Nach mehr als 100 Jahren: Unternehmen aus Versmold stellt Produktion ein

Versmold. Schwarz Transportgeräte mit Sitz am Versmolder Roggenkamp hat seine Produktion eingestellt. Ein Unternehmen aus dem südlichen Kreis Gütersloh half zwischenzeitlich aus. Der Traditionsbetrieb war bis zuletzt in Familienhand. Christian Kannenberg führte die Geschicke des Unternehmens, wurde dabei von Ehefrau Annette unterstützt. Die Familie hat gegenüber dem HK bislang noch keine Stellungnahme abgegeben. Was ist bisher bekannt? Die Schwarz Transportgeräte GmbH hat die Fertigung am Versmolder Standort eingestellt. Nach HK-Informationen wurden die rund 20 Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung informiert. Einige von ihnen sind bei einem Mitbewerber untergekommen – dem Hersteller und Händler für kleinere landwirtschaftliche Anlagen Großewinkelmann (Growi) aus Rietberg-Varensell. Die beiden Unternehmen pflegten eine gute Zusammenarbeit. Unternehmen aus Kreis Gütersloh hilft in Versmold Das bestätigte Growi-Geschäftsführer Frank Hesse im Telefongespräch mit dem HK. &bdquo;Wir hatten immer ein gutes Geschäftsverhältnis“, so Hesse. Er berichtete auch darüber, dass an der Versmolder Kornstraße die Produktion eingestellt wurde. Bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres übernahm Growi Teile der Produktion, um &bdquo;noch bestehende Aufträge abzuarbeiten“, sagt Frank Hesse. Zwischenzeitlichen Gerüchten, dass sie die Rietberger Schwarz Transportgeräte übernehmen wollten, erteilte der Geschäftsführer eine Absage. &bdquo;Das ist so nicht richtig. Die Geschäftsführung dort liegt weiterhin bei Christian Kannenberg.“ Dass die Bedingungen für Schwarz Transportgeräte zuletzt schwierig waren, darauf deuten auch verschiedene Spuren im Internet hin. Zum einen wurden in den vergangenen Monaten insgesamt vier Rezensionen bei Google verfasst. Hier ist von mangelnder Reklamationsabwicklung, Nichtlieferung trotz Vorkasse und fehlender Kommunikation die Rede. Waren wurden, so geht es aus den Wortlauten hervor, im Online-Shop des Unternehmens gekauft. Dieser ging 2018 an den Start. Unternehmen aus Versmold nimmt die Website aus dem Netz Die Website von Schwarz Transportgeräte ist inzwischen vom Netz. In der offiziellen Insolvenzliste des Amtsgerichtes Bielefeld taucht das Unternehmen allerdings nicht auf. Auch im Handelsregister ist es weiterhin eingetragen. Anzeichen auf eine baldige Löschung gibt es hier nicht. Spuren hat das Unternehmen dagegen in den sozialen Netzwerken hinterlassen – wenngleich die Präsenzen bei Facebook und Instagram schon lange nicht mehr aktualisiert wurden. Bei Instagram teilte das Unternehmen 2021 eine temporäre Preiserhöhung aufgrund gestiegener Stahlpreise um sieben Prozent mit. Ob die offenbar schwierige Gesamtlage auf dem Stahlmarkt ihren Teil zum Aus des Betriebs beigetragen hat, bleibt jedoch unklar. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Schwarz Transportgeräte GmbH (@schwarz.transportgeraete) Mit dem Aus von Transportgeräte Schwarz verschwindet ein Versmolder Traditionsbetrieb. Das Unternehmen wurde 1921 von Ernst Schwarz in Zanow in Pommern gegründet. Seit 1952 befindet sich der Betrieb am Roggenkamp. Inhaber waren Ernst Schwarz sen., Ilse Schwarz und Joachim Kannenberg. Im Juli 2021 zum 100. Geburtstag präsentierte sich das Unternehmen in einem ausführlichen Bericht des &bdquo;Haller Kreisblatts“ als &bdquo;Problemlöser rund um den Pferdesport“. Versmolder liefern sogar für Olympische Spiele Den Weg in die Branche ebnete die Produktion von Kutschen. &bdquo;Die Ponykutsche Haller war ein Verkaufsschlager. In kurzer Zeit verließ das 500. Modell das Werk“, wird Geschäftsführer Christian Kannenberg zitiert. Durch die zeitweilige Produktion dieser Gefährte wurde Schwarz sogar Lieferant für Olympische Spiele: Futterwagen aus Versmold kamen 1972 in München sowie 1992 in Barcelona zum Einsatz. Zudem war das Unternehmen regelmäßig auf der Fachmesse &bdquo;Equitana“ vertreten. Neben dem Pferdesport baute Schwarz sein Produktportfolio immer weiter aus. Das Geschäftsfeld erweiterte sich um Geräte für den Garten- und Landschaftsbau. Das war 2008. Einige Jahre später etablierte sich Schwarz als Dienstleister für die Industrie und fertigte CNC-Produkte. 2020 errichtete das Unternehmen eine Pulverbeschichtungsanlage am Roggenkamp. Trotz des Expansionskurses blieb Schwarz bodenständig und arbeitete mit Kunden und Lieferanten aus der Region zusammen. &bdquo;So ist in 100 Jahren immer etwas Neues entstanden, und ich bin überzeugt, dass auch die nachfolgende Generation auf Innovation und Fachwissen setzen wird“, zeigte sich Schwarz-Geschäftsführer Christian Kannenberg im Juni 2021 noch optimistisch. Dass er dreieinhalb Jahre später offenbar den Schlüssel für immer umdrehen muss, ahnte er damals wohl noch nicht.

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