75 Jahre Ehe: Versmolder Paar liebt die Musik und die große Familie

Versmold. Auf 75 Ehejahre können Annemarie und Gerhard von Stürmer zurückblicken. Der 97-jährige Senior und seine fast gleichaltrige Ehefrau begehen den seltenen Ehrentag mit rund 40 Gästen, darunter ihre vier erwachsene Kinder, sieben Enkel und zehn Urenkel. Die Kriegswirren und die Liebe zur Musik hatten entscheidenden Einfluss auf das Kennenlernen des Jubelpaars. Annemarie von Stürmer wuchs in Wanne-Eickel auf. Dort erlebte sie die Zeit im Arbeitsdienst und die entbehrungsreiche Zeit des Zweiten Weltkrieges. &bdquo;Am Kriegsende war alles zerstört. Es gab kaum etwas zu essen und zu trinken. Es war einfach schlimm und ich wollte nur noch weg", erinnert sie sich. Das bekommt eine Nachbarin mit, die ihr eine Adresse in Peckeloh gibt. Als junge Frau allein zu Fuß nach Versmold Einige Wochen nach Ende des Krieges macht sich im Juni 1945 die damals 19-Jährige zu Fuß auf den rund 160 Kilometer langen Weg nach Ostwestfalen. &bdquo;Drei Tage war ich unterwegs", erzählt sie, dass sie sich am Ruhrschnellweg und der damaligen Autobahn Köln-Königsberg orientierte. Angekommen in Gütersloh ging sie über Bahnschienen bis zum Bahnhof Niedick und weiter zur Adresse in Peckeloh. In Versmold fand sie eine Lehrstelle als Hauswirtschafterin in der ehemaligen Gaststätte Bröcker. Gerhard von Stürmer verlebte seine Kindheit und Jugendjahre in Bärwald in Pommern. Er begann eine Lehre zum Kfz-Mechaniker, die er damals nicht beenden konnte. &bdquo;Mit 17 Jahren musste ich zum Reichsarbeitsdienst und 1943 wurde ich eingezogen", schaut er auf das einschneidende Erlebnis zurück. Die Kriegsjahre überlebte er unverletzt, ebenso überstand er die drei Jahre in amerikanischer Gefangenschaft. Zum Thema: Dieses Goldhochzeits-Paar ist überzeugt, dass es die Liebe auf den ersten Blick wirklich gibt &bdquo;Ich habe in der Küche gearbeitet und hatte dadurch immer genug zu essen", beschreibt er die Jahre. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft kam Gerhard von Stürmer 1946 von der Normandie nach Versmold. &bdquo;Dort lebten zwei Schwestern von meinen insgesamt sechs Geschwistern. Nach Pommern konnte ich ja nicht zurück", schildert er seinen Entschluss. Im ehemaligen Autohaus Orth beendete der junge Mann seine Kfz-Lehre. Später arbeitete er bis zur Rente als Techniker in Bielefeld. Zusammenhalt auch in schlechten Zeiten Seine Ehefrau lernte Gerhard von Stürmer bei einem Mandolinenkonzert kennen. &bdquo;Meine Schwestern hatten mich mitgenommen. Annemarie spielte im Orchester Gitarre", erinnert sich der 97-Jährige, der selbst 50 Jahre im MGV Loxten sang, an die erste Begegnung. Die beiden kamen sich näher, wurden ein Paar und 1948 fand die Trauung in der Versmolder Petri-Kirche mit Pfarrer Engelking statt. &bdquo;Ich hatte ein weißes Kleid aus Seide und als Blumenstrauß Callablüten", erzählt die Jubelbraut. 1956 bauten die Eheleute ein Haus im Ortsteil Loxten, wo sie vier Kinder großzogen. &bdquo;1964 kauften wir unser erstes Auto", erinnert sich der Jubelbräutigam. In Loxten leben sie heute noch selbstständig. Nur Aufgaben wie Einkaufen, den Haushalt sowie technische und schriftliche Aufgaben erledigen die Kinder. Das Paar teilt ein Leben lang die Liebe zur Musik und beide sind überzeugt davon, dass man für eine lange Ehe auch in schlechten Zeiten zusammenhalten muss. Weihnachten kegelt die Familie immer gemeinsam Für Abwechslung im Ehealltag gehörten auch Wandern, Radfahren mit der Nachbarschaft sowie Urlaube an der Nord- und Ostsee. Zudem haben die treuen Leser des &bdquo;Haller Kreisblatts" Freude am Kegeln. Seit 40 Jahren laden sie die Familie Weihnachten zum Treffen auf die Kegelbahn ein. Bei vielen Aktivitäten müssen von Stürmers altersbedingt inzwischen kürzertreten. Aber an Familienzusammenkünfte möchten sie sich das rüstige Ehepaar noch lange erfreuen. Ein willkommener Anlass ist das Fest der Kronjuwelenhochzeit, zu dem das &bdquo;Haller Kreisblatt" herzlich gratuliert.

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