Nach Schicksalsschlag: Frau aus Versmold spricht offen über ihr neues Leben

Versmold. Magret Brameier muss einmal tief durchatmen, als sie bei Silke Schadwell im Büro der Hospizgruppe Versmold sitzt. Vor fast genau einem Jahr (17. November, Anm. d. Red.) starb ihr geliebter Ehemann Karl-Heinz. Die letzten Monate ihrer 59-jährigen Ehe haben die Versmolderin gezeichnet. Das Gespräch wirkt, als wolle sich Brameier die Trauer von der Seele reden. Sie erinnert sich noch genau an den Todestag ihres Mannes. Am Morgen des 17. November 2024 steht Karl-Heinz Brameier ganz normal auf. So normal, wie es seine Kräfte eben noch zulassen. Der Mann ist schwer krank. Ein halbes Jahr zuvor musste er sich zweimal in der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde behandeln lassen. Einen weiteren Krankenhausaufenthalt schließen er und seine Ehefrau aus. Der Morgen beginnt damit, dass sich das Ehepaar Fotos ansieht. Die Enkeltochter, sie wohnt einige hundert Kilometer entfernt, ist gerade geboren. &bdquo;Dieses Kind werde ich wohl niemals in meinen Armen halten“, sagt der Ehemann, Vater und Großvater, so erinnert sich seine Frau. &bdquo;Bis Weihnachten wirst du doch wohl noch durchhalten“, sagt seine Ehefrau. &bdquo;So bin ich eben“, erklärt sie ein Jahr später während des Gesprächs bei der Hospizgruppe. Der Zustand von Karl-Heinz Brameier wird an jenem Tag im November 2024 von Stunde zu Stunde schlechter. Der herbeigerufene Rettungsdienst stellt einen niedrigen Blutdruck fest, kann aber auch nicht mehr viel tun. Das letzte Mittagessen, eine ordentliche Portion Fisch, kann Karl-Heinz Brameier kaum noch genießen. Er beginnt zu halluzinieren, meint, seine längst verstorbene Mutter zu sehen. Frau aus Versmold erinnert sich genau an Schicksalsschlag Ab 18 Uhr, Magret Brameier erinnert sich noch fast an jedes Detail, wird es dramatisch. Der Schwerkranke muss zur Toilette. Gegen 18.45 Uhr hilft ihm seine Frau zurück in seinen Sessel, er sackt zusammen und fällt in das Möbelstück hinein. &bdquo;Er ist in meinen Armen verstorben“, sagt seine Frau. Der Notarzt kommt, soll den Tod feststellen. Das Gespräch stockt einen kurzen Moment. &bdquo;Ich weiß, was Sie jetzt erzählen“, sagt Silke Schadwell. Während die Ärzte versuchen, Karl-Heinz Brameier zu reanimieren, wird die Polizei hinzugerufen. Ein in solchen Momenten übliches Prozedere. Die erfahrene Hospizhelferin kennt diese Szenarien aus ihrer Berufspraxis. Inzwischen trifft Pfarrer Sven Keppler ein, während die Reanimation gelingt. &bdquo;Wir haben ihn wieder“, ruft die Notärztin, schildert Magret Brameier. Da ist Karl-Heinz schon mehrere Minuten nicht mehr im &bdquo;Hier und Jetzt“ gewesen. &bdquo;Ich habe dann gesagt, dass sie ihn in Ruhe sterben lassen sollen“, schildert die Versmolderin. Vorher wurde dieser Fall in einer Patientenverfügung geregelt und damit rechtlich abgesichert. &bdquo;Sven Keppler nahm mich dann in den Arm und sagte: Das war Größe.“ Der Todestag ihres Mannes und was danach folgt, laufen für Magret Brameier ab wie in einem Film. &bdquo;Es war ein Wechselbad der Gefühle. Für so etwas gibt es kein Drehbuch.“ Ausdauersport: Versmolderin läuft sich Sorgen von der Seele Magret Brameier verfolgt alle Schritte, die nach dem Tod ihres Mannes geschehen. Sie ist dabei, als der Leichnam aus dem Wohnzimmer abgeholt wird. Die Beerdigung zehn Tage später organisiert sie weitestgehend selbst. Das übliche Kaffeetrinken findet im Wohnzimmer der Brameiers statt. Dabei hat sie viel Hilfe. Versmolderin findet Hilfe bei Ehrenämtern und der Familie &bdquo;Meine Brüder sind der Knaller, ohne sie wäre ich total aufgeschmissen“, sagt die Versmolderin. &bdquo;Ich habe jetzt noch einmal gemerkt, wie wichtig die Familie ist.“ Ihre Enkelin ruft sie regelmäßig, fast täglich, an. Meistens nachmittags, wenn Magret und Karl-Heinz Brameier zusammen Kaffee getrunken haben. Und dann sind da ihre Ehrenämter. &bdquo;Ich habe eigentlich immer etwas zu tun.“ Brameier engagiert sich bei der Versmolder AWO. Noch immer besucht sie die Selbsthilfegruppe pflegender Angehöriger. Magret Brameier arbeitet beim ehrenamtlichen Besuchsdienst mit und hat erst vor Kurzem das Projekt &bdquo;Gemeinsam statt einsam“ mit ins Leben gerufen. &bdquo;Wenn ich das alles nicht hätte, würde ich nur in der Ecke sitzen und weinen“, gesteht sie. Eine weitere Stütze findet Magret Brameier bei der Hospizgruppe. Seit April kommt eine ehrenamtliche Trauerhelferin. Anfangs alle zwei Wochen, inzwischen einmal im Monat. &bdquo;Gespräche laufen oft so ab wie das hier jetzt. Die Angehörigen melden sich, sind oft verzweifelt und fragen um Rat“, erklärt Silke Schadwell. Während Magret Brameier erzählt, hört die Koordinatorin der Hospizgruppe zu, wirft nur gelegentlich verständnisvolle Worte in den Raum. Die Hospizgruppe mit ihrem Büro direkt gegenüber vom Rathaus hilft den Menschen rund um das Ende ihres Lebens. Magret Brameier kann bestätigen, wie gut das tut. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Hospizgruppe Versmold e.V. (@hospizgruppeversmold) &bdquo;Dafür brauchen wir ehrenamtliche Hilfe“, wirbt Schadwell. Das Gespräch zwischen ihr und Magret Brameier kreist inzwischen fast schon um Alltagsthemen. Der neue Hospizkurs startet am 23. Januar 2026 und beinhaltet diesmal sogar ein kurzes Praktikum in der Palliativstation in Warendorf. Noch sind einige Plätze frei, und das derzeit 25-köpfige Helferteam aus Versmold freut sich über neue Gesichter. Neuer Hospizhelfer-Kurs in Versmold ab Januar 2026 Wie wichtig die Arbeit rund um das Thema Trauer ist, hat Magret Brameier mit aller Deutlichkeit erlebt. &bdquo;Wir haben eine tolle Ehe geführt“, schwelgt sie in Erinnerungen. &bdquo;Unsere Goldene Hochzeit haben wir ganz toll gefeiert. Wir hatten auch schon Pläne für unsere Diamantene. Aber das war uns nicht mehr vergönnt.“ Aber Magret Brameier ist sich sicher, dass dann die Familie wieder zusammenkommt. Sie haben neue Rituale entwickelt. So wie am Todestag am vergangenen Montag. Am Grab ihres Mannes herrschte dann einen Moment Stille. &bdquo;Die Trauer ist noch immer ein Begleiter“, sagt die Versmolderin. Aber dank der vielen Unterstützung hat sie ihr Lächeln und ihren Mut nicht verloren. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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