Erster 24/7-Supermarkt in Versmold: Wie stehen die Chancen für Tante Enso?

Versmold. Im Haller Ortsteil Hörste atmete man im Herbst vorzeitig auf. Gut eine Woche vor Fristende waren dort genügend Teilhaber am genossenschaftlichen Supermarkt gefunden. Noch früher, nämlich vor der eigentlichen Kampagne, war in Künsebeck dieses wichtige Etappenziel erreicht. In beiden Dörfern können die Bürgerinnen und Bürger seit vergangenem Jahr bei Tante Enso einkaufen. In Versmold setzt man zurzeit alle Hebel in Bewegung, um die Nahversorgung zurück nach Loxten zu holen. Die Zeit drängt. Die nächsten Tage zählen und entscheiden darüber, ob Versmold seinen ersten 24/7-Supermarkt bekommt. Die Kampagne läuft noch bis kommenden Mittwoch, 26. Februar. Genau eine Woche zuvor liegen der Bremer Enso eCommerce GmbH 458 vollständige Teilhaberanträge vor. Weitere 40 befinden sich in der Bearbeitung. Das sind unterm Strich eine Woche vor Fristende knapp 500 - und damit 200 zu wenig. Es braucht also im Endspurt einen enormen Kraftakt, um die Bedingungen des Betreibers aus Bremen zu erfüllen. Im Vergleich zu Hörste und Künsebeck sowie anderen Standorten in Deutschland gibt es einen entscheidenden Unterschied: Nicht 400 Anteilseigner sind erforderlich, sondern Tante Enso fordert in Loxten sogar 700. Stadt Versmold und Betreiber haben Bäcker-Frage geklärt Was mit der Lage zu tun hat, wie Geschäftsführer und Tante-Enso-Gründer Thorsten Bausch im Dezember bei einer Präsentation des Konzeptes in der Versmolder Politik erläuterte. Aus dem knapp 3.000 Einwohner großen Ortsteil erreicht man vergleichsweise schnell umliegende Lebensmittelmärkte, also potenzielle Wettbewerber. Die Enso eCommerce GmbH geht davon aus, dass sie mindestens 700 Gesellschafter aus dem Einzugsgebiet benötigt, quasi als zuverlässigen Kundenstamm und damit wirtschaftliche Grundlage für den Betrieb des 24/7-Supermarktes. Eine zu hohe Hürde? Mehr zum Thema Einkaufen: Traum erfüllt: Junges Pärchen in Werther kauft Supermarkt Eine ambitionierte Größe, weiß auch Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Die Zahl sei aber nachvollziehbar von Tante Enso hergeleitet worden. Daran, dass die Pläne scheitern könnten, mag er momentan nicht denken. &bdquo;Ich bin weiterhin überzeugt, dass wir die 700 schaffen können“, sagt der Verwaltungschef und betont: &bdquo;Dafür ist es aber jetzt höchste Zeit, dass diejenigen, die noch überlegen, in den verbleibenden sieben Tagen einen Anteil zeichnen und auch noch mal andere motivieren, dies ebenfalls zu tun. Es ist wirklich die letzte Chance für Loxten, eine Nahversorgung im Ort zu bekommen. Es wäre schade, wenn viele Loxtenerinnen und Loxtener diese ungenutzt verstreichen lassen! Das Dorf hat es in der Hand.“ Eine gute Nachricht gab die Stadt bereits Anfang der Woche bekannt. Ein ortsansässiger Bäcker wäre definitiv mit im Boot und würde den zukünftigen Tante-Enso-Markt täglich mit frischen Backwaren beliefern. Damit könnte ein zentraler Wunsch der Menschen in Loxten umgesetzt werden. Innovativer 24/7-Supermarkt hat Erklärungsbedarf Wie wichtig den Bürgern eine wohnortnahe Einkaufsmöglichkeit ist, das bekamen die Patinnen und Paten in den vergangenen Wochen in zahlreichen Gesprächen gespiegelt. &bdquo;So viele warten darauf, so viele freuen sich darauf, jetzt darf niemand zögern“, sagt Heike Kraak stellvertretend für die Ehrenamtlichen im Ort, die sich in besonderer Weise für das Vorhaben engagieren. Die Paten haben an den Haustüren geklingelt, es gab eine gut besuchte Bürgerveranstaltung, die Stadt hat einen Image-Film erstellen lassen und es werden Sprechstunden im Gebäude des früheren Dorfladens in Mittel-Loxten angeboten. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, berichtet Heike Kraak von den Sprechstunden. &bdquo;Die Leute sind alle begeistert.“ Fragen, die aufkamen, seien technischer oder organisatorischer Natur gewesen: Wie funktioniert die Registrierung, wie die Tante-Enso-Karte, welche Vorteile bringt sie, was passiert mit den 100-Euro-Anteilen, wenn das Projekt nicht realisiert wird? Das 24/7-Supermarkt-Modell hat offenbar Erklärungsbedarf. Lesen Sie auch: Hofladen, SB-Hütte und Co.: Versmolder Betriebe rücken näher zusammen Heike Kraak vermutet, dass genau dies manche Menschen zögern lässt und sie noch skeptisch sind. &bdquo;Bei Neuem tasten manche sich vielleicht lieber vorsichtig heran.“ Doch genau dafür sei in diesem Fall keine Zeit. &bdquo;Abwarten funktioniert nicht. Wir können das jetzt nur gemeinsam schaffen“, sagt Heike Kraak. Tante-Enso-Paten helfen im Endspurt in Versmold In dieser Woche sind die Paten jüngst im Unternehmen Reinert/TFB gewesen, denn auch deren Mitarbeitende dürfen Anteile zeichnen. Zudem wurde mit Kita und Grundschule gesprochen, die ebenso zur Zielgruppe des Genossenschaftsmodells zählen. Wer noch weitere Informationen oder Unterstützung beim Kauf eines Anteils benötigt, ist zur Paten-Sprechstunde von Melanie Engler und Rüdiger Sandkühler am Freitag, 21. Februar, von 10.30 bis 12.30 Uhr im Dorfladen eingeladen. Außerdem werden die Paten am Wahlsonntag (23. Februar) von 10 bis 16 Uhr vor den Loxtener Wahllokalen in der Grundschule für Gespräche zur Verfügung stehen. Die Kampagne wird von den Akteuren im Ort gestaltet. Das Bremer Unternehmen steht begleitend zur Seite und ist während der Zeit in engem Austausch mit den Paten sowie den Kommunen. &bdquo;Wir schauen gemeinsam, welche Rädchen noch gedreht werden können. So ging zum Beispiel am Montag noch einmal ein Newsletter an alle Teilhaber raus mit dem Aufruf, Anteile zu zeichnen“, informiert die Presseabteilung von Tante Enso. Dass ein Vorhaben an den erforderlichen Teilhabern scheitert, komme nur sehr selten vor. Insofern ist man auch seitens des Betreibers zuversichtlich, das Ziel für Loxten zu erreichen. Zudem bleibt eine weitere Option: &bdquo;Wenn am kommenden Mittwoch die erforderliche Teilhaberzahl noch nicht gegeben ist, dann gibt es die Möglichkeit, die Kampagne um eine Woche zu verlängern.“ Wer sich digital informieren und registrieren möchte, findet alle Informationen weiterhin unter loxten.tanteenso.de.

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