebaut. Flugs das Motorrad drangehängt, hochgezogen – schon kann es in die Ladefläche geschoben werden.
Michael Fels meidet lieber Campingplätze
Im Stich gelassen hat ihn sein Feuerwehrauto noch nie. „Ist ja auch eine simple Technik, durch und durch erprobt. Und sie verzichtet auf den ganzen elektronischen Schnickschnack, den man heute in Fahrzeugen hat." Doch Fels ist auch ein Sicherheitsfreak. „Regelmäßige Ölwechsel und Wartungsintervalle sind Pflicht."

Wenn er irgendwo anhält, ist ihm die Aufmerksamkeit der Menschen gewiss. Schnell bildet sich eine kleine Traube von Neugierigen, die wissen wollen, was es mit dem Wagen auf sich hat. „Das braucht kein Mensch", ist dem Wertheraner der Rummel um sein Feuerwehrauto schnell zu viel. Mit ein Grund, warum er Campingplätze meidet.
Mit dem Fahrzeug schon am Nordkap und auf dem Balkan
Er fährt lieber direkt in die Natur, wenn es denn gestattet ist, war mit seinem roten Wagen schon in den Pyrenäen, auf dem Balkan, in Skandinavien bis hoch zum Nordkap. Zu den 20.000 Kilometern, die der Wagen beim Kauf auf dem Tacho hatte, sind 60.000 weitere hinzugekommen. „Meine Urlaube", sagt er, „sind immer etwas Besonderes. Die Landschaft, die Natur, die Flüsse, die Seen – das ist, was mir gefällt. Und mit diesem Auto macht das einfach total viel Spaß!"
Nur die Klimaanlage fehlt
Viele Jahre war der alte Rüstwagen, Baujahr 1989, bei der Feuerwehr Münster im Einsatz. Bis ihn Michael Fels 2016 für 11.000 Euro erworben und nach seinen Vorstellungen umgebaut hat. Mit neuem Motor, neuem Getriebe und neuen Reifen schafft der MAN-Sechszylinder-Direkteinspritzer heute bei 150 PS, 6,5 Litern Hubraum und einem Leergewicht von 5,7 Tonnen eine Spitzengeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern („Autobahnfahrten sind also möglich"). Im Schnitt verbraucht der Wagen 20 Liter Diesel. Teuer in der Steuer ist er dennoch nicht: Durch das H-Kennzeichen zahlt der Wertheraner lediglich 180 Euro im Jahr.
Von außen ein altes Auto, hat der Feuerwehrwagen viele neue innere Werte bekommen. „Er ist mit allem ausgestattet, was ein Auto komfortabel macht", zählt Michael Fels auf: Sitze mit Luftfederung, Sitzheizung, eine pneumatische Rückenstütze und natürlich Armlehnen. „Ich will ja nicht vom Sitz kippen, wenn ich nach sechs oder acht Stunden aus dem Wagen steige." Nur eine Klimaanlage hat das Gefährt nicht. „Leider. Aber die ließ sich technisch nicht einbauen." Michael Fels wusste sich trotzdem zu helfen: Mit einem kleinen Ventilator hinter dem Fahrersitz und einem Schiebedach in der Decke fächelt im Sommer zumindest eine kleine Brise durch die Kabine.
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