WertherWerthers nächster Bürgermeister? Schmolke tritt für die Grünen an

Der Ortsverband der Grünen hat den Wertheraner mit 13:6 Stimmen zum Bürgermeisterkandidaten bestimmt. Der 55-Jährige setzte sich gegen Andreas Steffens durch. Er erwartet jetzt ein offenes Rennen um das Rathaus und will für einen neuen Politikstil stehen.

Marc Uthmann

Fraktionssprecher Walter Arnold (links) und Ortsvereinssprecher Thomas Heidemann gratulieren Thorsten Schmolke. - © Grüne
Fraktionssprecher Walter Arnold (links) und Ortsvereinssprecher Thomas Heidemann gratulieren Thorsten Schmolke. © Grüne

Werther. In gewisser Weise war es eine Luxussituation für die Wertheraner Grünen: Gleich zwei Aspiranten wollten für sie als Bürgermeisterkandidat ins Rennen ziehen. Und so entschieden 20 wahlberechtigte Mitglieder in geheimer Abstimmung, dass Thorsten Schmolke für sie das Rathaus erobern soll. 13 Stimmen erhielt der in vielen Gremien tätige Kommunalpolitiker, Außenseiter Andreas Steffens gewann immerhin sechs Unterstützer.

„Er ist gut vernetzt und mit Wahlkämpfen vertraut"

„Thorsten Schmolke ist eine bekannte Größe in Werther, er kennt die Themen hier, ist gut vernetzt und mit Wahlkämpfen vertraut", kommentierte der Ortsvereinssprecher Thomas Heidemann die Wahl, nicht ohne Andreas Steffens für seine Kandidatur zu danken. „Es war ein freundschaftlicher Umgang zwischen den Bewerbern, und jetzt führen wir die Unterstützerlager wieder zusammen und gehen in den Wahlkampf." Heidemann sieht gute Chancen für Schmolke, so wie er generell hofft, dass grüne Themen nach der Kommunalwahl weiter nach vorn auf die Agenda rücken: „Wir werden offen für alle Konstellationen der politischen Zusammenarbeit sein." Im Idealfall natürlich mit dem Bürgermeister in den eigenen Reihen: „Die drei Kandidaten agieren auf Augenhöhe. Die Wahl wird in den offenen Diskussionen zwischen ihnen entschieden."

Auch Thorsten Schmolke nimmt nun gezielt Kurs auf das Rathaus und will sich gegen Veith Lemmen (SPD) und Ralf Eckelmann (CDU) behaupten: „Ich gebe keine Alibikandidatur ab, sondern denke, dass ich das politische Klima in Werther verändern kann." Das politische Rüstzeug dafür hat der 55-Jährige, der zudem seit 23 Jahren in Werther lebt, allemal. Er sitzt im Stadtrat, leitet dort den Ausschuss für Klimaschutz, Stadtentwicklung und Kultur, ist zudem seit 2010 Sprecher des Kreisverbandes der Grünen und seit 2014 Mitglied der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe. Dort steht Schmolke dem Umwelt- und Bauausschuss des LWL vor.

Der aus der Nähe von Heilbronn stammende Politiker betont: „Ich bin hauptberuflich Ehrenamtler", und lacht. Sein vielfältiges Engagement – er leitet auch den Kirchenchor in Häger, gibt privat Musikunterricht und ist Mitglied in verschiedenen Naturschutzverbänden – wird von der Familie um Werthers Kantorin Ursula Schmolke getragen und gestützt. Auch wenn es künftig noch etwas stressiger werden könnte. „Meine 17-jährige Tochter freut sich jedenfalls, dass ich antrete", betont Schmolke, der zudem einen 28-jährigen Sohn hat und vor drei Wochen zum ersten Mal Großvater wurde.

„Manches in der Wertheraner Kommunalpolitik hakt"

Trotz all dieser Projekte will der Mann, der aus dem Süden kam und nach seinem Umzug nach Werther 1997 noch ein Geschichtsstudium in Bielefeld aufnahm und abschloss, nun ein Großprojekt angehen: „Diese Stadt ist mir enorm wichtig. Nicht zuletzt, weil ich selbst in einer Kleinstadt aufgewachsen bin", begründet er das. Nach 23 Jahren sei die Bindung zur neuen Heimat groß – und so tut es Thorsten Schmolke nach eigenem Bekunden weh, „dass manches in der Kommunalpolitik doch hakt". Ein Bürgermeister sei als Moderator gefordert – es gelte, das politische Klima in Werther zu verbessern. „Mir geht es um Sach- und Zielorientierung. Ich reite keine Attacken und bin kein streitsüchtiger Mensch." Alle Parteien müssten einbezogen werden, um einen inhaltlichen Konsens herzustellen. „Ich habe da keine Berührungsängste mit anderen Fraktionen."

Inhaltlich sieht Schmolke einen Schwerpunkt seiner Arbeit im Klimaschutz: „Wobei das keine Worthülse bleiben darf. Es ist ein Querschnittsthema, das mit Inhalt gefüllt werden muss." Der Wertheraner nennt als Beispiel die Verkehrswende: „Die kann zwar auf Bundesebene propagiert werden, aber umgesetzt wird sie hier. Und da brauchen wir eine bessere ÖPNV- und Fahrradanbindung." Sozialer und zugleich umweltverträglicher Wohnungsbau steht ebenso auf Schmolkes Agenda.

Wahlkampf schreckt ihn übrigens nicht – alleine drei Mal ging er für die Kreisgrünen als Landtagskandidat ins Rennen. „Der Ortsverein hat jetzt begonnen, ein Programm zu entwickeln", verrät der Kandidat. Zu seinem Kontrahenten Veith Lemmen hatte er jüngst ebenso wie zu Ralf Eckelmann bei einer Veranstaltung der Landwirte Kontakt. „Fast hätten wir nebeneinander gesessen – aber Bürgermeisterin Marion Weike war noch zwischen uns, sozusagen als Anstandswauwau", sagt Schmolke und lacht.

Kommentar: Strategie steht

Dieser Mann rechnet sich was aus – mit Recht. Die Europawahl in Werther haben die Grünen gewonnen, auch sonst fahren sie bei Urnengängen in der Bielefeld-nahen Pendlerstadt überdurchschnittliche Ergebnisse ein. Zwar lassen sich solche Resultate nur bedingt auf eine Kommunalwahl übertragen, doch fest steht: Das grüne Wählerpotenzial in Werther ist hoch. Und nun hat der Ortsverband auch noch einen in der Stadt verwurzelten Kandidaten mit politischer Erfahrung. Und die rät Thorsten Schmolke, sich als Moderator eines politischen Neuanfangs zu inszenieren, der überparteilich die Gräben zuschüttet, die sich seit Jahren auftun. Ein grüner Bürgermeister als Entgifter also – der 55-Jährige hat sich seine Strategie bereits

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