125 Jahre: Welche Zukunft hat der Zugverkehr am Versmolder Bahnhof?

Versmold. 125 Jahre Teutoburger-Wald-Eisenbahn – 125 Jahre Bahnhof in Versmold: Aus diesem Anlass ist zurzeit im Versmolder Heimatmuseum eine Sonderausstellung zu sehen. Fotos, alte Fahrpläne, Schilder, Karten vom Streckenverlauf und andere Exponate – Besucherinnen und Besucher können bis Ende Oktober an der Speckstraße eintauchen in die wechselvolle Geschichte der Eisenbahn. Eine Reise durch die Geschichte der Eisenbahn Die siebte Ausgabe der digitalen Reihe &bdquo;Versmold-Edition“ widmet die Stadt dem TWE-Jubiläum. Josef Högemann, der über sich selbst sagt, schon als kleiner Junge eisenbahnverrückt gewesen zu sein, beleuchtet darin in Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Dr. Rolf Westheider die Entstehung des Bahnhofs sowie die Entwicklung des Personen- und Güterverkehrs in Versmold. Die Edition ist über die Internetseite www.versmold.de verfügbar. Interessierte können die Ausgabe dort einsehen und herunterladen. Die Anfänge der TWE-Strecke in Versmold Der 1. November 1900 markiert einen wichtigen Tag für Versmold. An diesem Datum ging der erste Abschnitt auf der Strecke der Teutoburger Wald-Eisenbahn in Betrieb: von Gütersloh über Versmold nach Bad Laer. Zwei Jahre später war die TWE-Strecke vollständig von Hövelhof bis Ibbenbüren über etwa 100 Kilometer befahrbar. Versmold bekam einen vergleichsweise großen Bahnhof: ein zweigeschossiges Bahnhofsgebäude mit Güterboden und Lokschuppen. Bahnhof Versmold als Verkehr-Hotspot für die Wirtschaft Der Güterverkehr, so schreibt Josef Högemann, sei von Anfang an rege gewesen, insbesondere der Transport von Stückgütern für die Leinenindustrie. Segeltücher für die Handelsmarine und für Kriegsschiffe wurden von hier mit dem Zug in Richtung See befördert. Und nicht zuletzt trugen diese Schienentransporte zum Bekanntheitsgrad Versmolder Wurstwaren bei. &bdquo;Den Leinenlieferungen wurden häufig Speck, Schinken und Rohwurst als Werbegeschenke mitgegeben. Eingehüllt in gekalktes Leinen blieben die Fleischwaren lange haltbar und erreichten Ziele in ganz Europa“, heißt es in der Versmold-Edition. Der Bahnhof spielte darüber hinaus für den Umschlag von Kohle, Düngemitteln und Baustoffen eine wichtige Rolle. Schattenseiten des Zugverkehrs - schwere Unfälle Je mehr Züge durch die Stadt rollten, desto mehr Gefahren brachte das Verkehrsmittel mit sich. Josef Högemann geht in einem Kapitel auf die Schattenseiten des regen Zugverkehrs ein. Der Bahnübergang an der Münsterstraße war demnach ein besonderer Gefahrenpunkt – schon zu Zeiten, als es noch kaum Autos gab. Mehrere schwere Unfälle ereigneten sich in Bahnhofsnähe. Besonders tragisch war eine Kollision zwischen einem Pkw und dem Zug im Jahr 1939. Der Fahrer des Autos und zwei Kinder kamen dabei ums Leben. Es sollte drei Jahre dauern, bis die TWE auf Drängen des Regierungspräsidiums Sicherheitsvorkehrungen ergriff. Mehr zum Thema: Haller-Willem-Krise: Eine Bankrott-Erklärung für den ÖPNV im Altkreis Halle Das Ende der Personenzüge Mit der Zunahme des Autoverkehrs verlor die Bahn an Bedeutung. Insbesondere die Strecke zwischen Bad Laer und Versmold bekam diese Entwicklung zu spüren. An der Landesgrenze gab es so gut wie keinen Berufs- oder Schülerverkehr. Am 25. Mai 1968 fuhr nördlich von Versmold der letzte planmäßige Personenzug. 