Werther. Er ist in Mönchengladbach aufgewachsen, war lange im Ruhrgebiet tätig und arbeitet aktuell in Bielefeld. Trotzdem dürfte Veith Lemmen Werther besser kennen als manch ein Wertheraner. Denn seit dem vergangenen Jahr fährt er hier Fahrrad, viel Fahrrad. Wer den 85-Kilo-Mann sieht, mag sich kaum vorstellen, dass er vor zwölf Monaten das Doppelte wog. 170 Kilo, von denen er einen Großteil in Werther abgestrampelt hat. Mehr als 15.000 Kilometer stehen allein in der Böckstiegelstadt auf seinem Tacho, „das ist 504 Mal der Wanderweg »Rund um Werther«", hat er ausgerechnet.
Erstaunlich offen geht Veith Lemmen mit dem Thema Übergewicht um, ist stolz, dass er sich davon befreien konnte. „Wenn ich mir ein Ziel setze, kämpfe ich dafür", sagt er. Etwas, das auch für seine Kandidatur als Bürgermeister gelte.
Welches Buch lesen Sie zurzeit?
VEITH LEMMEN: »Hillbilly Elegy« von J. D. Vance, eine Sozialreportage über den Strukturwandel in den USA.
Was darf auf Ihrem Frühstückstisch nicht fehlen?
LEMMEN: Viel esse ich morgens nicht, aber Obst und Müsli gehören sicher dazu.
Welche Musik würden Sie auf einer Party auflegen?
LEMMEN (lacht): Ich habe einen scheußlich breiten Musikgeschmack von Nirvana bis kurz vorm Schlager.
Welche Persönlichkeit würden Sie gerne treffen?
LEMMEN: Wenn es ginge, Willy Brandt. Ansonsten muss man zwingend die Zeit nutzen, mit so vielen Holocaust-Überlebenden zu sprechen wie möglich.
Wie viele Hüte besitzen Sie?
LEMMEN: Ungefähr 20, schätze ich. Ich habe schon in der Schule Cappies getragen. Irgendwann waren die mir aber zu mainstream. Mit 17, 18 bin ich dann auf den Hut gekommen. Inzwischen ist er so etwas wie mein Markenzeichen. Ich weiß aber, mich zu benehmen; wenn erforderlich, setze ich ihn ab.
Der 35-Jährige geht für die SPD ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus. „Dabei war mein berufliches Streben nie auf die Politik ausgerichtet, eher auf die Verwaltung." Das Bürgermeisteramt vereine beides.
Er habe sich sehr geehrt gefühlt, als man ihn gefragt habe, sagt er. Für ihn würde die Zukunft der Gesellschaft nicht auf der großen politischen Bühne, sondern auf kommunaler Ebene entschieden. Mit „Herz und Leidenschaft, kühlem Kopf und offenen Ohren" wolle er die Interessen der Stadt vertreten, darum bewerbe er sich für das Amt. Und er sei „gekommen, um zu bleiben", zitiert er einen Titel der Band »Wir sind Helden«. Er wolle nicht die Karriereleiter der Partei erklimmen, sondern ankommen, sesshaft werden, eine Familie gründen.
Heimat
Noch ist Werther nicht seine Heimat. Doch sie könnte es bald werden. „Wenn ich hier bin, geht mir das Herz auf", sagt Lemmen. Als stellvertretender SPD-Landesvorsitzender sei er viel in NRW herumgekommen. „Glauben Sie mir, Werther ist wunderschön. So empfinde ich das. Ich mag den Schlag Menschen hier. Sie sind im besten Sinne nicht überschwänglich, aber herzlich. Ein Wort gilt hier was."
Politik
VeithLemmen freut sich auf ein inhaltliches Ringen zum Wohle der Stadt, auf ein kollegiales Streiten um die beste Lösung. „Hinterher muss man sich aber immer noch in die Augen schauen können."
Abseits der Politik
„Ein guter Bürgermeister sitzt nicht nur im Rathaus und kümmert sich um Verwaltungsangelegenheiten, er ist auch für die Bürger da", sagt Lemmen. Darauf freue er sich fast am meisten: Im Ort unterwegs zu sein und mit den Menschen in Kontakt zu kommen, Feste zu feiern, Ausstellungen zu eröffnen. „Beim Fassanstich auf dem Oktoberfest werde ich aber nicht glänzen können", meint er. Gern wolle er jedoch bei Marion Weike in die Schule gehen.
Bildung
Mit Schulen und Kitas sei Werther hervorragend ausgestattet, sagt Lemmen, der gern die Kooperation mit Uni und Fachhochschule stärken möchte. Er freue sich, dass Bielefeld bald eine Medizin-Fakultät bekommt. „Dadurch erhoffe ich mir Impulse für die Ärzteversorgung vor Ort."
Wohnraum
Ihn für alle Schichten der Gesellschaft zu schaffen, insbesondere für junge Familien, ist für VeithLemmen ein Anliegen.
Gewerbe
Werther habe einen guten Branchenmix, nun müsse es darum gehen, mit dem Breitbandausbau voranzukommen, um dadurch weitere Firmen anzulocken.
Verkehr
Den ÖPNV zu stärken und eine Lösung für den Verkehr in der Innenstadt zu finden, nennt Lemmen als wichtige Themen. „Ich weiß, dass es verschiedene Interessenlagen gibt. Sie werde ich versuchen zusammenzuführen."
Vereinsleben
Die Vereine und das Ehrenamt seien der Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält. Daher könne die Wertschätzung denen gegenüber, die hier unentgeltliche Arbeit leisten, nicht hoch genug bewertet werden.
Um Ihren Kommentar abzusenden, melden Sie sich bitte an.
Sollten Sie noch keinen Zugang besitzen, können Sie sich hier registrieren.