Nicht alle schreien Hurra: Online-Unterricht per Videokonferenz

Früher als viele andere Schulen in OWL praktiziert das Evangelische Gymnasium die digitale Lehre. Auf einer Internet-Plattform treffen sich Schülergruppen mit ihren Lehrern zum Lernen.

"Teams" heißt die Online-Plattform auf der sich die Schüler Ole, Tom mit seiner Mutter Sybille und Charlotte per Video sehen und hören können. So kann sie ihre Lehrerin Stefanie Goedtke kontaktlos unterrichten. | © Ekkehard Hufendiek

29.04.2020 | 29.04.2020, 16:42

Werther. Während die Abiturienten wieder das Gymnasium in Werther besuchen dürfen, müssen die anderen Schüler noch zu Hause bleiben. Der Schulunterricht unter den bestehenden Hygienevorschriften während der Corona-Pandemie ist schwierig. „Ja, aber wir schaffen das", sagt Sabine Koch, die stellvertretende Schulleiterin am EGW. Sichtlich stolz präsentierte sie mit ihren Kollegen am vergangenen Montag in der Mensa der Schule das Ergebnis eines mehrwöchigen Einsatzes: Online-Unterricht über die Lernplattform Office 365.

In freier Trägerschaft zog die Schule die Trumpfkarte ihrer relativ großen Unabhängigkeit. „Wir haben entschieden, einfach loszulegen", sagt Sabine Koch. Schon in der ersten Woche nach der Schulschließung am 16. März habe sich ein Krisenstab gebildet, der eine Vorab-Lösung für den Distanzunterricht erarbeitete. So verschickten die Lehrer ihre Aufgaben zunächst per E-Mail an die Schüler. Jedoch verlief der Unterricht offenbar wenig zufriedenstellend. Laut Sabine Koch sei die Kommunikation mühselig gewesen. Außerdem erfolgte das Lernen ohne jedes soziale Miteinander.

Zum Team "Digitale Kommunikation" gehören Sabine Koch, Janina Niemann, Andreas Galler, Stefanie Goedtke, Horst Stasch, Christian Kleist, Marcus Wöhrmann und Thorsten Becker. - © Ekkehard Hufendiek
Zum Team "Digitale Kommunikation" gehören Sabine Koch, Janina Niemann, Andreas Galler, Stefanie Goedtke, Horst Stasch, Christian Kleist, Marcus Wöhrmann und Thorsten Becker. (© Ekkehard Hufendiek)

Taskforce Digitale Kommunikation ist im Einsatz

Daher stellte Sabine Koch bald ein schulinternes Expertenteam zusammen, dass über Erfahrung mit dem digitalen Lernen verfügte. Sie nannte ihr Team „Taskforce Digitale Kommunikation" (TDK). Im Team diskutierten fünf Lehrer, ein Pensionär, der Geschäftsführer des EGW sowie ein Referendar über die Einrichtung einer Lernplattform. Dabei flossen individuelle Erfahrungen ein. Sabine Koch etwa berichtete: „Ich selbst habe ein Jahr in Australien unterrichtet und zwei Schulen, die im Outback lagen, mit Deutschaufgaben versorgt."

Die Einsatzgruppe, die Lehrerkollegen und fast alle Schüler setzten das neue Konzept der Wissensvermittlung in rasantem Tempo um. Am 21. April fand eine Video-Konferenz mit großen Teilen des Kollegiums statt. Eine digitale Hotline mit Antworten zu allen möglichen Fragen von Lehrern, Eltern und Schülern wurde eingerichtet. Darin beantworteten die Mitglieder der Taskforce zahlreiche Fragen: Wie meldet man sich bei der Plattform an, wie erstellt man ein Team, wie lädt man Dateien hoch oder wie kann man den digitalen Unterricht in Microsoft-Teams strukturieren?

Die Lernplattform ist nicht verpflichtend

Seit dem 23. April laufen nun die Lernangebote für die Q2-Schüler, die sich auf die Abiturprüfungen vorbereiten, während parallel die Lehrer die anderen Schüler über die Kommunikationsplattform per Videokonferenz am Computerbildschirm unterrichten. Sabine Koch betont, dass das Arbeiten mit der Lernplattform nicht verpflichtend sei – weder für das Kollegium noch für die Schüler. Tatsächlich ziehen die Eltern von zwei Schülern aus Datenschutzgründen andere Methoden des Distanzlernens vor. „Auch das ist für uns kein Problem", sagt Thorsten Becker, der in der Taskforce die Stunden- und Vertretungsplanung koordiniert. Zudem haben laut Becker auch nicht alle Kollegen sofort Hurra geschrien. Mittlerweile machen jedoch alle mit. Die Schüler indes gehen mit dem Online-Angebot sehr natürlich um. „Die nehmen das mit Freude auf", sagt Thorsten Becker.