1976 war auch in südliche Richtung auf der TWE-Strecke damit Schluss. Zwei Versmolder Unternehmen setzen auf die Schiene Auch die Nachfrage nach Warentransport auf der Schiene ließ mit der Zeit nach – die Konkurrenz der Straße war zu groß. Ganz verschwunden sind Güterzüge aber nie aus Versmold. Die Versorgung des Bahnhofs erfolgt aktuell dreimal wöchentlich von Gütersloh aus zur Bedienung der Anschlussnehmer Brüninghaus und Transgas, heißt es in der Edition. Die Rettung der nördlichen TWE-Strecke Dem nördlichen Abschnitt drohte lange Zeit das Aus. Es bildete sich das Aktionsbündnis pro TWE, das sich für Erhalt und Reaktivierung einsetzte. 2015 dann die Rettung: Die Lappwald Service GmbH übernahm die Infrastruktur und saniert seitdem Zug um Zug die Gleise – ein Millionen-Projekt, das auf die Zielgerade geht. Dadurch eröffnen sich für den Schienenverkehr neue Möglichkeiten. Züge können nicht mehr nur bis zum Versmolder Bahnhof rollen, sondern durch die Stadt hindurch. Nun brauche es weitere Unternehmen als Nutzer sowie Anrainer-Städte, die sich für die TWE-Strecke starkmachten. Das Aktionsbündnis und die beiden Streckeneigentümer (Lappwald im Norden und RDC im Süden) sehen jedenfalls viel Potenzial entlang der Strecke. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Eisenbahn-Tradition e.V. (@eisenbahn_tradition_e.v) Haben Personenzüge Richtung Versmold eine Chance? &bdquo;Wir haben viel erreicht“, sagt Rolf Westheider über die Arbeit des Aktionsbündnisses. &bdquo;Und haben dabei lernen müssen, dass die Eisenbahn in Deutschland ein extrem langsames Verkehrsmittel ist.“ Da brauche man Geduld und Hartnäckigkeit. Diese Eigenschaften wird es wohl auch mit Blick auf die Wiederaufnahme des Personenverkehrs benötigen. Die Bemühungen haben zuletzt einen herben Dämpfer erhalten. Die Reaktivierung der südlichen Strecke von Harsewinkel aus nach Versmold ist zwar generell machbar, haben Studien gezeigt. Sie wäre aber mit immensen Kosten verbunden. Für den nördlichen Teil wird aufgrund des Kosten-Nutzen-Indizes die Wirtschaftlichkeit gar infrage gestellt. Das letzte Wort indes ist in beiden Fällen noch nicht gesprochen. Mehr Ausflugsfahrten mit der Eisenbahn &bdquo;Wir lassen uns von Schwierigkeiten nicht entmutigen“, sagt deshalb Bürgermeister Michael Meyer-Hermann und hofft gemeinsam mit dem Aktionsbündnis und den Infrastrukturunternehmen, dass die Reaktivierung für Personenzüge perspektivisch eine Chance hat. Was die Akteure positiv stimmt: Immerhin die touristische Nutzung der Strecke nimmt zu. So bietet der Verein &bdquo;Eisenbahn-Tradition“ Ausflugsfahrten mit dem Teuto-Express an – eine gute Möglichkeit, die Leute wieder ans Zugfahren zu bringen. &bdquo;Die Menschen sind von der Bahn völlig entfremdet, weil sie nicht zu ihrem Alltag gehört“, weiß Rolf Westheider. Josef Högemann bringt die Gründung eines Zweckverbandes ins Spiel, um mehr touristische Fahrten zu ermöglichen. Aktuelles von der Schiene: Bahnverkehr in OWL unterbrochen: So kommen Sie an Ihr Ziel Politik hat Fragen zur möglichen Reaktivierung Die Reaktivierung der TWE-Strecke ist an diesem Mittwoch, 11. Juni, Thema im Versmolder Ausschuss für Mobilität, Energie, Klima und Umwelt. Die Stadt hat Vertreter der jeweiligen Verkehrsverbünde eingeladen, um Informationen zum aktuellen Sachstand zu erhalten. Die öffentliche Sitzung im Rathaus beginnt um 17.30 Uhr. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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