„Ich bin depressiv“: Versmolderin macht daraus kein Tabu, sondern Kunst

Versmold. Pellworm wirbt damit, die &bdquo;schönste Nordseeinsel mitten im Wattenmeer“ zu sein. Für Sabine Schmücker ist sie das allemal, vielleicht sogar noch mehr. &bdquo;Meine Seeleninsel“, wie sie sagt. Ein Ort zum Erholen, Abschalten, Auftanken – und für Inspiration. Wenn die Versmolderin auf Pellworm Urlaub macht, dann sammelt sie im Watt gerne leere Austern. Sabine Schmücker weiß inzwischen, wo und wann sie danach suchen muss. Zurück im kleinen Atelier &bdquo;Beeart – Painting & Oysterart“ in Versmold werden aus den Muscheln Kunstwerke. Durch das kreative Tun hat sie gelernt, mit ihrer Krankheit besser umzugehen. &bdquo;Ich bin depressiv.“ So klar und geradeheraus schreibt Sabine Schmücker es auf ihrem Instagram-Profil (@missesnamaste), wo ihr inzwischen fast 25.000 Leute folgen. So offen hat sie auch schon im Termin mit dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ darüber gesprochen. Über düstere und schwierige Zeiten. Über den langen Weg bis zur Diagnose. Über den Umgang mit den wiederholt auftretenden depressiven Episoden. Sabine Schmücker schafft es dank ihrer Therapeutin und dank familiären Rückhalts, trotz der Krankheit optimistisch durchs Leben zu gehen. Sie kommt ohne Medikamente aus, hat sich Skills erarbeitet, um der Depression gegenzusteuern. &bdquo;Durch die Kunst werden die Einschläge weniger, weil sie mich glücklich macht“, sagt die 64-Jährige. Auch die beiden Enkeltöchter tragen ihren Teil zum Wohlbefinden bei. &bdquo;Denn das Omasein erfüllt mich“, sagt Sabine Schmücker. Versmolderin freut sich auf ihre erste Einzelausstellung Als die Versmolderin die Tür zur Galerie et an der Münsterstraße öffnet, lächelt sie dem Gast fröhlich entgegen. Da steht eine Frau, die Stärke und Persönlichkeit ausstrahlt. Der die Vorfreude anzumerken ist. Seit Tagen bereitet Sabine Schmücker die Ausstellung in den Räumen des Versmolder Kunstkreises vor – ihre erste Einzelausstellung überhaupt. Umso aufgeregter ist sie. &bdquo;Ich habe mir vorgenommen, Räume zu schaffen“, erklärt die Künstlerin. Das ist ihr gelungen. Mehr zum Thema: Nach schwerer Depression: Er boxt sich in Versmold zurück ins Leben Die Galerie et sieht ganz anders aus als gewohnt. Sabine Schmücker hat ihrem künstlerischen Zuhause auf Zeit eine eigene Handschrift verliehen. Sie hat Vorhänge, Lampen und Einrichtungsgegenstände mitgebracht. Den ganzen Raum liebevoll gestaltet. &bdquo;Die Leute sollen sich hier länger aufhalten“, wünscht sich die Künstlerin, die sich vorgenommen hat, während der Galerie-Öffnungszeiten auch persönlich anwesend zu sein. Gerne kommt sie dabei ins Gespräch mit den Besuchern. &bdquo;Kunst ist häufig etwas, wo sich die Leute nicht rantrauen“, schildert die Versmolderin ihre Erfahrung, und möchte deshalb Berührungsängste abbauen. Durch eine gemütliche, einladende Atmosphäre. Niemand brauche Kunst-Expertise, um sich die Ausstellung anzuschauen. Es reiche, alles wirken zu lassen. Die oft auftauchende Frage, was sich denn der Künstler bei seiner Arbeit gedacht habe, könnte sie ohnehin nicht beantworten. &bdquo;Ich denke nicht beim Malen, ich male intuitiv.“ Die Werke entstehen erst im Prozess. Kunst als Mittel gegen Depressionen Bis die leeren Austernschalen ihre Schönheit entfalten, dauert es seine Zeit. Waschen, kochen, in Essig einlegen – &bdquo;sonst würden sie zu sehr nach Meer riechen“, weiß die 64-Jährige. Anschließend folgen Schleifen, Lackieren und Gestalten. In den Schalen finden verschiedene Figuren Platz – da gibt es für den Betrachter viel zu entdecken. Pinsel und Farben begleiten die Versmolderin schon lange. Intensiviert hat Sabine Schmücker die Acrylmalerei in der Corona-Zeit. Die Begeisterung für Austern, die bei Ebbe an gewissen Stellen im Watt zu finden sind, kam dazu. Der Name der Ausstellung lautet deshalb passenderweise: &bdquo;Ebbe & Acryl – Farben und Meer“. Bis auf ein einziges Werk sprühen ihre Bilder nur so vor Farbe. Das wiederkehrende Element: Gold. Es strahlt Wärme aus. Lesen Sie auch: Leben mit Depression: So kämpft ein betroffener Haller gegen die Krankheit Klar, es gibt sie weiterhin, diese dunklen Tage, die schweren Stunden, wo Antriebslosigkeit und Traurigkeit im Leben von Sabine Schmücker herrschen. Es wird sie immer geben. Die Kunst aber ist ihre Medizin geworden. &bdquo;Das brauche ich als Therapie, um den Kopf freizubekommen.“ Auf Instagram beschreibt die Versmolderin es folgendermaßen: &bdquo;Ich mache aus Gefühlen Kunst.“ Mit der Kunst und mit ihrer Offenheit möchte sie das Thema Depression aus der Tabu-Zone heben. Ihr Rat: &bdquo;Redet über eure Krankheit, auch wenn es nervt.“ Guido Maria Kretschmer ist beeindruckt von der Offenheit Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Guido Maria Kretschmer (@guidomariakretschmer) In der Galerie et liegt auf einem kleinen Tisch neben dem Sofa eine Ausgabe des Lifestyle-Magazins &bdquo;GUIDO“. Aufgeschlagen ist eine Seite, auf der Sabine Schmücker zusammen mit Guido Maria Kretschmer zu sehen ist. Der deutsche Modedesigner und Moderator ist insbesondere durch die Vox-Sendung &bdquo;Shopping Queen“ bekannt. Sabine Schmücker steht in privatem Kontakt zu ihm. Auch er macht Mut: Beeindruckendes Comeback: Künstler aus Borgholzhausen überlebt Schlaganfall Im Oktober 2020 veröffentlichte der Modedesigner in seinem Magazin in der Reihe &bdquo;Unter vier Augen“ ein großes Interview mit der Versmolderin. Unter der Überschrift &bdquo;Ich bin ein Gefühlsmessie“ berichtet Sabine Schmücker darin über das Leben mit ihrer Depression. Guido Maria Kretschmer schreibt im Instagram-Beitrag dazu: &bdquo;Sie hat mir auf ganz berührende Weise erzählt, wie sie es mittlerweile, trotz ihrer Depression, schafft, etwas Leichtigkeit in ihr Leben zu bringen. Eine großartige Frau.“ Die Ausstellung wird am Sonntag, 24. August, 11 Uhr, in der Galerie et an der Münsterstraße 7 eröffnet. 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