Wie eine Frau aus Versmold den Weg aus der Abhängigkeit findet

Versmold/Köln. Die Temperaturen steigen. So langsam beginnt die Saison privater Gartenfeste oder langer Biergarten-Besuche. Für die gebürtige Versmolderin Fenja Knemeyer sind solche Situationen besonders herausfordernd. Sie ist trockene Alkoholikerin. Knemeyer spricht offen darüber, was solche Momente mit ihr machen und wie die Krankheit ihr Leben verändert hat. Fenja Knemeyer wuchs in Versmold auf. Eigentlich könnte alles gut sein. Sie macht einen Abschluss, lernt einen Beruf und ist sozial integriert. Doch plötzlich ändert sich das Leben der heute 37-Jährigen. Sie rutscht ab und fällt tief. &bdquo;Etwa mit Mitte 20“, sagt sie, &bdquo;hat das alles angefangen“. Damals beginnt sie, täglich Rotwein zu trinken. &bdquo;Anfangs war es nur ein Glas am Abend. Aber mit der Zeit wurde es immer mehr“, gibt Knemeyer zu. Während ihrer Hochphase trinkt Fenja Knemeyer zwei bis drei Flaschen Wein. Täglich. &bdquo;Die Gewöhnung hatte eingesetzt“, erinnert sie sich. Die Versmolderin erlebt viele Phasen der Alkoholkrankheit. &bdquo;Es gab viel Schlimmes.“ Frau aus Versmold spricht über Kontrollverlust während der Abhängigkeit Knemeyer nennt den Kontrollverlust als Beispiel. &bdquo;Kontrolliertes Trinken ging überhaupt nicht.“ Immer wieder verfällt sie in Rauschzustände. Mal wird sie lustig, mal fahrig. &bdquo;Das hing davon ab, wie die Grundstimmung an den einzelnen Tagen bei mir war“, sagt sie. Ihr Körper, ihr ganzes Wesen habe sich verändert. Der Alltag fällt ihr in dieser Phase extrem schwer: &bdquo;Ich habe meine Wohnung vernachlässigt.“ Alkoholproblem: Wie können Angehörige helfen? Mit ihrer Erkrankung ist Fenja Knemeyer nicht alleine. Laut dem Bundesgesundheitsministerium konsumieren rund acht Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren in &bdquo;gesundheitlich riskanter Form“ Alkohol. Dann bestehen Risiken für körperliche, psychische und soziale Schäden. &bdquo;In der Gesellschaft herrscht eine weitgehend unkritische Einstellung zum Konsum von Alkohol vor, was die Implementierung und Effektivität präventiver Maßnahmen erschwert“, schreibt das Ministerium. Fenja Knemeyer kennt diese Situationen, wie sie jetzt in der Biergarten-Saison häufiger auf sie zukommen könnten. Eine Versmolder Kneipe besucht sie heute nicht mehr. Dort erlebte sie in berauschtem Zustand unangenehme Dinge, die ihr heute peinlich sind. &bdquo;Dafür schäme ich mich heute sogar. Ich konnte kaum noch laufen.“ Auch andere Lokalitäten meidet sie, so gut es geht. &bdquo;Ich muss mich gedanklich darauf vorbereiten, dass Menschen in meiner Umgebung vermehrt Alkohol trinken.“ Lange bleibt sie dort dann nicht. Frau aus Versmold findet Weg aus der Abhängigkeit An Kiosken oder auch in Restaurants oder Cafés geht es ihr ähnlich. &bdquo;Wenn Leute trinken, schaue ich lieber weg.“ Trotzdem: Die Gefahr, erneut in die Sucht abzurutschen, sieht Fenja Knemeyer für sich nicht. Dafür ist sie inzwischen zu gefestigt und fühlt sich rundum wohl. &bdquo;Ich bin happy, bin sehr lebensfroh und habe richtig Lust auf das Leben.“ Die Vergangenheit hat Fenja Knemeyer so gut es eben geht hinter sich gelassen. Alkohol: Was Frauen über die Gefahren wissen sollten Heute hat die Versmolderin ihre Krankheit gut im Griff, wie sie sagt. Seit etwa drei Jahren ist sie trocken. Doch das war ein langer Weg. &bdquo;Was mir auf jeden Fall geholfen hat, war der Wechsel meines Umfeldes.“ Fenja Knemeyer zog nach Köln, baute sich dort ein neues Leben auf. Inzwischen arbeitet sie, ist verlobt und hat Freunde gefunden. In der Domstadt lebt sie in einer &bdquo;Clean-WG“ mit Menschen zusammen, die ein ähnliches Schicksal wie die Versmolderin teilen. Nach Versmold kommt sie immer noch regelmäßig - allerdings mit gemischten Gefühlen. &bdquo;Natürlich freue ich mich dann immer darauf, Familie und alte Freunde zu treffen“, sagt Knemeyer. &bdquo;Aber Versmold ist eben auch mit unschönen Erinnerungen verbunden. Wenn ich in die Stadt fahre, ist es fast wie eine Art Gefühlschaos.“ Die Biergarten-Saison lässt sie bei ihren Besuchen dann allerdings lieber aus. Denn trotz aller positiver Fakten in ihrem aktuellen Leben ist das für Menschen wie Fenja Knemeyer eine Herausforderung. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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