Anwohner wettern gegen geplante Dirt-Bike-Strecke in Versmold

Versmold. Am späten Montagnachmittag versammeln sich mehrere Anwohnerinnen und Anwohner des Kaupmanns Kamp und aus dem umliegenden Wohngebiet am Bolzplatz an der Wiesenstraße. Im Hintergrund hoppelt gerade ein Hase über den Feldweg. Auf den Wiesen drumherum halten sich zurzeit viele Kanadagänse auf. Auch Kraniche machen unweit der Stelle Rast auf ihrer Reise. Rebhühner, Brachvögel und Rehe haben hier ihr Zuhause. &bdquo;Ein sensibles Stück Natur. Hier ist die Welt noch in Ordnung“, sagt Roswitha Hedke - und sieht diese Idylle am Rande des Naturschutzgebietes Versmolder Bruch nun durch die Pläne der Stadt in Gefahr. Der Naturschutz-Gedanke ist nur einer von vielen Punkten, den die Bürgerinnen und Bürger mit zum Pressetermin gebracht haben. Sie möchten ihrem Ärger Luft machen, aber keinesfalls nur gegen die geplante Dirt-Bike-Strecke wettern, sondern mit Argumenten überzeugen und Alternativ-Vorschläge machen. &bdquo;Wir sind dafür, Jugendliche zu fördern und ihnen Angebote zu machen“, betont Roswitha Hedke im Namen der Anlieger. &bdquo;Aber macht es Sinn, viel Geld zu investieren für eine unbekannte Nutzerzahl und an einer Stelle, wo die Infrastruktur überhaupt nicht dafür ausgelegt ist?“, fragt ein Mitstreiter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Im Frühjahr 2023 stellte die Stadt erstmals die Pläne für das Areal an der Wiesenstraße, südlich vom Kaupmanns Kamp vor. Neben dem Bolzplatz soll auf einer bisher als Ackerland genutzten Fläche eine hügelige Geländestrecke angelegt werden, auf der Tricks und Sprünge trainiert werden können. Im Rathaus rechnet man mit etwa 80.000 Euro Kosten; 65 Prozent davon gefördert vom Land NRW. Gerade vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage kritisieren die Anlieger sowohl die Investition, als auch Folgekosten und Pflegeaufwand. Dirt-Bike-Strecke soll auf früherem Acker entstehen Mit der etwa 3.500 Quadratmeter großen Dirt-Bike-Strecke - die Stadt pachtet die Fläche - soll ein Wunsch aus der Bevölkerung umgesetzt werden, der immer wieder an die Verwaltung herangetragen worden war, hieß es aus dem Rathaus dazu. Schon die Soccer-Anlage an der Schulstraße und der Skatepark am Stadtpark waren Ideen aus der Spielleitplanung. Die Kritiker nun zweifeln den tatsächlichen Bedarf für eine solche Geländestrecke an. Die Jugendlichen, die seinerzeit befragt worden waren, seien inzwischen älter. &bdquo;Warum wird nicht erst mal ermittelt, ob es überhaupt noch Bedarf gibt?“, fragt ein Anwohner. Die Kritiker verweisen zudem auf vorhandene Gelände in Nachbarorten. Unabhängig davon - grundsätzlich halten die Anlieger den Standort in Versmold für ungeeignet. &bdquo;Es muss wieder eine Fläche der Landwirtschaft entnommen werden“, kritisiert Roswitha Hedke. In der Nachbarschaft selbst seien kaum Kinder oder Jugendlichen als potenzielle Nutzer. Da Dirt-Bikes nicht für den Straßenverkehr zugelassen seien, könnte man auch nicht einfach mit den Rädern dorthin fahren. Die Befürchtung: eine Zunahme des Verkehrs und vor allem Parkprobleme rund ums Gelände am Rand des Naturschutzgebietes. Vor dem Hintergrund, dass die Dirt-Bike-Anlage möglicherweise auch Fahrer aus umliegenden Orten nach Versmold locken wird, seien zehn Stellplätze zu wenig. Anwohner befürchten Park-Chaos und Ruhestörung Dazu kommen die Nutzer der Kleingartenanlage, die unweit der Dirt-Bike-Strecke zu den TWE-Bahnschienen hin entstehen soll. Die Schrebergärten an der Bielefelder Straße mussten für die Erschließung des Neubaugebietes südlich der Sandbreede weichen. An der Wiesenstraße soll im größeren Umfang Ersatz geschaffen werden. &bdquo;Das alles findet bei gutem Wetter statt. Hat jemand eine Vorstellung davon, was hier dann abgeht?“, nehmen die Anwohner Stellung. Schon heute, schildern sie, gebe es am Bolzplatz immer wieder Probleme mit Müll und Ruhestörung. Diese Befürchtung wurde auch seitens der Politik vor einem Jahr laut, als sie ins Bauleitverfahren für die Fläche eingestiegen war. &bdquo;Da müssen wir uns Gedanken machen, sonst wird das Ordnungsamt dort öfter vor Ort sein“, meinte beispielsweise Sascha Flottmann (UWG), der früher selbst in der Nähe wohnte und von &bdquo;Halli-Galli“ an manchen Abenden berichtete. Bis zum gewissen Grad, sagen die Anwohner, sei das in Ordnung. &bdquo;Irgendwo müssen die Jugendlichen ja hin“, räumt eine Versmolderin ein. Um die Nutzung besser zu steuern, mache eine eingezäunte Fläche mit Nutzungszeiten aus ihrer Sicht Sinn - vorgesehen ist das in den bisherigen Plänen nicht. Lärmbelästigung, wild parkende Fahrzeuge oder Hinterlassenschaften in der Natur wollen die Anwohner des Kaupmanns Kamp jedenfalls nicht hinnehmen und haben im Zuge der frühzeitigen Bürgerbeteiligung und bei der Informationsveranstaltung ihre Kritik eingebracht. Vorschlag: Dirt-Bike-Strecke in Nähe zu Schulen Vielmehr sprechen sich die Bürger beim Ortstermin dafür aus, ein solches Angebot dort zu schaffen, wo entsprechende Infrastruktur vorhanden sei und sich junge Leute ohnehin aufhielten. Als Beispiele nennen die Anwohner den Bereich am Parkbad oder die Schulgelände. So könnten beispielsweise Schul-AGs eingebunden werden und damit auch Jugendliche die Aktivität ausüben, die nicht aus privilegierten Familien stammen, die sich ein solches Rad leisten könnten. Für weitere Kleingarten-Parzellen halten sie eine Erweiterung der Anlage an der Breslauer Straße für sinnvoller; das Ganze organisierter als es heute der Fall ist. Durch eine Satzung und einen Verein könnte die Nutzung besser geregelt werden. Die Stadt hatte vor einem Jahr angekündigt, über Nutzungsverträge Vorgaben zur Gestaltung machen zu wollen und bei der Vergabe die Personen genau auswählen zu wollen. FDP-Fraktionsvorsitzender Henry Lucas Lohmann, der in der Nachbarschaft wohnt, ist zum Ortstermin gekommen, um sich die Argumente der Anwohner anzuhören und diese mit in die weitere politische Beratung zu nehmen. Parallel zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit lief vor kurzem die Behördenbeteiligung. Die Anregungen werden im nächsten Schritt in die Politik gehen, es folgt die Entwurfsoffenlage mit erneuter Beteiligung, bevor Bebauungs- und Flächennutzungsplan final beschlossen werden. Die Anwohner hoffen, dass ihre Punkte dabei Berücksichtigung finden.

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