Heide in Werther

Ehepaar schützt Pflanzen, die von Werthers Vergangenheit erzählen

Die Landschaft rund um Werther ist kein Naturprodukt, sondern weitgehend durch Menschenhand entstanden. Ein Ehepaar aus Häger kümmert sich darum, dass einige Relikte bestehen bleiben.

Als Christiane und Jürgen Dammeyer vor vielen Jahren damit begannen, die Heidepflanzen am Grenzweg zu pflegen, bestanden diese nur aus ein paar Büscheln. Das hat sich im Laufe der Zeit sichtbar geändert. | © Silke Derkum-Homburg

Silke Derkum-Homburg
21.09.2025 | 21.09.2025, 09:08

Werther. Es muss sie einst gegeben haben in Werther - in Massen. Auch wenn sich das heute niemand mehr so recht vorstellen kann. Aber die historischen Flur- und Straßennamen wie Langenheide, Voßheide oder die Straße Heide in Theenhausen dürften nicht ohne Grund entstanden sein. Die Rede ist von der Heidepflanze. Und die wächst - das weiß auch, wer sich so gar nicht für Pflanzen und Vegetation interessiert - auf kargen Sandböden.

Nun ist man in Werther ziemlich stolz darauf, dass man diese nun gerade nicht hat. Statt fruchtloser Sandböden können die Landwirte in Werther dank der fruchtbaren Lehm- und Lößböden an vielen Stellen aus dem Vollen schöpfen. Wie also kommt es zu den Ortsbezeichnungen und wenn es die Heide mal hier gab, was ist aus ihr geworden?

Ein bisschen stolz ist Jürgen Dammeyer schon, das kann er nicht verhehlen. Üppig und in kräftigem Lila blühen die Heidepflanzen. Und das nicht etwa in seinem Garten, sondern an einem Feldweg, der Acker und Wald voneinander trennt. Der Grenzweg in Häger gibt nämlich einen kleinen Einblick, wie die Kulturlandschaft in der Gegend vor mehreren Hundert Jahren stellenweise ausgesehen hat.

Die Heide in Werther ist ein Relikt der Vergangenheit

„Die meisten kennen die Heide hier in der Gegend nur aus der Senne. In unserer Kulturlandschaft würde man die gar nicht vermuten. Das, was wir hier noch haben, ist ein Relikt aus der früheren Zeit“, sagt Jürgen Dammeyer. Nun sind er und seine Frau Christiane von Haus aus weder Botaniker noch Gärtner. Aber an vielem - und vor allem ihrer Heimat - interessiert.

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2007 hatte sich der Verein Ravensberger Lichtlandschaften rund um den Vegetationskundler Hans-Christoph Vahle und Landschaftsarchitekt Helge Jung gegründet. Jürgen und Christiane Dammeyer, die auch Vorsitzende des Heimatvereins Hägers ist, waren sofort dabei. Ganz knapp und trocken gesagt, handelte es sich um ein Modellprojekt zur Steigerung der Biodiversität in ausgeräumten Kulturlandschaften. „Es ging uns um den Erhalt beziehungsweise die Schaffung besonderer Biotope, die ansonsten mehr und mehr verschwinden“, sagt Helge Jung.

Die Vereinsmitglieder hatten es sich zur Aufgabe gemacht, biologisch wertvolle Lebensräume wie bunte Wiesen, Heiden oder Klarwasserteiche, die es nicht mehr sehr häufig gibt, neu anzulegen oder vorhandene Restbiotope zu pflegen. Viele Blumenwiesen und Blühstreifen entstanden so im Laufe der Jahre unter den Händen der Vereinsmitglieder. „Die Heideflächen waren dabei eher Exoten“, sagt Helge Jung.

Früher waren Schafe die Garanten für Heidelandschaften

Zwischen den trockenen Grashalmen auf Sandboden fühlt sich das Heidekraut richtig wohl. - © Silke Derkum-Homburg
Zwischen den trockenen Grashalmen auf Sandboden fühlt sich das Heidekraut richtig wohl. (© Silke Derkum-Homburg)

Denn Heide lasse sich nicht einfach so irgendwo anpflanzen. Sie braucht eine ganz bestimmte Bodenbeschaffenheit. Offen, besonnt, mager und sauer - fasst es der Fachmann zusammen. Das bietet die Wertheraner Landschaft und auch die der umliegenden Orte diesseits des Teuto nur recht selten. Wenn dann in der Regel auf Böschungen, die besonders flachgründig seien, sagt Helge Jung.

„Früher haben die Schafe dafür gesorgt“, sagt Jürgen Dammeyer, während er ein paar hartnäckige Zweige eines Brombeerbusches abschneidet. Denn auch Brombeeren brauchen einen sauren und recht trockenen Boden und stehen damit in direkter Konkurrenz zur Heide. Regelmäßig schneiden die Dammeyers deshalb die wuchernden Brombeerpflanzen zurück.

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„Bis ins 18. Jahrhundert haben die Bauern ihr Vieh in die Gemarkung getrieben“, erklärt Jürgen Dammeyer weiter. Auf offene Flächen, aber auch in die Wälder, die der Gemeinschaft gehörten, haben die Bauern ihr Vieh zum Weiden geschickt. So haben die Tiere dafür gesorgt, dass die Vegetation nicht zu hoch wuchs und genug Licht auf den Boden fiel, sodass die Heide wachsen konnte.

Die Landschaft ist durch Menschenhand entstanden

Und das tat sie offenbar recht üppig. „Auch am Beckendorfer Mühlenbach und am Arroder Weg gibt es noch Heide“, sagt Helge Jung. Es seien aber nicht nur diese pflanzlichen Relikte, die an die frühere Kulturlandschaft in Werther erinnerten, also an die Bereiche der Landschaft, die durch Eingriffe ihrer Bewohner entstanden sind, sagt Christiane Dammeyer. Denn auch die Böschungen selbst sind nicht auf natürliche Weise entstanden.

„Die sind irgendwann als Einfriedungen aufgeschüttet worden“, sagt Jürgen Dammeyer. Deshalb bestünden sie auch nicht aus Mutterboden, sondern aus dem sauren und verwitterten Boden, den die Heidepflanzen so lieben. Und damit sie dort auch weiterhin einen Standort zum Wohlfühlen haben, muss der eben von Menschen entsprechend bearbeitet werden.

Auf rund einen Meter im Durchmesser sind einige der kleinen Heidesträucher unter der Dammeyerschen Pflege in den vergangenen Jahren angewachsen. Der Verein Ravensberger Lichtlandschaften hat sich letztes Jahr aufgelöst. „Unsere Arbeit war getan“, begründet das Jürgen Dammeyer. Trotzdem werden die früheren Vereinsmitglieder sich auch weiterhin um die Pflanzen, die Unterstützung brauchen, kümmern.

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