Pandemie und Krieg in der Ukraine: Logistikbranche unter enormem Druck

Versmold. &bdquo;Die Corona-Infektionszahlen sind unvermindert hoch, entsprechend groß ist weiterhin der Aufwand, der im Hinblick auf Hygiene- und Sicherheitskonzepte betrieben wird", berichtet Nagel–GroupSprecher Julian Mester zur Frage nach der aktuellen Situation beim Versmolder Logistikriesen. Und kann dennoch anfügen: &bdquo;Quarantänebedingte Personalausfälle werden durch den großen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgefangen." Planbarkeit erschwert Anders die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine: Sie erschweren die Planbarkeit der operativen Abläufe und der wirtschaftlichen Entwicklung. &bdquo;Die Entwicklung der Energiekosten und speziell die Dieselpreise stellen eine große Belastung dar", räumt der Sprecher ein. Und das bei weiterhin großer Nachfrage nach Lager- und Transportdienstleistungen. Die bewegten Volumina übertreffen aktuell sogar noch das Vorjahr. Hohe Dieselpreise Eindrücklich hat dies Carsten Taucke, CEO des europaweit agierenden Versmolder Logistikkonzerns Nagel-Group, zuletzt auf der Verkehrspresse-konferenz des Groß- und Außenhandelsverbandes BGA erläutert. &bdquo;Die hohen Energiepreise zwingen die Logistikbranche in die Knie. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, die steigenden Diesel- und Gaspreise zu stemmen", erklärte Taucke, zugleich BGA-Präsidiumsmitglied. Versorgung gefährdet &bdquo;Die beschlossene Senkung der Mineralölsteuer ist ein erster richtiger Schritt", fuhr er for. &bdquo;Allerdings ist die Entlastung auf drei Monate befristet. Das reicht nicht aus. Die Wirtschaft braucht grundsätzlich bezahlbare Energiepreise. Um die Versorgung der Bevölkerung nicht zu gefährden, muss eine Insolvenzwelle in der Transportbranche abgewendet werden", warnte Taucke, vor den wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine für die deutsche Transportbranche. Auswirkungen unabsehbar In dem Zusammenhang stellte der Vorsitzende des BGA-Verkehrsausschusses auch klar: &bdquo;Wir tragen die Sanktionen aus Überzeugung mit. Dennoch sind sie ein zusätzlicher Belastungsfaktor. Die Auswirkungen des Krieges für die deutsche Wirtschaft sind bislang kaum absehbar. Energiekosten und Einkaufspreisen steigen massiv. Logistik-, Finanzierungs- und Versicherungsprobleme nehmen zu. Es kommt zu ganz konkreten Lieferausfällen beispielsweise bei Holz, Stahl und Aluminium." Und erklärte die Problematik an dieser Kettenreaktion. Lieferketten in Gefahr &bdquo;Die Sanktionen beeinflussen die Lieferketten in einer Region, die für den Transport zwischen Asien und Europa entscheidend ist. Das führt zu erheblichen Kostenerhöhungen durch das Ausweichen auf alternative Routen oder Transportmittel – und durch die steigende Energiepreise", so Taucke. &bdquo;So ist der World-Container-Index in dieser Woche noch 67 Prozent höher als vor einem Jahr. In Folge des Krieges in der Ukraine gehe ich von einer weiteren Steigerung der Frachtraten aus", betonte der Verkehrs- und Logistikexperte. Lesen Sie auch: Omikron verschlimmert Personalmangel: Logistik in OWL im Krisenmodus Akuter Personalmangel Und er hat noch weitere Beispiele für die Not der Logistikbranche: &bdquo;Auf den seit längeren akuten Personalmangel in der Logistik gibt es bislang keine Antworten. Wir müssen schnell gemeinsame Lösungen finden, denn der Lkw-Fahrer ist nach wie vor die Stütze der Logistik. Viele Fahrer stammen aus der Ukraine und Russland. Die Ausfälle können wir nicht ersetzen. In Deutschland fehlen aktuell ca. 60.000 bis 80.000 Berufskraftfahrer." Es fehlen Paletten Derweil warnt die Verpackungslobby infolge der Sanktionen gegen Russland vor einem weiteren Problem: Das betrifft den Mangel an Paletten. Schon in einigen Wochen könnten die ersten Firmen gezwungen sein, ihre Produktion runterzufahren, erklärte jetzt der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung (HPE) mit. Der Grund: Den deutschen Palettenherstellern droht eine extreme Materialknappheit, weil ihre Nagel-Lieferanten keinen Stahl mehr aus Russland bekommen. 90 Prozent des Drahtstahls, die für die Produktion von Paletten-Nägeln erforderlich sind, kommen laut dem Verband aus Russland. Wegen der Sanktionen seien aber Stahllieferungen untersagt. Alternativen, auf die man kurzfristig ausweichen könnte, gibt es nicht. Dabei haben Paletten haben für Industrie und Handel eine immense Bedeutung: Kartons mit Lebensmitteln oder Technikwaren werden auf Paletten transportiert. Nagel investiert in Zukunft &bdquo;Für die Zukunft der Branche werden die Themen Digitalisierung und Automatisierung die größten Auswirkungen haben", schließt Mester den Blick auf den Nagel-Konzern inmitten von großen Herausforderungen. &bdquo;Wir befinden uns bei der Nagel-Group in einem Modernisierungsprozess, der unsere Prozesse, Systeme und unser Netzwerk zukunftsfähig macht. Dafür investieren wir viel Zeit und Geld und es ist noch ein Weg zu gehen, die jüngsten Entwicklungen sind aber sehr positiv."

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