Brandstiftung am Gymnasium Versmold: Polizei schließt Ermittlungen ab

Versmold. Bei den Schülerinnen und Schülern ist die Vorfreude auf die Sommerferien ohne Frage groß. Auch Schulleiter Karsten Jochmann sehnt den Urlaub herbei. Vielleicht etwas mehr als es sonst der Fall ist. Ein Schuljahr mit besonderen Herausforderungen geht in dieser Woche am CJD-Gymnasium Versmold &bdquo;sehr anstrengend“ zu Ende, wie der Chef sagt. In der Nacht zum 2. Mai brach an der Schule an der Mühlenstraße Feuer aus – mit weitreichenden Folgen. Die Feuerwehr konnte zwar durch ihr schnelles Eingreifen verhindern, dass die Flammen innerhalb des Schulgebäudes weitere Schäden anrichteten. Rauch und Ruß aber zeigten sich hartnäckig – der besonders betroffene Verwaltungstrakt, die Pausenhalle sowie einige angrenzende Klassenräume sind nach wie vor nicht nutzbar. Seit nunmehr zwei Monaten laufen die Aufräum- und Reinigungsarbeiten durch ein auf Brandschadenbeseitigung spezialisiertes Unternehmen. Ein aufwendiges Verfahren. &bdquo;Jedes Teil muss ozonisiert werden“, erklärt Karsten Jochmann. Möbelstücke, technische Geräte, Kunstwerke, Ordner – die gesamte Ausstattung in den betroffenen Räumen. Am Anfang habe er optimistisch gedacht, dass es mit Lüften und Wischen getan sei, gesteht Jochmann. Toiletten-Anlage am Gymnasium muss vollständig erneuert werden Aber aus Sicherheitsgründen – man möchte und muss jegliche Gesundheitsgefährdung ausschließen – wird intensiv neutralisiert und desinfiziert. Diese Arbeiten sind nunmehr so gut wie abgeschlossen. Damit ist ein wichtiger Schritt getan. &bdquo;Wir haben im Moment keinen Raum über“, sagt Jochmann. Die fehlenden Kapazitäten haben es zuletzt erforderlich gemacht, dass bei Nachschreibeterminen fürs Abitur und für die Zentralen Prüfungen der zehnten Klassen jeweils ein ganzer Jahrgang zu Hause bleiben musste. Zum Start ins neue Schuljahr werden Pausenhalle und alle zurzeit noch gesperrten Räume wieder wie gewohnt zur Verfügung stehen. Damit kehrt bald etwas mehr Normalität am Gymnasium ein und die Zeit der weiten Wege ums Schulgebäude herum sind vorbei. &bdquo;Das ist ein Riesenfortschritt“, so der Schulleiter. Der Chemiker wird innerhalb der nächsten beiden Wochen Schadstoff-Messungen am Gymnasium vornehmen – und dann aller Voraussicht nach Freigabe erteilen. Lesen Sie auch: &bdquo;Das Ganze ist schrecklich“: Millionen-Schaden nach Großbrand in Werther Ein weiterer wichtiger Punkt für den Schulleiter: Inzwischen ist ein Architekt mit den Planungen des Wiederaufbaus beauftragt. &bdquo;Das ist eine große Unterstützung.“ In der vergangenen Woche fand eine erste Baubesprechung statt, nun werden Handwerker-Angebote eingeholt. Besonders durch das Feuer in Mitleidenschaft gezogen wurde die Toiletten-Anlage der Schule. Die Räume sind vollständig entkernt und ähneln nur noch einem Rohbau. &bdquo;Ich hoffe, dass die Versicherung jetzt schnell ja sagt und wir noch in den Ferien mit den Arbeiten dort beginnen können“, sagt Jochmann. Brandgeruch steckt noch im Teppichboden der Verwaltung Nicht wissend, wann die Sanierung beginnt und wie sie vorangehen wird, erkundigt man sich parallel nach Container-Lösungen. Übergangsweise ohne den Abiturjahrgang habe man sich in den vergangenen Wochen mit der Toiletten-Situation behelfen können. Mit 100 neuen Kindern an der Schule nach den Sommerferien wäre das kein Zustand, der noch mehrere Wochen anhalten könne. Etwas mehr Aufwand dürfte auch die Sanierung des Deckenbereichs direkt an der Brandstelle sein. Dort braucht es neue Isolierung und Verkleidung. Möglicherweise muss auch die Außenfassade in einigen Bereichen gestrahlt werden. Es gilt also noch, einige Detailfragen zu klären. Der Verwaltungstrakt ist derweil leer geräumt, grundsaniert werden muss er nicht. &bdquo;Wir haben großes Glück, dass er nicht komplett entkernt werden muss.“ Lediglich der Bodenbelag, in dem noch merklich der Brandgeruch steckt, wird in den kommenden Wochen erneuert. Verfahren liegt nun bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Erste Rechnungen liegen vor, viele weitere werden folgen. Anfangs war man nach ersten Schätzungen von etwa 500.000 Euro Gesamtschaden ausgegangen. Damit wird man nicht hinkommen, wie sich jetzt zeigt. Karsten Jochmann geht nach derzeitigem Stand von einem hohen sechsstelligen Wert aus, wenn nicht gar siebenstellig. Umso wichtiger wäre es (auch aus Sicht der Versicherung), wenn ein Verursacher ermittelt worden wäre. Fest steht, zu diesem Schluss sind die Brandermittler der Kreispolizeibehörde Gütersloh gekommen, dass es sich um Brandstiftung handelt. Einen technischen Defekt konnten sie als Brandursache ausschließen. Sie gehen davon aus, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Haller Kreisblatt (@haller_kreisblatt) Die Kreispolizeibehörde Gütersloh hat ihre Ermittlungen abgeschlossen – und den Fall an die Staatsanwaltschaft Bielefeld übergeben, wie sie gegenüber dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ bestätigt. Ohne allerdings einen Täter, eine Täterin oder eine Tätergruppe ermittelt haben zu können. Entsprechend wird die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen – könnte es aber jederzeit weiterverfolgen, sobald sich neue Hinweise ergeben, und entsprechend Anklage gegen einen Tatverdächtigen erheben. Je nach zu erwartetem Strafmaß bei vorsätzlicher Brandstiftung gelten lange Verjährungsfristen. Karsten Jochmann räumt ein, dass er den Aufwand und die Dauer anfangs unterschätzt habe. &bdquo;Wir sind eben in einer Bürokratie“, sagt er. Sowohl mit dem CJD als Träger als auch mit der Versicherung und eben den Firmen bedarf es vieler Absprachen. &bdquo;Ich bin sehr froh, dass ich Heike Genausch an meiner Seite habe“, bedankt sich Jochmann bei der Versmolder CJD-Standortleiterin. &bdquo;Sie ist uns eine große Hilfe, damit wir unseren Job machen können.“ Denn bei allen Einschränkungen und zusätzlichem Aufwand – für Jochmann und sein Team galt es, den Schulalltag zu meistern. Kurz nach der Brandnacht standen die ersten Abiturprüfungen an – gerade hat Jochmann die Reifezeugnisse verliehen. Mit Top-Leistungen, was den Schulleiter angesichts der besonderen Situation besonders stolz macht. Ein großes Lob spricht Karsten Jochmann den Kolleginnen und Kollegen aus. &bdquo;Es kostet auch uns viel Kraft, aber es ziehen alle unkompliziert mit und ich höre selten Beschwerden.“ Ebenso habe er den Eindruck, dass Schüler und Eltern gut mit der Situation umgehen. Alle zusammen freuen sich nun auf die wohlverdienten Sommerferien. 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