
Versmold. Rund ein Drittel der Plätze in den städtischen Wohnheimen für geflüchtete Menschen sind noch frei. „Insgesamt ist die Situation in den Unterkünften auf einem hohen Niveau“, vermeldete die Verwaltung in der bisher letzten Sitzung des Sozialausschusses BIGKISS. Trotz der verfügbaren Plätze schlägt die Stadt Alarm: „Eine Aufnahme in vergleichbarer Anzahl wie in 2023 (212) ist nur mit Auszügen in privaten Wohnraum (...) möglich.“ Und genau da sieht die Verwaltung um Flüchtlingsberater Lukas Klein enormes Potenzial.
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Als der Krieg in der Ukraine 2022 begann, erlebte Versmold eine Welle der Solidarität. Etliche Privatleute boten ihren Wohnraum an, um Geflüchtete aus Osteuropa aufzunehmen. „Das ist jetzt zwar zwei Jahre her, aber die Not ist immer noch groß“, meint die Öffentlichkeitsbeauftragte Jennifer Wehmöller. Lukas Klein verdeutlicht das Gelingen des Konzeptes.
Derzeit sind 129 Menschen aus der Ukraine bei der Stadt registriert. Das ist gut ein Drittel aller Geflüchteten. Davon leben 49 in privaten Unterkünften. Es dürften mehr werden, wie Klein sagt. Er ist von dem Konzept überzeugt. „So gelingt Integration doch viel leichter.“ Und die ist auch notwendig. Denn schließlich weiß niemand, wie lange der Konflikt in der Ukraine noch andauert.
Kein Eingriff in Versmolds Wohnungsmarkt
Bei einem Pressetermin macht Lukas Klein nicht nur deutlich, dass weiterer Wohnraum für ukrainische Menschen gesucht wird, sondern räumt auch mit Vorurteilen auf. Wer seine Räume zur Verfügung stellt, kann damit kein Geld wie mit einer herkömmlichen Mietwohnung verdienen. „Wir zahlen lediglich eine Pauschale pro Kopf. Damit sind Fix- und Nebenkosten gedeckt“, klärt der Stadtmitarbeiter auf. Außerdem sei die Vermittlung kein Eingriff in den normalen Wohnungsmarkt.
Dieser ist in Versmold angespannt. Gerade bezahlbare, kleinere Wohnungen sind nur schwer zu finden. Derzeit gibt es nur wenige Angebote in einschlägigen Anzeigenportalen. „Die Objekte, die wir vermitteln, sind für den normalen Mietmarkt aber gar nicht geeignet“, unterstreicht Lukas Klein. Er nennt ein Beispiel: „Eine Unterbringungsmöglichkeit hat einen gemeinsamen Flur und eine gemeinsame Eingangstür. Das würde man so nicht vermieten.“ Oft würden die privaten Unterkünfte als eine Art Sprungbrett dienen, bis die Untergebrachten auf dem normalen Wohnungsmarkt Fuß fassen können.
Es habe auch Fälle gegeben, in denen Lukas Klein Möglichkeiten ablehnen musste - dann zum Beispiel, wenn der Platz zu begrenzt ist oder es sich um heruntergekommene Räumlichkeiten handelt. Die Unterkünfte werden jedenfalls vorab von den städtischen Mitarbeitern aufgesucht und entsprechend begutachtet.
Aktuelle Lage in Versmold
Über die städtische Homepage können mit dem entsprechenden Formular Angaben zu Wohnraumgröße oder zur maximal verfügbaren Mietdauer gemacht werden. Lukas Klein aus dem Gebäudemanagement beantwortet alle Fragen, die rund um die Vermietung anfallen. Er ist unter Tel. 0523 954269 oder unter wohnraum@versmold.de erreichbar.
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Klein hat auch einen Überblick über die aktuellen Flüchtlingszahlen. Diese wurden während der jüngsten Sitzung im BIGKISS veröffentlicht. Demnach betrug die Belegungsquote mit Stand vom 11. November 68 Prozent. Derzeit werden 362 Personen betreut. Von diesen Menschen sind insgesamt 243 auszugsberechtigt, könnten also eine Privatwohnung beziehen. Außerdem sind 66 Menschen in einem laufenden Asylverfahren, 56 sind bereits abgelehnt. Davon bestreiten 29 ein gerichtliches Klageverfahren. In diesem Jahr wurden bisher 174 Menschen zugewiesen, eine Person wurde abgeschoben, und 13 sind freiwillig ausgereist.
Dass die Situation mit geflüchteten Menschen derzeit schwierig ist, verdeutlichte die Stadt bereits im Sommer. Damals waren rund 73 Prozent der städtischen Betten belegt. Vor allem der Zuzug größerer Familien mit mehreren Kindern erfordere Kreativität und einen hohen logistischen Aufwand, hieß es.